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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller
Autoren: Jeff Povey
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Sekunden ohne ein Wort werde ich schwach. Ich öffne die Tür einen Spaltbreit und spähe nach draußen. Agent Wade beugt sich ein wenig vor, dann hält er seinen Ausweis in die Höhe. Das Foto ist hübsch, und er ist gut getroffen. Meine Augen wandern zu dem Menschen aus Fleisch und Blut, und unsere Blicke treffen sich. Er hat strahlend blaue Augen, meine hingegen sind dunkel und samtbraun. Und noch ein Unterschied: Ich schaffe es nicht zu blinzeln. Meine Augen starren geradeaus, treten aus ihren Höhlen, werden immer größer und offenbaren jeden Zentimeter meiner Furcht und Schuldgefühle.
    »Kann das nicht bis morgen warten? Ich bin echt müde.«
    Agent Wade schüttelt ernst den Kopf. Er macht einen ziemlich autoritären Eindruck und ist außerdem nicht der Typ Mann, den ich einfach so abweisen möchte.
    Nach weiteren endlosen und lähmenden Sekunden öffnet ich die Tür, trete zur Seite und lasse Agent Wade herein. Er benutzt ein ziemlich aufdringliches Afterhave, und ich frage mich, ob ich es mir ebenfalls leisten könnte.
    Ich schließe die Küchentür hinter ihm. Verharre einen Augenblick und nehme all meinen Mut zusammen,
dann drehe ich mich in seine Richtung. Er betrachtet die verstreuten Bodenfliesen.
    »Ich habe Mäuse.« Agent Wade nickt, doch das scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren.
    Für einen Moment herrscht Stille. Ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll, und Agent Wade wirkt ebenfalls, als hätte er Probleme, seine Stimme wiederzufinden.
    »Also... worum geht’s?« Ich gebe mir größte Mühe, ruhig und gefasst zu klingen.
    Agent Wade will etwas sagen und zögert dann. Er schmunzelt in sich hinein, dann setzt er erneut an.
    »Das ist nicht ganz leicht zu erklären...«
    Ich mustere Agent Wade, er hat meine Neugier geweckt. Denn ich werde nicht schlau aus ihm.
    »Wie soll ich das erklären? Ich äh... also... Ich weiß, was Sie tun.« Er blickt auf und mir direkt in die Augen. »Ich weiß, was Sie tun«, wiederholt er, für den Fall, dass ich den Sinn seiner Worte nicht erfasst habe.
    »Sie meinen das Säubern der Käfige?«
    »Nein. Das meine ich nicht.«
    Ich weiß, dass er das nicht meint, aber ich darf jetzt nichts sagen, was mich in Schwierigkeiten bringen könnte, erst recht nicht, als ich bemerke, dass Agent Wade inzwischen wieder ruhiger und entschlossener wirkt.
    »Tut mir leid, aber das ist alles, was ich tue. Käfige putzen.«
    »Nein. Das ist nicht alles. Was dagegen, wenn ich mir eine anstecke?«
    Agent Wade klopft sich eine filterlose Zigarette
aus der Packung, und mir bleibt nichts anderes übrig, als zaghaft mit den Achseln zu zucken. »Schon gut... nur zu...«
    Mit einem versilberten Feuerzeug, meinem ganz ähnlich, zündet Agent Wade sich seine Zigarette an. Den Rauch bläst er Richtung Decke, dann betrachtet er mich einen endlosen Moment lang. »Ich habe hier ein Standfoto von einer Überwachungskamera.«
    Er langt in seine Tasche, streicht das Foto glatt und reicht es mir. Das Bild zeigt mich, in grobkörnigem Grauweiß, drei Jahre jünger, wie ich Errol Flynn ein Messer in die Leistengegend ramme. Ich stehe in einem abgedunkelten Keller, und obwohl nicht genau zu erkennen ist, wer mit wem was macht, weiß ich, dass das FBI unheimlich gut ausgerüstet ist. Sprich: auch wenn die Person nicht exakt wie ich aussieht, haben sie Mittel und Wege, das Bild so zu verändern, dass sie es tut.
    Errol hat als Sicherheitsmann in einem Mietblock gearbeitet. Er hat neun dicke Männer getötet, mit mehreren Stichen in die Lendengegend, allerdings erst nachdem er ihre Körper rasiert und einen BH an ihrer schwabbeligen Brust befestigt hatte. Seine Mutter hatte ihn seine ganze Jugend über drangsaliert, ihn immer wieder verprügelt und tagelang im Keller eingesperrt. Erst im Alter von fünfzehn Jahren kam er dahinter, dass seine Mutter in Wirklichkeit sein Vater in Frauenklamotten war. Ich für meinen Teil kann absolut verstehen, warum er angefangen hat, Typen abzuschlachten, die wie Frauen aussehen. Allerdings muss man ihm zugute halten, dass er nie
den Fehler begangen hat, eine Frau zu töten, die Ähnlichkeit mit einem Typen hat; ich jedenfalls begrüße diese Art von Präzision.
    »Ich habe drei Jahre gebraucht, um Sie zu finden.« Agent Wade starrt mich mit ausdruckslosem Gesicht an. »Seit dem ersten Tag bin ich mit dem Fall betraut. Und ich war im ganzen Land unterwegs, habe so gut wie jeden Quadratzentimeter durchkämmt.«
    Ich versuche Agent Wade einen resoluten und
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