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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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die
nachweislich oder vermutlich ausgestorben sind — wie der blaue Spix’s Ara, der
Mauritius-Sittich, der Dünnschnabel-Nestor — dessen letztes Exemplar 1851 als
Käfigvogel in London starb, oder der Karolina-Sittich, ausgestorben seit 1918.
    „Ein Schatz!“, sagte Karl.
„Wahnsinn, dass es wenigstens die Präparate noch gibt. Die gehören natürlich in
eine wissenschaftliche Sammlung und ins Museum.“
    „Ich suche nach einem anderen
Schatz“, erinnerte Mike. „Und ich sehe schon: Wir werden jedes Präparat röntgen
müssen. Zerstören dürfen wir sie nicht.“
    „Es sind nur 32“, sagte
Klößchen. „Zwei fehlen.“
    „Hast du dich auch nicht
verzählt?“, meinte Karl.
    „Ich kann bis drei zählen“,
schlug Klößchen grinsend zurück. „Das habe ich zehnmal gemacht. Dann waren noch
zwei übrig.“
    Mike und Gaby beugten sich über
die Liste und verglichen.
    „Eine Kobra fehlt“, sagte Mike.
„Zwei sind aufgelistet. Und ebenfalls fehlt der ausgehöhlte Soldaten-Ara mit
dem Reissverschluss am Bauch.“
    „Der Einbrecher war sicherlich
auch hier“, mutmaßte Gaby. „Und hat was mitgenommen — nur so zum Spaß. Den
Soldaten-Ara vielleicht damit sich Hugo nicht einsam fühlt. Und die Kobra
vielleicht, um zu sehen, wie er darauf reagiert.“
    Klößchen untersuchte einen
Luchs. „Nähte sehe ich keine. Ich wüsste nicht, Mike, wie dein Großvater einen
pflaumengroßen Diamanten in diesem Raubtier versteckt hat.“
    „In dem sicherlich nicht. Aber im
Gefieder eines Papageis finden wir die eventuelle Naht nicht so rasch.“ Mike
gab sich einen Ruck. „Eigentlich bin ich jetzt am Ziel. Dank eurer Hilfe. Ob
hinter dem Ziel etwas ist, wird sich beim Röntgen herausstellen. Das muss ich
jetzt organisieren.“
     
    *
     
    „Ja?“, sagte Tim und bemühte
sich, Mortibodis Stimme nachzuahmen.
    Glockner stand neben ihm und
Tim hielt den Hörer so, dass er mithören konnte.
    „Mortibodi?“, fragte eine
gequetschte Männerstimme. Sie klang stockig, war offensichtlich verstellt.
    Glockner schüttelte rasch den
Kopf. Das hieß: Versuch nicht, Mortibodi zu sein, mach lieber den Komplizen.
„Nein“, sagte Tim. „Wer spricht dort?“
    „Schaff den Präparator ans
Rohr, Mann!“
    „Ulrich ist nicht da.“
    „Bist du... Wiegand?“
    Glockner verneinte abermals.
    „Ich bin Martin“, erwiderte
Tim.
    „Aha. Und wie weiter?“
    „Mensch!“, sagte Tim. „So fragt
man Leute aus, wie? Aber ich glaube, ich weiß jetzt, wer du bist. Du warst
neulich Nacht hier. Und hast so einiges mitgenommen. Richtig?“
    „Na, wer sagt’s denn, Mann!“
    „Ulrich hat mich eingeweiht.“
    „Freut mich für dich, Mann! Du
gehörst also zu diesen Aasgeiern.“
    „Hm.“
    „Wann kommt Mortibodi zurück?“
    „Keine Ahnung. Ich hüte das
Haus. Und ich soll Infos entgegennehmen. Darum geht’s doch, wie?“
    „Richtig, Mann! Dann mach mal
die Löffel spitz! Erste Info: Ich verlange 200 000! Keine großen Scheine! Keine
500er, keine 1000er.“
    „Ist notiert.“
    „Packt das Geld in eine Tasche.
Morgen Abend rufe ich wieder an. Dann sage ich euch, wohin ihr das Geld
bringt.“
    Tim verlieh seiner Rolle Glanz,
indem er sagte: „Die Übergabe soll ich machen. Das steht schon mal fest. Dabei
lernen wir uns kennen, wie?“
    „Du spinnst wohl, Mann!“,
erwiderte der Erpresser. „Nicht mal meinen Schatten wirst du sehen.“ Er legte
auf.
    „Gut gemacht, Tim.“ Glockner lächelte.
„Ein voller Erfolg. Denn ich weiß, wer das ist.“
    Tim staunte. „Haben Sie die
Stimme erkannt?“
    „Die hätte ich wohl nicht
erkannt. Allerdings passt sie auch verstellt zu dem, von dem ich glaube, dass
er’s ist. Erkannt habe ich ihn an seiner Redewendung — ,Na, wer sagt’s denn,
Mann!‘ — Ich glaube, die gebraucht er auch wenn er sich eine Fahrkarte kauft
oder über schlechtes Wetter schimpft. Hinzu kommt dieses ständige ,Mann!’ —
Außerdem ist mein Kandidat zweimal vorbestraft wegen Einbruchs. Es passt alles
zusammen. Verhört habe ich ihn ein Halbdutzend Mal. Deshalb erinnere ich mich
so genau. Der Bursche heißt Leo Knakow. Richtig bösartig ist er eigentlich
nicht, obwohl ich stark vermute, dass er mehr auf dem Konto hat als die beiden
Einbrüche. Doch Erpressung ist sicherlich Neuland für ihn.“

21. Blue Truth
     
    Leo Knakow bewohnte ein kleines
Holzhaus auf einem verwahrlosten Grundstück, wo altes Gras unter Büschen
moderte und sich die Hecke zusammen mit dem Drahtzaun zu einem Wall verdichtet
hatte.
    In
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