Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Verbrechen?“
    „Überhaupt nicht.“ Mike lachte.
„Es waren immer nur Beziehungsgeschichten. Sie wollte wissen, ob er ihr treu
ist. Und umgekehrt. Und wenn Untreue vorlag — was meistens der Fall war dann
verlangte der Auftraggeber Informationen, bzw. Beweise für die Untreue.“
    „Toll!“, meinte Gaby. „Solche
Fälle, wo Liebe und Leidenschaft im Spiel ist, sind ja viel aufregender als
simple Kriminalität. Wie ist denn die Statistik?“
    „Was meinst du?“
    „Wer neigt nach deinen
Erfahrungen mehr zur Untreue: er oder sie?“
    „Halbe-halbe — würde ich sagen.
Zumindest bei uns in den USA haben die Frauen gewaltig aufgeholt und stehen den
Männern nichts nach.“
    „Und da man in Europa alles übernimmt,
was von drüben kommt“, feixte Tim. „Vom Fitness-Trend, über Film, Mode, Musik,
Fast-Food bis High-Tech — so wird auch das amerikanische Untreue-Verhalten bei
uns bald üblich sein, wenn’s nicht schon so ist.“
    „Anwesende ausgeschlossen“,
kicherte Gaby. „Und das gilt auch für dich.“
    „Jedenfalls habe ich gelernt“,
meinte Mike, „wie man den richtigen Abstand hält. Unbemerkt bleiben, trotzdem
das Objekt nicht aus dem Auge verlieren!“
    „Dabei hilft uns“, sagte
Klößchen, „dass Ferraris ziemlich selten sind. Und rot ist der wirklich.
Allerdings auch ziemlich dreckig. Wurde wohl noch nicht durch die Waschstraße
gerollt nach dem Italien-Urlaub.“
    Tim stellte fest, dass sich
Mike sehr geschickt verhielt. Im dichteren Verkehr rückte er auf, bei guter
Übersicht hielt er beträchtlichen Abstand.
    Mortibodi und Wiegand fuhren
nicht in die Innenstadt, sondern nur einen Bogen zur sogenannten Ost-Tangente,
die schlankweg zur Autobahn führt. Allerdings nicht nur dorthin. Landstraßen
zerpflügen das Umland. Auf der B soundso drehte der Ferrari auf. Mit 120 km/h
zischte er in Richtung Dranshofen.
    „Jetzt mache ich mich
strafbar“, sagte Mike und fuhr das gleiche Tempo.
    „Ob die zur Jagd wollen?“,
überlegte Karl. „In der Gegend dort steht viel Rehwild. Und von Mitte Mai bis
Oktober dürfen Böcke bejagt werden. Ricken“, setzte er hinzu, „also die
weiblichen Rehe — werden nur im Winter geschossen.“
    „Widerwärtig!“, urteilte Gaby.
„Was für ein Miststück muss jemand sein, wenn er das Töten dieser schönen und
harmlosen Tiere zu seinem Hobby macht, zu seiner sogenannten Passion.“
    „Sieh dir die Typen aus der
Nähe an“, sagte Tim, „dann hast du die Erklärung. Im Übrigen glaube ich nicht,
Karl, dass die beiden zur Jagd wollen. Wiegand ist angezogen wie ein
Lacko-Schniegel, der sich auf die Gartenparty freut. Und Mortibodi trägt auch
was Helles. Der deutsche Waidmann aber kleidet sich grün. Vom Hütchen bis zum
Geländestiefel ist er zunftgerecht in Schale — und sei’s, dass er nur 200 Meter
vom Wagen bis zum Hochsitz tapert.“
    „Wozu dann das Gewehr?“, fragte
Karl. „Denn was anderes kann nicht in dem Futteral sein.“
    „Ja, wozu?“, nickte Tim.
    „Scheibenschießen“, schlug
Klößchen vor. „Vielleicht wollen sie zu ‘nem Schützenfest.“
    Aber das war nicht ernst
gemeint.
    „Oder“, sagte Gaby, „es geht um
Bedrohung. Wiegand scheint der Typ zu sein, der dazu eine Schusswaffe braucht.“
Sie fuhren jetzt durch hügeliges Gelände. Wiesen, Weiden und Äcker zu beiden
Seiten.
    5 km bis Dranshofen.
    Weit vorn bog der Ferrari
rechts ab, folgte einem Feldweg, wurde unsichtbar in einer Senke, tauchte wenig
später auf der anderen Seite wieder auf und steuerte ein Waldstück an, in dem
er verschwand.
    „Ja, hallo!“, meinte Gaby.
„Dort geht’s doch zum Jangelwitz-Gestüt.“
    „Pferde?“, fragte Klößchen für
die Jungs, die von keinem Jangelwitz wussten.
    „Bei einem Gestüt“, erwiderte
Gaby, „handelt es sich sozusagen immer um Pferde. Kevin von Jangelwitz züchtet
sie. Einmal wurde ihm ein Hengst gestohlen — weggeklaut von der Weide. Das
waren damals organisierte Pferdediebe und mein Papi war mit dem Fall betraut.
Bei der Gelegenheit habe ich Herrn von Jangelwitz kennengelernt. Ist ein sehr
netter Mensch. Und ganz anders als sein Bruder. Der — er heißt Ingolf und ist
Schönheitschirurg — interessiert sich zwar auch für Tiere. Aber er züchtet sie
nicht, sondern er meuchelt sie. Er ist Jäger. Und protzt damit, dass er als
Großwildjäger irre Geldsummen ausgibt, um in Alaska Grizzlys zu jagen oder
Flusspferde in Afrika. Unser Tierschutzverein hatte mehrfach Ärger mit ihm.
Aber das ficht den nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher