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Der Dämonen-Gnom

Der Dämonen-Gnom

Titel: Der Dämonen-Gnom
Autoren: Jason Dark
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ein Zündholz an und hielt die Flamme gegen den dünnen Docht einer Kerze. Das Licht bildete eine kleine Insel, und Cäsar hätte sich eigentlich über die Helligkeit freuen müssen, allein schon wegen der Symbolik, daß es eine kleine Flamme schaffte, Hoffnung zu geben und die Finsternis zu erhellen.
    Nicht heute, nicht in dieser Nacht!
    Sie war anders, sie war dumpf und reich an unheimlichen Botschaften.
    Pablo war gegangen, Pablo war auf dem Weg zu den Gräbern, Pablo wollte die Toten besuchen und sie hervorholen. Bei diesen Vorstellungen stöhnte der Farbige auf, und es war ihm unmöglich, den kalten Schauer auf seinem Rücken zu kontrollieren. In seiner Vorstellung sah er die schrecklichsten Szenen, aufplatzende Gräber, die unheimliche Gestalten hinterließen. Zombies mit Würmern und Spinnen in den Augen, Mäulern und Nasenlöchern.
    Er schüttelte sich, als er den Eindruck hatte, der Geruch des Todes würde ihn streifen. Moder bewegte sich als zitternde Wolke vor ihm, obwohl er sie nicht sah.
    Und der Zwerg war nicht mehr da. Er war gegangen. Zum Friedhof…
    Cäsar sprang so heftig auf, daß der Stuhl zurückkippte und zu Boden fiel. Sein Entschluß stand fest, und er würde auch nichts mehr ändern, denn schon zu lange hatte Cäsar nachgedacht. Er mußte Pablo nach, er wollte sehen, was sich da tat. Ob dieser Gnom tatsächlich die Macht über die Toten hatte und damit so stark war wie ein mächtiger Voodoo-Priester.
    Cäsar ging auf die Tür zu. Im Hinausgehen faßte er nach seiner Jacke, die er wegen der Kälte überstreifte. Der Wind konnte um diese frühwinterliche Zeit schon sehr bissig sein. Er war trocken und brachte den Staub der Sierra mit.
    Cäsar wußte, wohin er sich zu wenden hatte. Er ging quer über den großen Platz an der Rückseite entlang, wo die Wagen im Schatten des Zelts standen und nur die wenigen Lichter brannten. Niemand sah ihn, und das war auch gut. Er hätte niemandem seinen nächtlichen Ausflug erklären können, außerdem hätte ihm niemand geglaubt.
    Aber er glaubte dem Gnom!
    Der Zirkus hatte sein Quartier in einem Talkessel aufgebaut, und er lag so etwas geschützt. Es führte eine Straße bis zur nächsten Stadt, die aber ließ Cäsar liegen, denn um den Friedhof zu erreichen, wollte er sich durch das Gelände schlagen, denn nichts anderes hatte Pablo auch getan.
    Der riesige Schwarze bewegte sich mit raumgreifenden Schritten. Je früher er sein Ziel erreichte, um so besser war es für ihn. Dieser alte Friedhof lag ungünstig. Die Menschen, die in der kleinen Stadt oder den umliegenden Dörfern starben, mußten für das Begräbnis erst hochgeschafft werden, aber es gab die alte Stätte eben schon zu lange, als daß sie von den Bewohnern hätte aufgegeben werden können.
    An einen Pfad hielt sich der Mann nicht. Er schlich gebückt durch die breiten Lücken zwischen den Felsen, er roch den Staub, er sah die Wolken über sich, die ein gewaltiges Meer bildeten, in dem hin und wieder der Vollmond aufleuchtete, als wollte er die Menschen beobachten.
    Der alte Friedhof lag hoch und war über eine Bergstraße zu erreichen.
    Dort oben stand auch die kleine Gnadenkapelle, aber in sie würde der Zwerg seine Schritte wohl nicht lenken. Ihm ging es einzig und allein um die Toten, die noch in ihren Gräbern lagen.
    Cäsar hielt sein Gesicht gegen den Wind. Er schmeckte ihn, er schmeckte den Staub, er schmeckte die Botschaft. Er hörte ihn winseln, wenn er über die glatten Felsen hinwegfuhr, und dieses Geräusch verglich der Schwarze mit dem Jammern zahlreicher Seelen, die keine Ruhe im Tod gefunden hatten.
    Daß Cäsar fror, lag nicht allein am Wetter. In seinem Innern hatte sich etwas festgesetzt, das wie ein Klumpen war und ihn zudem auch leicht erzittern ließ.
    Das Winseln blieb. Es klang nie gleich, war mal höher, mal tiefer, als würden sich Freud und Leid darin vereinigen.
    Cäsar blieb stehen.
    Ein derartiges Geräusch, vom Wind stammend, hatte er noch nie zuvor gehört.
    Nein, das konnte nicht der Wind sein!
    Plötzlich drängte es ihn danach, wegzulaufen, doch dagegen kämpfte er an. Cäsar tat genau das Gegenteil von dem, er richtete sich auf, drehte den Kopf diesem unheimlichen und seltsamen Geräusch zu und wußte plötzlich Bescheid.
    Das war nicht der Wind, der da über den Friedhof und auch um die alten Gräber jammerte, dieses Geräusch ging von einem Menschen aus. Es war ein Gesang, sehr seltsam, viel zu hoch, um aus der Kehle eines Mannes zu stammen.
    Aber es gab
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