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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller
Autoren: Jeff Povey
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schnappen. Allerdings ohne öffentliches Aufsehen zu erregen; man wolle schließlich nicht, dass es zu Nachahmungstaten kommt.« Er zitiert das mit einem geradezu bösartigen Sarkasmus. »Können Sie sich das vorstellen? Sie wollen nicht, dass die Bevölkerung zurückschlägt. Ich hätte fast auf der Stelle meine Marke abgegeben.«
    Und warum hast du das nicht getan, du Mistkerl? Warum nicht?
    »Mein Vorgesetzter hatte jedoch einen Plan. Er meinte, dass wir Ihnen wenigstens noch ein paar Morde zugestehen können, bevor wir Sie schnappen. Er betreibt einen regelrechten Papierkrieg, um Ihnen so viel Zeit wie möglich zu verschaffen. Er findet, das ist das Mindeste, was er tun kann.«
    Wackelig gehe ich zur Spüle, greife mir einen Becher, fülle ihn mit kaltem Wasser, werfe ein Alka-Seltzer hinein und beobachte die aufsteigenden Bläschen. Es ist nicht mal zur Hälfte
aufgelöst, trotzdem nehme ich einen großen Schluck.
    »Was meinen Sie, wie lange dauert es, bis Sie Ihren Kreuzzug beendet haben?«
    Agent Wade richtet seine Worte an meinen Hinterkopf, doch irgendwie schaffen sie es daran vorbei und vor meinen Augen in der Luft zu schweben. Ich stocke. Kreuzzug? Was für ein Kreuzzug?
    »Wie lange, was schätzen Sie?«, fragt Agent Wade mit sanfter Stimme in Erwartung einer Antwort.
    »Ich versteh Sie nicht.«
    Agent Wade hält das irrtümlicherweise für Bescheidenheit meinerseits und lächelt freundlich. »Sicher tun Sie das.«
    »Ich fürchte, ich komme nicht mehr ganz mit.«
    »Also, jetzt mal ernsthaft - es ist doch klar, was Sie getan haben. Sie haben andere Serienmörder getötet.«
    Ich zögere. »Ach ja?«
    Er lächelt erneut und zeigt seine geraden, weißen Zähne. »Aber hallo.«
    Ich glaube, in gewisser Weise hat er Recht. Doch es war nie ein Kreuzzug. Eigentlich ging es mir darum, im Club zu bleiben.
    »Ich kann Ihnen zwei Monate geben.«
    »Wofür?«
    »Um Ihren Kreuzzug zu beenden.«
    Ich stocke. Es fühlt sich an, als würden meine Lippen am Becher kleben; als wüsste ich nicht, ob ich trinken soll oder nicht. Schließlich drehe ich mich zu Agent Wade um. »Sie meinen, um die anderen Mitglieder zu töten?«

    Er lächelt erneut. Seine Zähne leuchten. »Sie kapieren schnell.«
    »Aber das sind meine Freunde.«
    Agent Wades Grinsen löst sich in dröhnendes Gelächter auf. »Sie sind echt ein Witzbold.«
    »Im Ernst. Der Club ist mein Leben.«
    Agent Wade richtet sich auf, so dass er mich überragt, und studiert eindringlich mein Gesicht. Ganz offensichtlich fragt er sich, ob ich ihn auf den Arm nehme oder die Wahrheit sage. »Normalerweise bringt man aber seine Freunde nicht um.«
    »Ich musste das tun, um meine anderen Freunde nicht zu verlieren.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Kann sein, es hört sich nicht so an, doch von meinem Standpunkt aus ist es völlig einleuchtend. Außerdem hätten die anderen mich getötet, wenn ich sie gelassen hätte.«
    Plötzlich scheint Agent Wade unser Gespräch zu ermüden, ja zu langweilen. »Hören Sie, Ihre Logik ist mir wirklich egal. Sie haben zwei Monate, um die anderen zu erledigen.«
    »Und was, wenn ich mich weigere?«
    »Dann werden Sie gegrillt.«
    Das ist so unmissverständlich, als hätte er mir eine mit dem Vorschlaghammer verpasst.
    »Aber es gibt, äh... es gibt neun weitere Mitglieder. Ich kann nicht einfach anfangen, sie abzuschlachten. Sonst durchschauen sie am Ende, was ich all die Jahre getrieben habe. Das könnte unangenehm werden. Ein Fehler, und ich bin ein toter Mann.«

    »Bis jetzt sind sie Ihnen noch nicht auf die Schliche gekommen.«
    Ich versuche gegen meine wachsende Verzweiflung anzukämpfen. »Hören Sie, Sie haben den falschen Mann. Ich bin kein Killer.«
    »Obwohl Sie andere Menschen töten.«
    »Das sieht vielleicht so aus, aber nein, Sir, ich bin alles andere als ein Killer.«
    Agent Wade antwortet nicht, sondern steht einfach nur völlig regungslos da. Ich versuche es mit einem erneuten Appell.
    »Wäre es nicht leichter, wenn Sie mich an einem der Abende in den Club begleiten und alle zusammen festnehmen?« Es bricht mir das Herz, das zu sagen. Ich würde alles tun, um den Club zu retten.
    Agent Wade scheint sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen; er wirft einen Blick zur Decke, von wo einzelne Spinnweben herabhängen. Vielleicht bin ich doch nicht so reinlich, wie ich dachte.
    »Was uns an Ihrem Vorgehen gefällt - oder zumindest mir -, ist die Tatsache, dass die Killer anonym sterben. Es werden keine Bücher über sie
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