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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller
Autoren: Jeff Povey
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nüchternen Blick zuzuwerfen. »Ich habe dieses Foto in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.« Ich weise seine Unterstellung mit mehr als nur einem Anflug von Empörung zurück - und für einen Moment male ich mir aus, ich würde mich vor Gericht befinden. Ich denke, die Chancen der Verteidigung stehen nicht schlecht, und mache weiter. »Noch nie, sag ich Ihnen. Niemals.«
    »Natürlich nicht. Es wurde bisher nicht freigegeben. Nicht für die Öffentlichkeit.«
    Ich spüre ein Gefühl des stillen Triumphs in mir aufsteigen und kann den süßen Duft des Sieges riechen. »Tja, da haben wir’s. Ich kann dieses Foto also unmöglich schon mal gesehen haben.«
    Doch Agent Wade lässt sich nicht beirren, bleibt ruhig und entschlossen. »Na ja, es ist nicht das Foto an und für sich, das mich hergeführt hat. Es geht mehr um das, was darauf zu erkennen ist. Um das, was es repräsentiert.«
    Ich gerate ins Stocken, denn in meiner Verteidigung tut sich ein gewaltiges Loch auf. Der einzige Ausweg, den ich sehe: gnadenlos zu ignorieren, was Agent Wade sagt.

    »Meiner Meinung nach kommt es nur darauf an, ob ich die Fotos gesehen habe oder nicht, und ich stelle hiermit fest, nein, ich habe dieses Foto noch nie in meinem Leben gesehen. Und jetzt wünsche ich Ihnen einen guten Tag.«
    Agent Wade mustert mich leicht belustigt. Zumindest wirkt es so. Er rührt sich nicht vom Fleck und macht auch keine Anstalten in dieser Richtung. Wir beide wissen, dass er heute Abend nirgendwohin gehen wird. Seine Stimme klingt immer noch ruhig, voll und kräftig, und langsam fängt sie an, mir auf die Nerven zu gehen.
    »Über vierzig Agenten haben nach Ihnen gesucht. Ich schätze, ich habe Schwein gehabt. Denn ich hatte einen Vorsprung. Und ich habe mein eigenes Profil von Ihnen erstellt.«
    Profil? Von mir?
    »Ich putze Käfige, beseitige den Dreck.« Ich habe keine Ahnung, warum ich das dauernd wiederhole. Es ist wohl kaum etwas, mit dem man sich brüsten kann.
    »Ich weiß - aber Sie beseitigen auch noch was anderes.«
    Agent Wade sagt das, als spiele er auf irgendetwas an, mit einem so aufreizenden Unterton, als wollte er mir ein Geständnis entlocken.
    Erneut herrscht in der Küche Stille, während ich angestrengt darüber nachdenke, was ich noch beseitige. Ich schaue zur Spüle, und obwohl sie mir entgegenfunkelt, kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass ich Agent Wade erzähle, wie gewissenhaft ich sie putze - falls es das ist, worauf er anspielt. Dann überlege ich, ihn durch meine
Wohnung zu führen und ihm mein blitzeblankes Reich zu zeigen. Diese Gedanken schießen mir durch den Kopf, ohne dass ich weiß, was ich tun soll. Schließlich wird mir klar, dass ich eine Panikattacke habe, die einen Migräneanfall ausgelöst hat.
    »Wollen Sie ein Alka-Seltzer? Ich hole mir eins.«
    Agent Wade schüttelt beiläufig den Kopf, wie ein Filmstar.
    »Niemand weiß, dass ich Sie gefunden habe.« Obwohl diese Worte eine große Erleichterung für mich sein sollten, machen sie mir Angst. »Sechs Tage lang habe ich mir das Hirn zermartert. Ich wollte Bescheid geben, den Jungs sagen, dass ich Sie habe...«
    Aber das hat er nicht. Selbst nach sechs Tagen. Er hat keine Verstärkung angefordert, und das jagt mir eine Heidenangst ein. Mein Mund ist mittlerweile völlig ausgetrocknet.
    »Als wir dahintergekommen sind, was Sie da treiben, gab es ein ganz schönes Tohuwabohu...«
    Ein was? Was ist das? Ich will ihn fragen, doch offensichtlich habe ich eine Kiefersperre.
    »Die meisten von uns haben sich trotz ihrer Ausbildung ihren ursprünglichen Sinn für Gerechtigkeit bewahrt. Deshalb haben wir uns vehement dafür ausgesprochen, dass Sie weitermachen dürfen. Dass Sie das Richtige tun für unser Vaterland... Natürlich hatten wir im Handumdrehen die allgemeine Moral gegen uns. Man wollte uns weismachen, dass Sie böse sind und aufgehalten
werden müssen. Da bin ich einfach aufgestanden und hab die Versammlung verlassen. Und ein paar Jungs mit mir. Wir lungerten dann im Parkhaus herum und versuchten uns zu beruhigen. Wir konnten es einfach nicht fassen, dass eine so bedeutende, einflussreiche und vorbildliche Institution wie das FBI Sie festnehmen und in die Todeszelle stecken wollte.«
    Das Wummern in meinem Kopf wird inzwischen von dem meines Herzens übertönt.
    »Wie auch immer, mein Vorgesetzter kam zu uns raus. Er war genauso niedergeschlagen wie wir. Es täte ihm leid, doch es sei nun mal die offizielle Linie, Sie unter allen Umständen zu
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