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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt
Autoren: Helmut Vorndran
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Augen nicht.
Das Mineralwasser war verschwunden, stattdessen stapelten sich Flaschen mit
Bockbier aus der Staffelberg-Bräu. Was war denn hier los? Verwirrt, aber
hocherfreut griff er sich zwei Flaschen und stiefelte die Treppe wieder hinauf.
Als er aus der Bodenöffnung herausschaute, blickte er direkt in die Mündung der
Dienstwaffe seines älteren Vorgesetzten, Kriminalhauptkommissar Franz
Haderlein.
    Einen
kurzen Moment lang schwiegen alle, dann äußerte Lagerfeld den in Polizeikreisen
noch heute legendären Satz: »Okay, Franz, ein Bier von den beiden gehört dir.«
    Früher
oder später an diesem Abend versammelten sich fast alle Beteiligten dieses
abenteuerlichen Falles wieder in der Dienststelle in Bamberg. HG wurde ins Klinikum Bamberg überführt, wo auch Ute
von Heesen medizinisch betreut wurde. Lagerfeld blieb bei ihr, auch wenn sie
bereits eingeschlafen war.
    Gregor
Zobel hatte noch am selben Abend eine Großfahndung nach allen bekannten
Mitgliedern der radikalen Neonazi-Szene in Franken eingeleitet, sodass in ganz
Nordbayern Hausdurchsuchungen stattfanden. Außerdem wurde in sämtlichen
betroffenen Behörden ein geheimer Atomalarm ausgelöst, was dazu führte, dass
alle verfügbaren Kräfte der Bundesrepublik, die auch nur irgendwie etwas zur
Suche nach dem verschollenen Torpedo beitragen konnten, sich auf den Weg in das
oberfränkische Weltkulturerbe machten. Selbst eine Spezialeinheit der US -Armee aus Grafenwöhr wurde hinzugezogen.
    Trotzdem
war allen klar, dass die Erfolgsaussichten dieser Suche äußerst ungewiss waren,
und jeder hoffte, dass der Baron wieder aus seinem Koma erwachen möge. Doch die
Suche nach dem Torpedo ging die Kriminalpolizei Bamberg, zumindest an diesem
Tag, nichts mehr an, und so verließen Haderlein, Huppendorfer und Co. erschöpft
die Dienststelle.
    Der
Hauptkommissar wurde schon an seiner Haustür von Manuela empfangen. Nachdem sie
sich geküsst hatten, gab er ihr eine große Plastiktüte voller Kleidungsstücke
in die Hand.
    »So, mein
Schatz. Jetzt kommt dein Teil der Polizeiarbeit. Könntest du diese
verschwitzten Männersachen in deinen teuren Maschinen waschen? Sie gehören
einem Mann, der eine wahre Odyssee hinter sich hat und jetzt im Klinikum
Bamberg liegt.«
    »Ach
Gott, natürlich. Der Arme«, sagte Manuela Rast mitfühlend und nahm die Tüte an
sich. Als Haderlein die Tür hinter sich schloss und mit Manuela ins Wohnzimmer
trat, wurde er Zeuge einer seltsamen Begebenheit. Riemenschneider, die den
Nachmittag bei Manuela verbracht hatte, war aufgesprungen und hatte sich
panisch an die Wand des Wohnzimmers zurückgezogen. Franz und Manuela sahen sich
ratlos an. Was war denn in das kleine Ferkel gefahren, um Himmels willen?
    »He, du
rosa Heldin, ich bin’s doch nur. Dein Herr und Meister und kein Monsterbiber!«,
rief Haderlein belustigt. Dann bemerkte er, dass sein Schweinchen gar nicht
ihn, sondern die große weiße Plastiktüte anstarrte, die Manuela in der Hand
hatte. Er nahm sie ihr ab und schwenkte sie testhalber hin und her. Und tatsächlich,
die Äuglein Riemenschneiders folgten jeder Bewegung der Tüte ängstlich von
rechts nach links und von links nach rechts, als würde der Tüte jeden Moment
ein Metzgermeister mit dem ultimativen Schlachtbefehl für zu klein geratene
Schweine entsteigen.
    Haderlein
überlegte und beschloss, systematisch vorzugehen. Manuela Rast sah interessiert
und amüsiert dem Treiben ihres Kommissars zu, als dieser den Inhalt der Tüte
auf den Boden schüttete. Ängstlich quiekend wich Riemenschneider bis in die
hinterste Ecke des Raumes zurück und schaute panisch zu dem Kleiderhaufen
herüber. Haderlein legte nun ein Kleidungsstück HG s
nach dem anderen wieder in die Tüte zurück. Riemenschneider rührte sich
nicht – bis Haderlein die Hose in die Hand nahm. Sofort entwich dem kleinen
Ferkel ein panisches Quieken. Haderlein begann daraufhin die Taschen der Hose
Hans Günther Jahns zu durchsuchen. Wieder passierte nichts, bis er das kleine,
verrostete Metallstück, das HG in seinem
Fischkutter gefunden hatte, hervorzog. Vorsichtig ging er mit ihm einen Schritt
auf seine Riemenschneiderin zu, und siehe da, das kleine Ferkel kriegte sich
nicht mehr ein vor lauter Angst. Sofort ging Haderlein wieder zum Kleiderhaufen
und HG s Hose zurück. Es dauerte nur wenige
Sekunden, dann fügte er die Puzzleteile, die ihm Riemenschneider vor die Füße
gelegt hatte, zusammen. Kurz lächelte er, dann schaute er seine Manuela an.
    »Du
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