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Der Dämonen-Gnom

Der Dämonen-Gnom

Titel: Der Dämonen-Gnom
Autoren: Jason Dark
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an die Oberfläche kamen, dann war es auch um sein Leben geschehen. Sie würden sich auf ihn stürzen, ihn zerreißen, zerfleischen, sie würden sich an ihm gütlich tun, und sein süßes Fleisch würde ihnen munden.
    Schreckliche Bilder liefen durch seinen Kopf. Stark wie ein Film und ebenso unvergeßlich, aber daran wollte er jetzt nicht denken, denn für ihn zählte einzig und allein die kleine Gestalt.
    Noch hatte er sie nicht gesehen. Er konnte sich nur am Klang der Stimme orientieren. Zu hoch wuchsen die Grabsteine, die den Gnom vor Blicken schützten.
    Aber er sah etwas anderes.
    Ein dünner Schleier breitete sich dort aus, wo der Kleine stehen mußte.
    Nebel, Dunst, flache Wolken, die allmählich vom Boden her in die Höhe stiegen.
    Er wartete.
    Es tat sich nichts.
    Allmählich beruhigte sich Cäsar und nahm sich sogar vor, näher an den Ort des Geschehens heranzugehen. Er mußte einfach herausfinden, was sich auf diesem Friedhof abgespielt hatte und noch immer ablief.
    Hier ging es bestimmt nicht mit rechten Dingen zu, denn wer besuchte bei Dunkelheit freiwillig einen derartigen Ort?
    Er drückte seinen Atem so weit wie möglich zurück.
    Keine unnötigen Geräusche, die den Gnom warnen könnten. Die Gedanken jedoch bewegten sich immer wieder, und sie drehten sich auch einzig und allein nur um dieses eine Thema.
    Was suchte Pablito hier? Wieso geisterte er in der Nacht über den alten Friedhof? Er war schon immer ein Mensch gewesen, der trotz seiner geringen Größe die anderen oftmals das Fürchten gelehrt hatte, denn so etwas schaffte er mit einem Blick in die Augen seines Gegenübers. Viele mieden ihn, denn sie konnten seine Ansichten nicht teilen. Auch sonderte sich Pablo von der Gemeinschaft ab. Er lebte für sich, besaß keinen anderen Wagen und teilte sich auch keinen mit Kollegen. Er nächtigte zumeist in einer bestimmten Ecke des kleinen Vorratszeltes, und wenn es zu kalt wurde, kroch er zu den Pferden.
    Überhaupt war sein Verhältnis zu den Tieren ein besonderes. Sie akzeptierten und gehorchten ihm. Er schaffte es sogar, sie mit Blicken zu dirigieren oder zu zähmen.
    Pablo oder Pablito war eben anders. Vielleicht hätte man ihn schon längst davongejagt, wäre da nicht sein Auftritt gewesen, denn der Gnom kam unwahrscheinlich gut beim Publikum an. Da zeigte er dann sein zweites Gesicht. Da war er dann der große Spaßmacher, der die Leute zum Lachen, aber auch zum Weinen brachte, wenn er sich selbst sehr traurig darstellte. Allein saß er dann schluchzend in einem einsamen Scheinwerferlicht. Die Manege war dunkel.
    Das alles zählte und machte seinen Erfolg gewaltig. Deshalb ließ man ihn in Ruhe. Man wußte auch, daß es Menschen gab, die nur seinetwegen in den Zirkus kamen. Eine alte Frau, die als Wahrsagerin arbeitete, hatte mal behauptet, er hätte übernatürliche Kräfte. Sie hatte den Direktor davor gewarnt, Pablo zu entlassen, denn dann würde seine Rache wie ein Inferno über den Zirkus hereinbrechen.
    Das alles wußte auch Cäsar, der zu den wenigen Menschen gehörte, die hin und wieder mit Pablo sprachen. Ansonsten war der Gnom allein.
    In dieser Nacht schalt sich Cäsar einen Narren, daß er dem Zwerg gefolgt war. Er wußte selbst nicht, ob ihn der Dämon der Neugierde geritten hatte oder ob es etwas anderes gewesen war. Jedenfalls wartete er ab, innerlich vibrierend und darauf achtend, was in den folgenden Minuten geschehen würde.
    Der Nebel war da.
    Und auch die Stimme des Gnoms. Sie klang flüsternd, sie drang in den Nebel ein und schien von ihm gefiltert zu werden, so daß sich Cäsar anstrengen mußte, um etwas zu verstehen.
    Er hörte das Gemurmel. Es blieb für eine Weile monoton, so daß es dem heimlichen Beobachter schon langweilig wurde und er sich fragte, ob es sich zu bleiben lohnte.
    Es lohnte sich, denn er sah wenig später den Nebel, wie er sich allmählich erhob. Er kroch in langen Schwaden in die Höhe, er breitete sich zu Tüchern aus, und Cäsar sah mit Erstaunen zu, wie sich die Fahne in vier Stücke teilte.
    Es sah so aus, als hätte jemand mit einem unsichtbaren Messer hineingeschlagen, aus einem Tuch waren plötzlich vier geworden, und der Hüne hielt den Atem an.
    Was würde geschehen? Wieso war es möglich, daß der kleine Mann den Nebel beherrschte?
    Etwas kroch durch Casars Glieder, und er konnte nicht beschreiben, was ihn da erwischt hatte. Er stellte nur fest, daß es eine Kraft war, und er stufte sie als gefährlich ein, denn sie sorgte dafür, daß er
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