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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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Minderheit. Man muss einem Tier auch im Tod seine Würde
lassen — und nicht ein Möbelstück daraus machen.“
    Der Opa nickte und brummelte —
mit Blick auf seinen Drahtesel: „Verdammt! Jetzt geht die Luft schon wieder
raus.“
    Tim und Gaby kehrten zum Wagen
zurück.
    Mike war enttäuscht, entschied
sich dann, noch heute nach Wien zu reisen — wegen der Nachforschungen bei den
Mietern von 1935 bis 1947 — danach nach Hamburg und — falls noch erforderlich —
mit Mortibodi nach dessen Rückkehr aus Italien zu sprechen wegen eventueller
Präparate aus Großvater Baldurs Besitz.
    „Dann sind wir auch wieder
zurück“, meinte Tim, „aus Springfield in Virginia. Gaby und ich bleiben nämlich
nur eine Woche. Wir haben einen Billigflug — fast umsonst — und amerikanisches
Englisch verstehen wir recht gut.“

4. Ungeahnte Beute für Leo
     
    Leo Knakow war tief hinters
Lenkrad gerutscht und hatte die Sonnenblende heruntergeklappt. Sein Wagen
parkte am Ende des Obtecker Wegs vor einem Bretterzaun, Blickrichtung
stadtwärts. Leo fiel nicht auf, man merkte kaum, dass jemand im Wagen saß. Auch
der war unauffällig — ein alter VW, für den sich höchstens eine gift-äugige
Politesse interessieren würde: ob das Vehikel noch TÜV-mäßig zugelassen war
oder etwa illegal fuhr.
    Leo war ein mittelgroßer
knochiger Typ mit den Bewegungen eines Terriers und einer Frisur auf dem
Schädel, die so kurz war wie ein Dreitage-Bart. Leo war 32 und hatte zwei
Vorstrafen wegen Einbruchs. Als schwerer Junge galt er nicht. Das hätte er sich
auch verbeten, obwohl er inzwischen Profi war, von Einbrüchen lebte und sein
Arbeitslosengeld als Ex-Bauarbeiter nur eine Art Alibi war.
    Leo hatte den Tip vom Freund
eines Freundes bekommen, aber der wusste nichts Genaues, sondern lediglich,
dass dieser Mortibodi offenbar klotzig Kohle machte — und zwar mit
ungesetzlichem Tun. Bei solchen Typen war ein Fischzug meistens besonders
lohnend, wusste Leo, denn sie bunkern ihr Geld oft zu Hause — weil’s auf dem
Bankkonto auffallen würde. Solche Typen rufen auch nicht die Polizei, wenn sie
bestohlen werden. Und außerdem war Mortibodi zur Zeit im Urlaub.
    Leo grinste und zündete sich
eine Zigarette an. Er musste warten. Noch war die Luft nicht rein.

    Eben fuhr der graue Mercedes
ab, der an der Hecke geparkt hatte. Fünf Insassen: der Fahrer und vier Kids.
Ein großer kräftiger Boy und seine hübsche blonde Freundin hatten vergeblich bei
Mortibodi geklingelt und dann mit dem Nachbarn geredet, einem mürrischen Oldie.
    Der war jetzt endlich mit
seiner Tretmühle fertig, versetzte ihr nämlich einen saftigen Tritt. Die Mühle fiel
um. Der Alte stampfte mit der Luftpumpe ins Haus und knallte die Tür hinter
sich zu.
    Es war später Nachmittag —
nicht unbedingt die beste Zeit für Einbrüche, aber auch nicht schlechter als
früher Morgen oder Mitternacht.
    Leo arbeitete gern bei Tageslicht.
Er war Spezialist für Dietrich und Sperrhaken. Er konnte Sicherheitsschlösser
aussägen und Alarmanlagen übertölpeln. Spuren hinterließ er fast nie — und
sicherlich hatten sich schon Familienmitglieder gegenseitig des Diebstahls
bezichtigt, weil sich niemand erklären konnte, wieso etwas fehlte.
    Der Mercedes verschwand jetzt
am Ende der Straße. Der Alte blieb im Haus. Auf den Grundstücken weiter vorn
verstummten die nervenden Arbeitsgeräusche.
    Leo stieg aus. Er war einfach,
aber nicht schäbig gekleidet. Nicht auffallen! Keinen Verdacht erregen!
    Er schlenderte. Dann
Hoppla-hopp — schon war er hinterm Mortibodi-Haus an der Hintertür und zog das
Besteck aus der Brusttasche.
    Büsche und der Anbau schirmten
ab. Leo war unbeobachtet und brauchte knapp sieben Minuten zum Knacken des
nicht unkomplizierten Schlosses.
    Hinein! Tür zu! Stille. Die
Luft roch abgestanden und irgendwie... Lag hier verdorbenes Fleisch rum? Haha!
Der Mann war ja Tierpräparator. Logo, dass bei dem Job auch Kadaver anfallen.
Jedenfalls stellte sich Leo das so vor. Aber nicht nach Präparaten suchte er,
sondern nach Geld oder leicht zu transportierenden Wertsachen.
    Er begann im Obergeschoss.
Schlafzimmer, Bad, Fernsehraum, Kleiderkammer, Gästezimmer, ein Klo — und alles
vom Feinsten, mit teuren Möbeln und Gemälden an der Wand. Aber die waren alle
sehr großformatig und Leo verstand nichts davon.
    Er fand drei Paar
Manschettenknöpfe und eine Nobel-Armbanduhr, sonst nichts. Hm! Also weiter!
    Im Parterre waren Küche, Klo,
Speisekammer, Essraum und Wohnzimmer.
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