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010 - Satansmesse

010 - Satansmesse

Titel: 010 - Satansmesse
Autoren: Heinrich Graat
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Benjamin Camden saß in seinem Büro im Gebäude der Abteilung Geschichte. Durch die Fenster konnte er das leuchtend bunte Herbstlaub des japanischen Ahorns und der anderen Bäume sehen. Auf den Wegen des Universitätsgeländes trieb der Wind welke Blätter vor sich her. Unter den weit ausladenden Zweigen einer Rotbuche sah Ben eine einsame Gestalt auf das Gebäude zukommen.
    Erst als er genauer hinsah, erkannte er Jason McMurray. Der Kollege hatte sich in den wenigen Wochen, die er an der Crowell-Universität frühmittelalterliche Geschichte lehrte, sehr verändert. Er schien große Sorgen zu haben, und sein Gesicht verriet, dass er zu wenig schlief.
    Es klopfte kräftig an die Tür, und gleich darauf trat Carl Hendricks ein. Er setzte sich auf einen Stuhl, der hörbar unter seinem Gewicht ächzte. Carl blickte erst eine Weile aus dem Fenster auf den herbstlichen Park, dann wandte er sich Ben zu.
    »Eigentlich wollte ich Jason aufsuchen«, sagte er. Carl Hendricks war der Leiter der Abteilung Geschichte und fühlte sich für alle seine Dozenten und Professoren verantwortlich.
    »Er ist aber nicht in seinem Büro.«
    »Gerade eben ist er hier unten vorbeigegangen. Sicher wird er jetzt in seinem Büro sein«, antwortete Ben freundlich. »Sie wollten doch mit mir über Jason sprechen, nicht wahr, Carl?«
    »Sie sind ein heller Kopf, Ben. Haben Sie auch schon bemerkt, dass der Mann Sorgen haben muss? Wissen Sie vielleicht, was mit ihm los ist?«
    »Keine Ahnung. Sicher braucht er jemanden, mit dem er sich aussprechen kann. Er ist noch nicht lange hier bei uns, um schon Freunde gewonnen zu haben.«
    »Vielleicht wäre ihm zu helfen. Könnten Sie nicht Beverley dazu bewegen, heute Abend bei Jason und seiner Frau Sarah vorbeizuschauen? Es muss ja nicht betont werden, dass Sie direkt zu ihnen gefahren sind. Man könnte ja sagen, dass man eben in der Nachbarschaft war und nur mal guten Abend sagen wollte.«
    »Kann ich machen«, erwiderte Ben. Draußen auf dem Flur hörte man Schritte, die zögernd an der Tür vorbeigingen. Dann wurde eine Bürotür geöffnet und wieder geschlossen. Ben nahm an, dass Jasqin sich jetzt in seinem Büro befand.
    »Armer Kerl, der Teufel scheint die Hand auf ihn gelegt zu haben!«
    »Was sagen Sie da? Der Teufel? Sie haben wohl zu viele Bücher über Hexen und Zauberei gelesen, lieber Freund. Sie nehmen viel zu ernst, was man Ihnen in Massachusetts alles erzählt.« Kurze Zeit später hatte Ben seine Arbeit beendet und fuhr mit dem Wagen in die kleine Stadt, wo er sein Haus hatte. Er dachte während der Fahrt über Jason nach. Auch wenn Carl Hendricks nicht in sein Büro gekommen wäre, hätte sich Ben heute um Jason gekümmert. Er hatte ein seltsames Gefühl, das er sich nicht erklären konnte, das aber mit Jasons merkwürdiger Veränderung zusammenhing. Irgendetwas stimmte da nicht.
    Als er nach einer Stunde Dorrington erreichte, hatte er eine wunderschöne Fahrt hinter sich, die ihn aber nicht mehr beeindruckte, da er die Strecke täglich fuhr. Die Sonne hatte zwischen den Bergen gestanden und war langsam untergegangen. Kurz vor Dorrington standen die beiden Findlingsblöcke, auf denen alte Zeichen eingegraben waren. Mit diesen großen Blöcken wurden vor Jahrhunderten die großen Straßen von Albany gekennzeichnet. Gleich danach senkte sich die Straße in ein liebliches Tal. Zwischen den Bäumen sah man einen Augenblick die Spitze des Kirchturms in den golden leuchtenden Himmel ragen. Der Turm stand stolz und schneeweiß neben der bescheidenen Kirche. Nicht weit davon fuhr Ben jetzt in die Einfahrt des Gartens, der vor seinem Haus lag. Beverley kam heraus und winkte ihm zu. Seine Frau begrüßte ihn jeden Abend so.
    »Hallo«, rief er fröhlich und knallte die Wagentür zu.
    »Tag, Ben. Ich bin froh, dass du da bist. Heute hatte ich den ganzen Tag so ein ungutes Gefühl.«
    Er küsste sie liebevoll auf die Wange und strich ihr braunes Haar aus der Stirn. Dann gingen sie langsam auf das Haus zu.
    »Was ist denn los?«
    »Ach, ich weiß selbst nicht«, antwortete sie ungewiss.
    Als sie vor der Tür standen, drehte sich Beverley noch einmal um und blickte in den verglühenden Himmel, über den schon graue Abendwolken zogen.
    »Heute Nachmittag hatte ich plötzlich Lust, Sarah anzurufen. Sie war so merkwürdig. Ich weiß nicht, Ben, mir scheint, da stimmt etwas nicht. Wir kennen sie zwar kaum, aber meinst du nicht, dass wir …«
    »Was gibt es denn zu essen, Schatz?«
    »Ach Ben, du bist
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