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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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wir
sie. Außerdem rücken wir nochmal bei Mortibodi an. Drittens, Mike, überreichen
wir dir hiermit feierlich die Kobra, die Samuel Collins damals von deinem Vater
als Geschenk erhielt.“
    Das Gespräch spielte sich ab in
Mikes Hotelzimmer — er wohnte im PRINZENHOF am Ausritt-Platz. TKKG hatten die
original-verpackte Lissy mitgebracht. Mike nahm sie entgegen. Zu fünft
betrachteten sie dann die mumifizierte und vermutlich gedrittelte Giftschlange.
    „Wie viele Mäuse und Ratten die
wohl zu Lebzeiten vertilgt hat“, sinnierte Klößchen. „Vielleicht hat sie auch
jemanden aus der menschlichen Gattung durch Giftbiss erledigt. Wir werden es
nie erfahren. Aber wie sieht es jetzt in ihr aus?“

    Stille. Dann sagte Mike: „Ich
will’s wissen. Und ich bin nicht sentimental. Wir brechen die Schlange auf.“
    „Täte ich genauso“, sagte Tim
und zückte sein schweres Taschenmesser, an dem er die große Klinge aufklappte.
    Einige Zeit später räumten sie
den Schlangenmüll in eine große Plastiktüte: die zerfetzte knacktrockne Haut,
das Holzwolle-Innenleben, den zerlegten Kopf und den mehrfach zusammen
gebogenen Stützdraht. Sonst hatte das Präparat nichts enthalten. Fehlanzeige!
    Gaby lachte etwas gezwungen.
„War ja nicht anders zu erwarten, nicht wahr?“
    Mike hob die Schultern.
„Vielleicht habe ich mich in die Idee verrannt. Aber ich bin nach wie vor
überzeugt: Großvater hat den Blue Truth in einem seiner ausgestopften Tiere
versteckt. Es muss so sein. Er war so von diesem seltsamen Hobby gefangen, dass
er gar nicht anders gekonnt hat.“
    Tim blätterte bereits in dem
dicken ersten Teil des zweibändigen Telefonbuchs, das er in Mikes Nachttisch
entdeckt hatte.
    „Einhorn — ouuuh! Da gibt es
etliche. Karl, wie heißt der Ex-Waffenhändler mit Vornamen?“
    „Frag mich was Leichteres. Ich
weiß nur noch, dass meine Regenjacke undicht war.“
    „Ewald-Johannes“, sagte Gaby.
„Hihih! Aber so heißt der wirklich. Es stand groß über dem Geschäftseingang.
Ich hab’ damals schon gelacht.“
    Tim hob die Nase aus dem
Telefonbuch. „Einen Ewald-Johannes Einhorn gibt es, 76 56 54 11 und ‘ne
Handy-Nummer, tststs! Gibt das Geschäft auf und will noch über Handy erreichbar
sein. — Mike, soll ich mal? Ich mache ‘ne Story.“
    „Ich habe vollstes Vertrauen
zur dir“, grinste Mike.
    Tim grinste zurück und wählte.
    Eine Frauenstimme meldete sich.
„Einhorn!“ Es klang, als halte sie ihr Einhorn stoßbereit, um den Anrufer
aufzuspießen.
    „Guten Tag, Frau Einhorn“,
grüßte Tim artig. „Mein Name ist Peter Carsten. Ich gehöre zur europäischen
Sektion der US-Welcome-and-Farewell-Association, die ja dem Weißen Haus
angegliedert ist und direkt dem Präsidenten untersteht. Zur Zeit weilt ein
prominentes Mitglied in unserer Stadt — nämlich Professor Mike Brigland von der
Northeastern University in Boston. Professor Brigland ist deutschstämmig und
wandelt hier auf den Spuren seiner Vorfahren, die noch 1935 zu den
angesehendsten Bürgern unserer Stadt gehörten.“
    Er machte eine Pause und ließ
das erst mal wirken.
    „Ah... ja“, sagte Frau Einhorn,
aber immer noch mit schneidender Stimme.
    „Weshalb ich Sie deshalb
anrufe, werden Sie sich fragen. Nun, in diese hochpolitische Beziehung
deutsch-amerikanischer Freundschaft spielt auch eine private Geschichte hinein
— eine Nachforschung, von der wir nicht hoffen wollen, dass sie zu
außenpolitischer Bedeutung wird. Jedenfalls ist unser Auswärtiges Amt im Moment
noch nicht damit befasst.“
    „Ah... ja“, Frau Einhorns
Stimme klang etwas demütiger.
    Gaby, Mike, Karl und Klößchen
hatten hochrote Köpfe. Jeden Moment würden sie losprusten.
    Tim wandte sich ab, um den
gewichtigen Ernst in seiner Stimme zu erhalten.
    „Frau Einhorn, es geht um
Tierpräparate. Um Jagdtrophäen.“
    „Ah... ja.“ Sie schluckte.
„Tierpräparate hatten wir in unserem Geschäft. Das meinen Sie doch? Aber das
Geschäft haben wir aufgegeben — schon vor zwei Jahren. Ja, im April 96.“
    „Das ist uns bekannt.“
    Er machte eine Pause, die sich
anhörte als würde er sagen: Sie stehen unter Beobachtung.
    Dann: „Es geht um
Nachforschung, Frau Einhorn. Und zwar um dies: 1935 ließ der Bankier
Schulze-Breitland — als er mit seiner Familie in die USA emigrierte,
auswanderte — ließ er in seiner Villa Fliederschlösschen am Weidenanger eine
Vielzahl ungewöhnlicher Tierpräparate zurück. Diese wurden dann von einer
Familie Riemerwirth an das
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