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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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an.“
    „Hm!“, machte Tim. „Dann sind
die beiden aber dort hinten an der falschen Adresse. Offenbar verwechseln sie
die Brüder.“
    „Ich fahre hinterher“, sagte
Mike und meinte das halb als Frage.
    „Klar!“, nickte der
TKKG-Häuptling. „Wollen doch mal sehen, was die vorhaben.“
    Der Feldweg war geröllig, aber
der Mercedes wurde damit fertig. Unter den Bäumen fuhr Mike langsam. Hier waren
Kurven und man wusste nicht, hinter welcher der Ferrari vielleicht parkte.
    Verlieren konnten sie die
beiden Typen nicht mehr, denn das Jangelwitz-Gestüt — auf das an der Abzweigung
ein Wegweiser hinwies — war das Ende einer ländlichen Sackgasse.
    Tim hatte das Fenster geöffnet
und horchte hinaus.
    Vogelstimmen, ein Sportflugzeug
am wolkenlosen Himmel, weit entfernt Kirchenglocken.
    Der Ferrari war nicht zu hören.
    Dann schimmerte roter Lack
durch die Bäume. Mike hielt auch schon und schaltete den Motor aus.
    „Soweit ich mich erinnere“,
sagte Gaby, „ist der Wald gleich zu Ende.“
    Tim war bereits ausgestiegen
und sagte, er werde nachsehen.
    „Pass auf, dass sie nicht auf
dich schießen!“, flachste Karl.
    Tim pirschte um die Kurve.
    Der Ferrari parkte unter den
letzten Bäumen. Er war leer. Der Weg führte noch etwa 100 Meter weiter zu einem
kleinen, aber schmucken Bauernhof — mit Wohnhaus, Ställen und Scheune. Dahinter
war eine offenbar große Weide umzäunt. Auf der bewegten sich zwei Dutzend
kräftiger, jedoch nicht sonderlich großer Pferde. Tim hielt sie für
Przewalski-Pferde oder zurückgezüchtete Tarpane — denn im Original ist diese
Wildpferdeart ja leider nicht mehr vorhanden, sondern ausgerottet.
    Mortibodi — ein ziemlich
kleiner, dicklicher Typ — und Wiegand schritten zum Wohnhaus, vor dem ein
Landrover parkte. Wiegand trug ein Jagdgewehr auf der Schulter, mit dem Lauf
nach hinten, mit der rechten Hand an Kolben und Abzug. Der Typ sah ein bisschen
nach Westernheld aus, der damit rechnet, dass in der Ranch Indianer lauern oder
mindestens Viehdiebe.

    Für einen Moment verharrten die
beiden Typen vor der geöffneten Haustür, dann traten sie ein — offenbar ohne
Ankündigung.
    Tim rannte zu seinen Leuten
zurück.

18. Kohlköpfe und Radieschen
     
    Kevin von Jangelwitz war 46 und
damit zwei Jahre älter als sein Bruder, war hochgewachsen und Diplom-Landwirt.
Dichtes graublondes Haar, sanfte braune Augen, rauher Drei-Tage-Bart. Kürzlich
hatte sich Kevin das Rauchen abgewöhnt — nach langem Drängen seiner
Lebensgefährtin, die in der TKKG-Stadt an einer Grundschule Lehrerin war — war
aber noch nicht ganz überm Berg und hielt zur Zeit ständig eine kalte
Shag-Pfeife zwischen den Zähnen.
    Er züchtete Wildpferde — aus
Leidenschaft. Außerdem baute er Bio-Gemüse an. Seine Abnehmer waren Bio-Läden
und der bescheidene Erlös reichte ihm für den Unterhalt.
    Momentan stapelten sich
Holzkisten in seiner weiträumigen Diele. Salatköpfe, Radieschen und Rettiche
füllten die Behältnisse.
    Kevin trank gerade einen
Schluck Sauerkrautsaft, als die beiden hereinkamen.
    Diesseits der Haustür blieben
sie stehen.
    Wiegand, den Kevin nicht
kannte, richtete die Mündung seiner Jagdbüchse zu Boden. Dem Tierpräparator war
Kevin schon begegnet. Mortibodi war hier gewesen und hatte ihm ein geradezu
ungeheuerliches Angebot gemacht. Hatte nämlich 5000 Mark für Hugo geboten, für
Kevins Hellroten Ara. Aber nicht, um den Papagei bei sich zu halten, sondern um
ein Präparat daraus zu machen: tot und ausgestopft.
    Kevin hatte den Kerl aus dem
Haus gewiesen — und schob jetzt die Brauen zusammen.
    „Hallo!“ Mortibodi grinste.
    Wiegand starrte nur mit
vorgeschobenem Kinn.
    „Haben Sie vergessen, dass ich
Sie rausgeworfen habe“, sagte Kevin. „Sie haben hier Hausverbot, Mortibodi. Das
gilt für alle Zeiten.“
    „Interessiert uns aber einen
Dreck“, erwiderte der andere und richtete das Gewehr auf eine Kiste mit
Kohlköpfen. „Diesmal geht’s nämlich nicht um ein Angebot, sondern um eine
nachdrückliche Forderung. Übrigens — ich bin Dr. Wiegand. Aber das haben Sie
sicherlich schon erraten.“
    „Wieso sollte ich das erraten?“
Kevin stellte sein Glas auf den langen Holztisch, auf dem er sein Gemüse
sortierte. „Und was meinen Sie mit Forderung?“
    Wiegand änderte die Tonart.
„Spiel nicht den Unschuldigen, du schmieriger Erpresser! Dies wird kein Spaß
für dich. Wir wissen genau, dass du’s bist. Du hast dich verraten, du Idiot!
Dein Hugo hat dich verraten.
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