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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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Freundschaft.“ Mike grinste erfreut. „Wir haben nur bis
1978 in Springfield gewohnt, sind dann nach Boston gezogen, wo Vater 1994
starb. Meine Mutter Cathrin lebt noch. Sie stammt aus Springfield. Eine Joan
Collins gab’s zu meiner Zeit dort noch nicht. Aber an einen Samuel Collins
entsinne ich mich. Ich glaube, er war der Bürgermeister. Ansonsten haben wir
uns Springfield aus der Seele geschüttelt. Wegen meiner Schwester Eliza. Aber
das ist eine andere Geschichte.“
    Dann bemerkte er die verhaltene
Neugier in den Mienen seiner Zuhörer und fügte hinzu: „Eliza wurde nur 18 Jahre
alt. Sie kam 1978 ums Leben. Sie war — wie man so sagt — auf die schiefe Bahn
gekommen, war von zu Hause durchgebrannt mit einem kriminellen Typ. Der hat sie
drogenabhängig gemacht und daran ist sie dann elend gestorben — fernab vom
Elternhaus. Ich habe sehr an meiner Schwester gehangen. Sie war ein lieber
Mensch, aber leider verführbar.“
    In diese Familie, dachte Tim,
haut’s aber rein. Sind wohl irgendwie mit ‘nem Fluch belastet. Vielleicht liegt
es an dem Blue Truth. Soll ja Unglücksdiamanten geben, die nur Tod und
Verderben bringen wie der ebenfalls blaue Hope-Diamant. Ist natürlich nur
abergläubischer Blödsinn — es sei denn, man erkennt Habgier als Wurzel für Tod
und Verderben. Und wer nach Diamanten dieses Formats giert, der ist nicht frei
davon. Aber Mike macht eher einen anderen Eindruck. Er will nur sein Erbe haben
— was ihm zusteht aus einer schlimmen Zeit in Deutschland, für die’s
hoffentlich keine Neuauflage gibt. Großvater Baldur hat ja seine ganze Kohle in
diese harte Materie gesteckt — in diesen größtmöglichen Wert auf
kleinstmöglichem Raum, in einen Superdiamanten. Hm.
    In diesem Moment sagte Karl:
„Ich glaube, Mike, ich habe einen mega-heißen Tip für dich. Der Typ heißt
Ulrich Mortibodi und ist Tierpräparator. Das Besondere an ihm ist: Er sammelt
antiquarische Tierpräparate. Zum Teil hat er welche aus dem vorigen
Jahrhundert. Diese ausgestopften Viecher — namentlich die alten — sind auf
Holzsockeln angebracht und mit datierter Metallplakette versehen. Ulrich
Mortibodi führt den Laden schon in dritter Generation. Vielleicht ist da was
Interessantes im Fundus.“
    „Den Typ kenne ich auch“,
schaltete Gaby sich ein. „Wenn ich den Namen nur höre, kriege ich Ausschlag,
Brechreiz und Bauchweh. Für den Mortibodi ist ein Tier nur eine Sache — nur ein
Balg zum Ausweiden und Präparieren.“
    Karl bestätigte das. „Er soll
enge Beziehungen haben zu irgendwelchen Großwildjägern, die überall in der Welt
Tiere abschießen — Tiere, die unter Artenschutz stehen. Eine echte Sauerei.
Aber man kann’s den Typen nicht nachweisen.“
    Mike hatte aufmerksam zugehört.
„Mit Mortibodi würde ich gern reden. Wo finde ich ihn?“
    Tim stand auf. „Wir kommen mit.
Mich interessiert der Typ auch. Außerdem hat der Regen aufgehört.“

3. Bei Mortibodi stinkt’s
     
    Oskar hätte gestört. Er blieb
bei Karls Mutter zurück und wurde auch gleich mit einem Kalbsknochen abgelenkt.
TKKG stiegen zu Mike in den Mercedes, einen Mietwagen, den der junge Professor seit
seiner Ankunft am Frankfurter Flughafen benutzte. Auch nach Wien wollte er
damit fahren und — falls erforderlich — später nach Hamburg.
    „Obtecker Weg“, sagte Karl.
„Ziemlich am Ende. Das ist noch hinter dem Schlachthof.“
    Für Mike war das natürlich kein
Hinweis, aber die Kids wiesen ihn ein. Die Fahrt dauerte 20 Minuten. Mike fuhr
nur einmal falsch, setzte aber zurück — nachdem er rechts mit links verwechselt
hatte — und preschte dann rückwärts durch eine Einbahnstraße.
    „Dort!“ Karl saß vorn und
streckte den Zeigefinger.
    Tim war noch nicht hier gewesen
und sah sich um.
    Eine ruhige, langweilige Straße
im Weichbild der Millionenstadt. Kleine, unansehnliche Gewerbebetriebe mit
umzäunten Grundstücken. Viele Bretterzäune. Dahinter Schuppen und Flachbauten,
in denen gearbeitet wurde. Maschinen dröhnten, Holz wurde gesägt, Metall
misshandelt, ein Bohrer fraß sich Kreischend durch Blech.
    Mortibodis Anwesen war das
vorletzte auf der rechten Seite und hatte als einziges eine blickdichte Hecke
zur Straße hin. Dahinter ragte ein ältliches Haus auf, dem man einen Anbau
zugefügt hatte und diesem wiederum eine Doppelgarage, vor der ein asphaltierter
Platz sauber gefegt war. Das Gittertor der Einfahrt war geschlossen, die Pforte
daneben auch, hing aber schief in den Angeln.
    Mike parkte an der
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