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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)
Autoren: Bastian Sick
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Visitenkarte nicht als SkarpelisSperk vorstellen, auch WieczorekZeul und LeutheusserSchnarrenberger sind (noch?) nicht zulässig.
    Im Duden suchte man das Wort »Stehcafé« bis vor kurzem noch vergebens, obwohl es in der deutschen Schildersprache wirklich sehr häufig vorkommt. In der 23. Auflage steht es nun aber, und zwar zusammengeschrieben: Stehcafé. Wenn der unsägliche Trend der Auseinanderschreibung anhält, wird man in einer späteren Auflage vielleicht folgenden erweiterten Eintrag finden:
Steh|ca|fé , das; -s, Plur. -s, auch: Steh-Café
Steh Café, StehCafé (Schreibw. völlig beliebig.
Macht doch, was ihr wollt!)
    Ich trinke meinen »Milch Kaffee« aus, stelle die Tasse bei der »Geschirr Rückgabe« ab und gehe hinaus auf die Straße. Es schneit. Direkt vor meiner Nase fährt ein Streufahrzeug vorbei. Darauf steht »Winterdienst« – in einem Wort. Das tut gut! Auf der gegenüberliegenden Straßenseite werden Weihnachtsbäume verkauft, ein Schild verheißt »Nordmann Tannen ab 15 Euro«. Ich schlage den Kragen hoch und mache mich auf den Heim Weg.

Wie steigert man »doof«?
    Frage eines Lesers: Wie wird das Wort »doof« gesteigert? Im allgemeinen Sprachgebrauch hört man oft doof, döwer, am dööfsten. Die Schreibweise kommt mir aber extrem merkwürdig vor. Heißt es döwer? Dööwer? Dööfer? Oder doofer? Der mir zu Weihnachten geschenkte Duden ist mir da auch keine Hilfe, der schweigt sich nämlich aus. Nun gibt es ja auch Eigenschaftswörter, die sich nicht steigern lassen. So wie »das einzigste«, das bei uns im Ruhrgebiet nicht gerade selten anzutreffen ist. Gehört »doof« dazu?
    Antwort des Zwiebelfischs: Zunächst ein paar Worte zur Herkunft dieses wichtigen Ausdrucks. Das Wort »doof« stammt aus dem Niederdeutschen und bedeutete ursprünglich nichts anderes als »taub«. In Hamburg gibt es einen Seitenarm der Elbe, der noch heute »Dove Elbe« heißt – »taube Elbe« also, weil er keine Durchfahrt bietet.
    Da gehörlose Menschen in früheren Zeiten oft für geistig behindert gehalten wurden, wurde »doof« zum Synonym für »dumm«. »Dumm« wiederum kommt vom mittelhochdeutschen Wort »tump« und bedeutet »stumm, töricht«.
    Anfang des 19. Jahrhunderts drang das Wort »doof« von Berlin aus in die Hochsprache ein. Da es sich jedoch um einen umgangssprachlichen Ausdruck handelte, der in der Schriftsprache verpönt war, gab es lange Zeit keine Festlegung der Schreibweise.
    Heute ist es üblich, das Wort mit einem »f« zu schreiben, weil das der Praxis im Hochdeutschen entspricht. Auf -v enden sonst nur Fremd- und Lehnwörter. In den Ableitungen klingt zwar nach wie vor das weiche »v« durch – geschrieben wird es dennoch mit »f«: ein doofes Kind, die doofe Tante (gesprochen: dowes, dowe).
    Im Komparativ und Superlativ behält das Wort seinen Klang: doof, doofer (gesprochen: dower), am doofsten. Viele Menschen sagen aber auch döwer und am döfsten . Das ist in der gesprochenen Sprache möglich, in der Schriftsprache existiert jedoch nur die Form doof, doofer, am doofsten.

Wir Deutsche oder wir Deutschen?
    »SCHEISSE DEUTCHEN« ist in großen Lettern an die Wand gesprayt. Man steht betroffen davor und erkennt: Da hat sich mal wieder eine von uns Deutschen enttäuschte Seele den Frust aus der Dose gesprüht. Doch neben der persönlichen Verbitterung eines Einzelnen zeugt dieses Graffito noch von einem ganz anderen Problem.
    »SCHEISSE DEUTCHEN« ist falsches Deutsch, und zwar in mehrfacher Hinsicht: In der knackigen Formel sind nicht weniger als vier Fehler versteckt. »SCHEISSDEUTSCHE« muss es heißen. Der Duden sieht bei Fügungen mit dem als »derb« qualifizierten Wort »Scheiß« Zusammenschreibung vor und nennt als Beispiele: Scheißdreck, Scheißhaus, Scheißkerl, Scheißladen, Scheißwetter. Nun hat nicht jeder, der irgendwo ein Graffito an die Wand sprüht, immer einen Duden zur Hand. Und selbst, wenn: Das Wort »Scheißdeutscher« hätte er darin nicht gefunden. Es bliebe auch immer noch die Frage, wie man es richtig dekliniert und wie die Mehrzahl lautet. Das bereitet übrigens nicht nur Ausländern Probleme. Auch wir Deutsche haben mit unserer Grammatik Schwierigkeiten. Gerade, wenn es um uns Deutsche geht. Wer hätte nicht schon mal gestutzt und sich ratlos am Kopf gekratzt bei dem Versuch, die Deutschen korrekt zu beugen?
    Das Elend beginnt schon im Singular. Ein Deutsche r fliegt nach Afrika. Dort ist er »der Deutsche«. Wo ist plötzlich das »r« abgeblieben?
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