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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Povey
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herüberlangt und sich ein Rösti von ihrem Teller angelt.
    Stille senkt sich über den Tisch, und es scheint, als hätte niemand was zu sagen, bis Burt mit seiner nasalen Stimme das peinliche Schweigen durchbricht.
    »Der erste Abend ist immer der schlimmste.« Burt ist Ende dreißig, hat einen krummen Rücken, dünnes Haar und schielt mit dem linken Auge. Er überrascht mich auf unseren Treffen ein ums andere Mal, denn erwirkt nicht wie emand, der vor einer Versammlung die Stimme erheben würde, dennoch macht er fast immer den ersten Schritt. Burt ist Lehrer in der Mittelstufe, und ich schätze, dass das Anschreien kleiner Kinder seinem Selbstbewusstsein ordentlich auf die Sprünge hilft.

    Betty läuft rot an und blickt in Burts Richtung. »Danke, äh...«
    »Burt. Burt Lancaster.«
    »Danke.«
    Betty und Burt tauschen einen herzlichen Blick aus; und das hilft ihr, sich zu entspannen.
    Auch Cher legt jetzt freundschaftlich eine Hand auf Bettys Handgelenk und schaut ihr aufmunternd in die Augen. »Der erste Abend läuft immer ziemlich beschissen.«
    Das richtet Betty endgültig wieder auf, sie schenkt Cher ein Lächeln, und als sie sich umdreht, treffen sich unsere Blicke. Schnell setze ich meinen typischen Gesichtsausdruck auf, ein lässiges, aber unwiderstehliches Grinsen. Damit sie es auch mitkriegt, beuge ich mich möglichst weit vor, doch James Mason greift gedankenlos herüber und steckt direkt vor meiner Nase eine Tischkerze an. Ich werfe ihm einen ziemlich wütenden Blick zu, den er fälschlicherweise für die Einladung zu einem Drink hält. »Ich krieg ein Miller Lite, und Mutter einen St. Clements.« Ein Drink, der den ganzen Abend nicht angerührt wird, denn James Mutter existiert nur in seiner Fantasie. Das ist reine Geldverschwendung, und ich überlege, ihn James in Rechnung zu stellen.
    »Das war klasse, Betty. Einfach klasse. Toll, ein neues Mitglied zu haben«, sagt Tony Curtis und versucht ein Rülpsen zu unterdrücken. Während er redet, ist er ständig kurz davor aufzustoßen; darum bleiben ihm die Worte auch immer wieder im Hals stecken, und ich verspüre jedes Mal das Bedürfnis, ihm kräftig auf den Rücken zu klopfen
- oder lieber nicht, wenn man bedenkt, dass er Menschen schon wegen weit weniger getötet hat. »Nun, als Präsident des Clubs ist es meine Pflicht, dich zu bitten, uns - so detailliert wie möglich - zu erzählen, was du genau tust. Willkommen im Club, Betty Grable.«
    Plötzlich sind alle Anwesenden hellwach und konzentriert. Sie beugen sich vor, Augen und Ohren aufgesperrt, um begierig aufzunehmen, was jetzt kommt. Keiner denkt mehr an die Menschen, die draußen unter dem dunklen Himmel klatschnass werden, oder schert sich um das miese Essen; einige stecken sich eine Zigarette an, in freudiger Erwartung einer spannenden Geschichte.
    Betty schaut hilfesuchend zu Burt hinüber, und er signalisiert ihr mit seinem Blick: Ganz ruhig, Betty, lass dir Zeit, ich bin bei dir.
    Ich reibe mir unter dem Tisch die Hände und wippe auf meinem Stuhl hin und her. Mann, wie ich diese Geschichten liebe. Ich versuche sie noch mehr als sonst zu genießen, denn in etwa acht Wochen ist es damit vorbei.
    Betty lässt sich einen Moment Zeit und sammelt sich. Wenn ich sie mir so betrachte, kann ich nicht leugnen, dass sie eine ganz besondere Ausstrahlung hat - etwas, das mir vorhin nicht aufgefallen ist, weil ich nicht ganz bei der Sache war. Eine fast greifbare Mischung aus Wärme, Liebe und Verbundenheit. Sie verströmt eine Anmut, wie sie unschuldiger und amerikanischer nicht sein könnte.
    »Ihr kennt mich wohl eher als ›Das Biest mit
dem Brenner‹. Zumindest nennen mich die Zeitungen so.«
    Jetzt kann ich einen melodiösen Singsang in ihrer Stimme ausmachen, der mich an diese englische Darstellerin erinnert, die Mary Poppins gespielt hat. Ein Klassiker für die ganze Familie.
    »Bisher habe ich sechs Typen getötet. Hab ihnen die Eier abgefackelt.«
    Mir schießen Tränen in die Augen.
    »Mein erstes Opfer war ein Schweißer - ja, er hat mir überhaupt erst beigebracht, wie man mit einem Schneidbrenner umgeht. Das ist gar nicht so leicht.« Betty nimmt einen großen Schluck Rotwein; das scheint ihrem Selbstvertrauen ordentlich auf die Sprünge zu helfen. »Ich sag euch, er hat es nicht anders verdient. Ehrlich. Jedes Mal, wenn ich, äh - ihr wisst schon - mit ihm geschlafen habe -«
    »Mit ihm geschlafen? Das ist vielleicht etwas vornehm ausgedrückt, Schätzchen.« Tallulah schiebt ihr

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