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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt
Autoren: Helmut Vorndran
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Werkzeugdieben, aber es war in
der Tat besser, auf Nummer sicher zu gehen.
    »Der
Schlüssel ist in meiner Jackentasche vorn am Stuhl«, erwiderte er. Lagerfeld
klopfte HG auf die Schulter. »Los, komm mit, HG . Wir schauen mal bei mir zu Hause nach dem Rechten.
Das wird dich auf andere Gedanken bringen.«
    Zobel und
Fidibus kamen gar nicht mehr dazu, zu verbieten, dass sich ein wichtiger Zeuge
plötzlich aus ihrem Zugriffsbereich entfernte. So schnell konnten sie gar nicht
schauen, da war Lagerfeld mit HG schon durch die
Tür der Dienststelle verschwunden.
    Die Fahrt
verbrachte Lagerfeld grübelnd darüber, ob an Haderleins Theorie etwas dran sein
konnte. Ein Punkt beruhigte ihn immer wieder: Woher sollte Kiesler etwas von
Ute wissen? Gut, die Familie von HG aufzuspüren
war nicht schwer gewesen, wenn er gewusst hatte, wo er suchen musste. Aber von
ihm oder Ute besaß Kiesler weder Namen, Adresse noch Telefonnummer. Plötzlich
lief es ihm siedend heiß den Rücken hinunter. Telefonnummer, sein Handy!
Womöglich hatte Kiesler sein Handy in der nebligen Nacht in Rotenhennes Garten
gefunden, und in dem iPhone waren alle Telefonnummern der Kollegen und
natürlich auch die von Ute eingespeichert. Wahrscheinlich hatte sie ihm noch
ein paar SMS geschickt, da sie ja lange Zeit
nicht wusste, dass er es verloren hatte.
    » HG , nimm mein Telefon und gib die Nummer ein.« Er
diktierte HG die Nummer seines iPhones und danach
folgenden Text: »Ich weiß, dass du mein Handy hast, Moritz. Aber wir werden
dich kriegen! Gruß, B.S. «
    HG schaute ihn fragend an.
Stirnrunzelnd schickte er die Nachricht ab, hatte sie aber sofort wieder
vergessen. Andere, traurige Gedanken drängten sich in den Vordergrund.
    Lagerfeld
hoffte währenddessen inständig, dass die SMS einfach ungelesen versickern oder missachtet werden würde. Sie war ein
verzweifelter Testballon ins Blaue hinein mit der eindeutigen Hoffnung auf
Erfolglosigkeit. Zudem war ihm grad aufgefallen, dass HG und er unbewaffnet waren. Keine gute Voraussetzung für ein eventuelles
Aufeinandertreffen mit einem hundert Kilo schweren Hammerskin.
    Schweigend
fuhren sie auf der Autobahn nach Lichtenfels, als bei der Abfahrt
Staffelstein/Wattendorf ein leises »Ping!« eine eingegangene SMS meldete. Lagerfeld erschrak. Quietschend hielt der
Freelander auf der Standspur, während HG die SMS las. Sein Blick wurde starr, sein Körper versteifte
sich. Er reichte Lagerfeld das HTC , das er von
Ewald in Norwegen bekommen hatte.
    »Sag
Jahn, dem Schwein, dass er keine Frauen retten kann.« Lagerfeld blickte
ungläubig auf den Text. Seine Finger, die das Handy hielten, begannen zu
zittern.
    »Fahr, so
schnell du kannst«, sagte HG . Seine rechte Hand
krampfte sich um den Türöffner der Beifahrertür, sodass die Knöchel weiß
wurden.
    Moritz
Kiesler konnte nicht glauben, was er da in der SMS las, die ihm dieser Polizist geschickt hatte. Er schrieb eine kurze Antwort,
dann lachte er laut auf und ließ das Telefon wieder in seiner gefleckten
Bundeswehrhose verschwinden. Die schwarzen Springerstiefel knirschten auf dem
verdreckten Boden der Baustelle, als er auf die Frau zuhinkte, die bewusstlos
und mit Paketband gefesselt auf dem Stuhl in der Mitte des Raumes saß. Die
Kugel, die Jahn damals auf dem Schiff in sein Knie gefeuert hatte, hatte ihn
bis an den Rest seines Lebens zu einem Versehrten gemacht.
    Beim
Gedanken an Jahn kochte sofort kalte Wut in ihm hoch. Er nahm einen dunklen
Plastikeimer vom Boden, in dem dreckiges, übel riechendes Restwasser
irgendeiner Bauarbeit schwappte, und schüttete die kalte Brühe wütend der
Bewusstlosen über den Kopf. Während Ute von Heesen leise stöhnend zu sich kam,
holte der Skin ein kleines schwarzes Kunstlederetui aus der Beintasche seiner
Bundeswehrhose. Als er den Reißverschluss öffnete, lagen eine Spritze und eine
Glasampulle mit einer bläulich schimmernden Flüssigkeit darin. Das kleine
Fläschchen war bereits zur Hälfte leer, er hatte nur noch eine Dosis, die er
verabreichen konnte, aber die war für das eindeutig hübscheste seiner Opfer
bestimmt. Die Schlampe sah in ihrem durchnässten Zustand richtig scharf aus.
Und wie sie gerade so vor sich hin stöhnte, das geilte ihn eindeutig auf. Einen
Moment lang war er versucht, zuerst seinen Spaß mit der Nutte zu haben, aber
dazu gab es später auch noch Gelegenheit, wenn das Mittel wirkte und sie nicht
mehr schnallte, wo oben und unten war. Außerdem würde dann das lästige Gezappel
und Geschrei
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