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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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schwanken.
An der Tür nahm auch Fürst Stephan Kampfhaltung ein.
›Blatt zu Blatt, Herr der Wildnis!‹ jauchzte er, und neben
ihm keckerte ein nervöses Eichhörnchen. ›Und mögen die
Steine von Schloß Feuerklinge gegen Bonifaz von Nebelhafen ihre Stimme erheben!‹«
»Bei Paladin, das wird ja richtig aufregend!« rief Otik
hinter dem gebannt lauschenden Caramon. Alle drei
Freunde drehten sich überrascht zu dem stämmigen Wirt
um, der rot wurde und Sturm zuwinkte. »Weiter, junger
Mann. Es ist noch nicht spät, auch wenn das Haus geschlossen ist.«
Sturm nickte und kehrte zu seiner Geschichte zurück.
»Vertumnus fuhr herum, und sein Blick folgte seinem
Gegner ›mit verächtlicher Erheiterung‹, wie Fürst Gunthar
es nannte. Er pflückte einen Olivenzweig aus dem Dickicht
über sich und wies damit auf die Ritter auf der Plattform,
die beiseite gingen, derweil Bonifaz immer noch mit erhobenem Schwert zwischen den Stühlen zurückwich.
Ausgestoßen und ausgeliefert blickte der Ritter zu dem
letzten Ausgang hinter dem Podest, der von einer Holzplatte verdeckt war. Auch dort stand jemand – grün und
jung und irgendwie bekannt…«
Sturm lächelte bei dem Gedanken an Jack Derry. Im stillen wünschte er seinem jungen Freund alles Gute.
»Es gab also keinen Ausweg. Im überfüllten Ratssaal,
mitten unter den Ordensrittern, spielte Bonifaz Kronenhüter von Nebelhafen sein letztes Spiel nach dem Maßstab.
›Beim Maßstab, Fürst Vertumnus‹, rief er mit lauter, sicherer und kampfgestählter Stimme, die sich über das Gemurmel der Ritter und das Horngetute und das Getrommel
der Dryaden erhob, das in den Dachsparren wieder weiterging. ›Ich bestehe darauf, daß wir nach den Regeln des solamnischen Ordens kämpfen.‹
›Auch gut‹, stimmte Vertumnus zu. ›Aus meiner Sicht ist
ein Maßstab so gut wie der andere.‹
Dann kam Bonifaz vom Podest herunter, und die Weidenschwerter prallten zum letzten Mal aufeinander.«
Hier machte Sturm eine Pause. Er trank einen Schluck
Tee und blickte träumerisch ins Feuer.
Was du jedenfalls gelernt hast, Sturm Feuerklinge, dachte
Raistlin, ist das Geschichtenerzählen.
»Der Ausgang«, fuhr Sturm fort, »war praktisch von Anfang an klar. Zweimal fiel Bonifaz hin, weil er genau über
die Regeln stolperte, die er so gut kannte. Sein Schwert
wirkte schwerfällig, seine Bewegungen waren vorhersehbar, und obwohl die Waffe des grünen Mannes sich anfangs gleichfalls langsam bewegte, wurde sie rascher und
genialer geführt. Der Herr der Wildnis kämpfte nach allen
Regeln der Kunst, so präzise, wie man es sich auch nur
vorstellen kann, und trotzdem sagte mir Fürst Gunthar,
daß Vertumnus noch Zeit für übermütiges Herumprobieren fand.
Das erste Mal stürzte Bonifaz, als er über die Stufen des
Podests stolperte. Er rutschte Fürst Alfred vor die Füße,
schlug sich die Hände und Knie auf und ließ das Weidenschwert los, das bis vor den Dienstboteneingang rutschte,
wo Jack Derry aus dem Schatten trat und die Waffe mit
dem Fuß aufhielt und in derselben Bewegung gleich zu
Bonifaz zurückstieß.
Der Ritter kam taumelnd hoch, hob das Schwert auf und
wirbelte zu Vertumnus herum, der höflich stehengeblieben
war und gewartet hatte, bis sein Gegner wieder soweit war.
Sie kreuzten ein paarmal die Klinge, doch dann griff Vertumnus mit einer Reihe ernsthafter Stöße und Schläge an,
und ehe der Ritter sich ducken oder ausweichen konnte,
setzte er ihm die stumpfe Schwertspitze an den Hals.
›Sei dankbar, Bonifaz‹, erklärte Vertumnus, ›denn du bist
zwar ein Verräter an deinem Orden, aber kein geschickter
Mörder. Auch wenn dein Geld und deine Schlauheit den
Paß von Kastell di Caela nach Schloß Feuerklinge versperrten, ihn mit vierhundert Banditen besetzten, bist du kein
Mörder. Agion Pfadwächter hätte den Hinterhalt bemerken
müssen… hätte klugerweise umkehren müssen. Es war
Zufall, daß er in jener Winternacht bei der Rebellion und
Belagerung ums Leben kam‹.«
»Was?« rief Caramon aus. »Aber, Vertumnus – «
»Hat Bonifaz einen Ausweg gelassen!« rief Raistlin. »Also, so etwas! Erkennst du es nicht, Bruder? Der Maßstab
bestraft Verrat mit Verbannung, Mord mit dem Tod!«
Sturm lächelte. »Für so einen… Kritiker des Ordens wie
dich, Raistlin, kennst du seine Regeln aber sehr genau. Mit
dieser Probe hat Vertumnus sichergestellt, daß Fürst Bonifaz bestraft wurde, ihm aber gleichzeitig vergeben.«
»Da komm’ ich nicht mit«,
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