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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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wie ein Peitschenknall, bückte sich und
hielt das Knöchelkettchen in der Hand. Es fühlte sich kühl an und war feucht
vom Abendtau.
    Gaby jubelte. Tim erhielt drei
Bussis extra. Oskar ließ sich anstecken von der Freude und stieß Tim im
Ansprung die Pfoten in den Bauch.
    „Gott sei Dank!“ Gaby schloss
die Hand um ihren Schmuck. „Ich muss den Verschluss überprüfen — ob da was
kaputt ist. Aber vielleicht war’s auch meine Schuld und ich habe es nicht
richtig eingerastet.“
    Für einen Moment horchten alle,
denn irgendwo am Ende der Straße, wo sich Weideland anschließt, rief ein
Käuzchen.
    Dann wurde Klößchen vermisst.
    „Heh, Willi!“, rief Tim.
„Machst du ein Geländespiel?“
    „Jeder muss mal müssen“, drang
seine Stimme aus der Dunkelheit hinter dem flachen Anbau. „Aber kommt mal her.“
    „Von uns muss niemand.“
    „Egal. Hier kann man in die
Bude reingucken. Ist echt interessant.“
    Also folgten sie seiner
Aufforderung und stiefelten hinter den Flachbau, der vermutlich Büro oder
Geschäftsräume enthielt.
    Der Vollmond, der sich eben
noch hinter Wolken versteckt hatte, kam hervor und machte die Taschenlampen
überflüssig. Auch Klößchen schaltete seine Funzel aus, mit der er in ein
Fenster hineingeleuchtet hatte.
    Es war das Einzige an der
Rückseite des Flachbaus, ein quadratisches Fenster mit kreuzförmigen
Holzstreben. Das Mondlicht fiel in den Raum dahinter und TKKG blickten hinein.
    Tierpräparate! Die Kobra auf
dem Tisch war zum Fenster gewandt, blähte den Hals und schien bereit zum
Angriff. Aber sie war schon lange tot, ihr Körper präpariert und ausgestopft
und das Glitzern in den Glasaugen wirkte viel bösartiger als im wirklichen
Schlangenleben.
    Neben der Kobra stand ein
ausgestopfter Geier auf einem Sockelfundament, auch er zum Fenster gewandt.
Sein Gefieder war staubig. Er sah alt aus.

    Aber Geier, dachte Tim, sind ja
auch zu Lebzeiten keine Paradiesvögel, sondern zerzauste Aasfresser. Ob die
Mundgeruch haben?
    Im Schatten neben der Kobra
stand eine Raubkatze. „Das ist ein Leopard“, sagte Karl, „ein echter Leopard!
Ich glaub’s nicht! Der ist tot und ausgestopft.“
    „Leoparden sind akut bedroht!“
Tim bemühte sich, ruhig zu sprechen. „Sind vom Aussterben bedroht! Leoparden
und Ozelots, Elefanten und Kaimane, Nashörner und Meeresschildkröten,
Papageienvögel, Jaguare und und und!!! Neulich las ich: Auf dem schwarzen Markt
bringt ein Panda-Fell 100 000 DM. Unsere Mitgeschöpfe werden gejagt, getötet,
ausgerottet. Weil man ja unbedingt Pelzmäntel braucht, hahahah!, weil man
Schuhe, Gürtel und Handtaschen aus Krokodilleder braucht, weil der Kerzenhalter
oder der Aschenbecher aus Elfenbein sein müssen und weil Schildkrötenfleisch
ein unverzichtbares Nahrungsmittel ist fürs Überleben der Menschheit. Diese
Tiermörder! Man sollte sie behandeln wie ihre gemeuchelten Opfer! Und Mortibodi
stellt also Tierpräparate her von streng geschützten Lebewesen. Um den Typ
werden wir uns kümmern.“
    „Der wird sich wundern“, Gabys
Stimme bebte, „wenn er aus dem Urlaub zurückkommt.“
    Klößchen drückte die Nase an die
Scheibe. „An der Kobra erkennt man nicht, wann die geschlachtet wurde. Den
Geier würde ich als Antiquität einschätzen. Aber der Leopard ist kein bisschen
räudig. Das Fell glänzt wie... wie... fast wie deine Haare, Gaby.“
    Tim beugte sich vor und bestätigte.
„Hast Recht, Willi. Diese wunderschöne Raubkatze ist noch vor nicht allzu
langer Zeit durch den Urwald gestreift. Und hat ihren Teil beigetragen zur
natürlichen Ökologie. Leoparden-Pelzmäntel sieht man zwar nicht mehr so häufig
wie früher, weil auch die blödeste Schicki-Micki-Tante nicht gern angespuckt
wird — wenn sie schon nicht begreift, dass wir unseren Planeten nicht für
dämliche Eitelkeiten leerplündern dürfen. Aber trotz dessen und der Tritte in
den Hintern der Pelzindustrie seitens der Tierschützer bleibt leider als
Tatsache: Gefleckte Großkatzen werden immer noch gnadenlos gejagt. Und hier
haben wir ein Beispiel.“
    „Wie gut, dass ich mal musste“,
meinte Klößchen. „Jetzt haben wir mehr Durchblick.“
    „Sobald wir aus Amerika zurück
sind“, sagte Tim, „und Mike wieder antanzt, nehmen wir uns Mortibodi vor. Erst
soll Mike sein Anliegen vorantreiben, aber dann sind wir an der Reihe.
Mortibodi wird uns genau erklären müssen, woher er den Leoparden hat.
Garantiert wurde der eingeschmuggelt.“
    „Lebend?“, fragte
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