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Der Drache am Himmel

Der Drache am Himmel

Titel: Der Drache am Himmel
Autoren: Andreas Sommer
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Nur dass er ihr es wahrscheinlich nicht abnimmt. Aber darauf kommt es nicht mehr an. Von nun an mag es laufen, wie es will. Aldo mag sagen, was er will: Sie kapituliert. Sie hat sich vorgestellt, dass sie ihn zur Räson bringen könnte. Irgendwie hat sie es sich auch als seine Rettung vorgestellt. Doch dieser Aldo will keine Chance. Er könnte weiß Gott dem Deubel die Suppe versalzen , denkt sie, ja, das könnte er, jeder kann das! Aber dieser Mensch da will es nicht …
    Rosa schrickt auf, weil Aldo aufsteht: »Salvatore also, he?«, raunzt er sie an.
    »Es geht nur um dich«, gibt sie zurück.
    »Ich habe ja alle seine Schweigezahlungen entdeckt. In seinen Bumsgeschichten hatte er Ordnung, der Padrone, und hat sogar seine libidinöse omertà dokumentiert. Du hast mit Abstand am meisten bekommen. Ein stolzes Haus, tja. Jetzt ist mir auch klar, warum. Severin! Nicht zu fassen! Ich sitze also in der Falle, das willst du doch wohl sagen, oder?«
    Eigentlich will Rosa nur fort von hier. Maurice und Lilith warten sicher schon im Bandkeller. Dass Aldo ihr ohne Weiteres abnimmt, dass Severin sein Halbbruder ist, wundert sie schon gar nicht mehr. Geld halt! Geld hat für einen Aldo Beweiskraft. Salvatores exorbitante Summe kommt ihm wohl als Vaterschaftsanerkennung vor. Und doch wirkt er irritiert. Scheint zu zögern. Vielleicht müsste sie einen letzten Vorstoß wagen. Ist es nicht zum Schreien, dass ausgerechnet Salvatores verleugneter Sohn Severin auf einmal ihre Trumpfkarte sein könnte? Doch Aldo müsste sich wieder setzen. Für Rosa scheint plötzlich alles davon abzuhängen, dass sie ihn wieder auf ihre Augenhöhe herabzwingen kann …
    »Setz dich, Aldo!«
    »Ja?«
    »Ich meine, dass du immer noch wählen kannst«, murmelt Rosa wie abwesend und täuscht ihn, denn unmittelbar darauf überfällt sie ihn herrisch: »Setz dich endlich wieder!« Verdattert macht Aldo einen Schritt zurück und lässt sich in seinen Sessel fallen: »Du hast ja bestens zu meinem Alten gepasst.«
    »Niemand hat das. Niemandem tat er gut.«
    »Aber eine Geliebte kann jederzeit gehen. Ein Sohn kann das nicht.«
    »Söhne werden erwachsen. Manche werden dabei groß, andere bleiben klein.«
    »Man ist geistreich, ja?«
    Ungerührt kontert Rosa: »Halt den Mund. Ich will kein Palaver mit dir. Du hast mein Wort und deinen Stift. Auf diesen beiden Blättern will ich deine Unterschrift sehen, Aldo Bellini. Damit erkennst du deine Schuld an, verpflichtest dich zu zahlen und die Sans Papiers bekommen ein legales Leben. Salvatore hätte nicht unterschrieben. Aber ihm hätte ich auch nicht mein Wort gegeben.«
    »Eine große Rede! Dafür willst du fünf Millionen und meinen Ruin.«
    »Ja.«
    »Juristisch kommst du damit nie …«
    »Vergiss es!«, brüllt Rosa ihn an. »Noch einmal: Ich habe nichts zu verlieren, ganz im Gegensatz zu dir. Du hast immer noch nichts begriffen, immer noch nicht. Also bring deinen Bruder um. Danach werde ich vielleicht aufgeben, vorher aber nicht. Unterschreib! Auch wenn dir Wiedergutmachung keinen Pfifferling wert ist. Und deine Ehre ist dir wahrscheinlich auch nichts mehr wert. Ich will dir etwas verraten, Aldo: Severin war jahrelang neidisch auf dich. Das Leben, das du führtest! Dieser reiche, berühmte Vater! Euer Swimmingpool! Die Residenz! So einen seltsamen Bruder hast du. Also wähle, Bellini: Unterschrift oder Krieg. Loslassen oder Brudermord.« Und weil Rosa sich in Rage geredet und sich damit selbst mehr verstört hat, als ihr guttut, schreckt sie jetzt auch vor dem finalen Dolchstoß nicht zurück. Eben ist es ihr eingefallen und schon schreit sie höhnisch heraus: »Bring deinen Bruder um. Und bete dafür, bete, Aldo Bellini, dass dein Sohn Fabio nicht eines Tages seine Schwester tötet. Der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom Stamm.«
    Vom Polizeiwagen in der Nähe abgesetzt, verkriecht sich Lilith in den Bandkeller, nimmt Platz auf einem Hocker und wartet auf Rosa. Nur eine kleine Leuchtkette gibt etwas Licht. Es kommt ihr vor, als sei sie stundenlang gerannt, jedenfalls fühlt sie sich auch innerlich außer Atem … Es ist still, totenstill, sogar die Instrumente wirken, als seien sie ewig nicht mehr gebraucht worden. Es wird halb elf, elf, sie wartet und bleibt gefangen im immer gleichen Gedankenkreis: Was ist schiefgelaufen, warum ist es schiefgelaufen, wieso hat Maurice nicht sofort Reißaus genommen? Natürlich war Rosas Plan verrückt. Aber sie hatten doch alles so gut vorbereitet, Maurice trug
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