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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Freund aus dem Osten
zurückkehrte.
Einen Monat war der frisch verheiratete Angriff in der
Einöde von Estwilde vermißt gewesen, und alle bis auf seine junge Braut Ilys hatten ihn aufgegeben. Bonifaz hatte
persönlich mit dem hübschen Mädchen auf dem Rittersporn gestanden, als ihre Augen nach einer durchweinten
Woche rot und verschwollen waren, und sie ermahnt, die
Tränen zurückzudrängen und den grünen Mantel der solamnischen Witwen anzulegen.
Natürlich hatte er sie nicht aus Haß bedrängt. Schließlich
war es eine schwere Zeit für den Orden, in der der Gegner
überall seine Kräfte sammelte. Er hatte nur die Chancen
ausgerechnet, die gar nicht gut standen.
Sie hatte pflichtschuldig genickt und einen Mantel bei
der Weberin bestellt. Es war bereits Frühling, als die Näherin die letzten Stickereien fertigstellte, das überlieferte Zeichen des Phönix. Zwei Tage bevor Ilys offiziell den Mantel
anlegen sollte, um nach Kodex und Maßstab als Witwe zu
gelten, kam Angriff Feuerklinge über die Solamnische Ebene und ritt langsam durch die Flügel des Habbakuk zu den
Toren des Turms hoch. Er war so mit Schlamm verschmiert, daß Pferd und Reiter nicht mehr zu unterscheiden waren, und die ersten Posten hätten ihn fast mit dem
Bogen angegriffen, weil sie ihn für einen Zentauren hielten.
Ilys verbarg den Mantel ganz unten in ihrer Mitgifttruhe
aus Zedernholz, aus der sie ihn fünfzehn Jahre später wieder herausholen und anlegen würde, und rannte mit den
anderen zu den Toren, um ihren Mann zu begrüßen. Auch
Bonifaz war zutiefst erleichtert, hatte sich ehrlich und uneingeschränkt gefreut…
Bis er seinem erschöpften Freund die Zügel aus der
Hand nahm und die Veränderung in seinen Augen sah.
Irgend etwas war in der Einöde von Estwilde geschehen.
Angriff würde nie darüber reden, genausowenig wie über
seine Heimreise, doch die respektlose Art, wie er Eid und
Maßstab behandelte, entsetzte Bonifaz. Gesetz und Leben
waren anscheinend Spielzeug für den lebenslustigen Angriff, der von jenem Tag an nur noch das absolute Mindestmaß an Ergebenheit zeigte. Er verweigerte den Gehorsam, wenn er die Kommandos seiner Vorgesetzten dumm
oder gnadenlos fand, er vergab auch seinen Fußsoldaten
leichtherzig ihren Ungehorsam, er sprach sich gegen Gottesurteile aus und mied alle zeremoniellen Anlässe, »weil
sie ihn nicht mehr interessierten«.
Noch mehr entsetzte Bonifaz, daß Angriff Feuerklinge
weder auf Autoritäten noch auf das Schicksal hörte. Der
Rat verschloß vor seinem Fehlverhalten die Augen, denn
seine Schwertkunst stand in höchster Blüte. Das war das
einzig passende Wort dafür. Angriff Feuerklinge vermochte mit einem Schwert Dinge, von denen man bisher – und
auch seitdem – noch nicht einmal zu träumen gewagt hatte.
Er und Bonifaz hatten beide beim selben Meister gelernt.
Die Bewegungen ihrer Schwerter waren im Grunde gleich,
aber in den Händen von Angriff Feuerklinge geschah etwas
mit einer Waffe. Es war, als wenn das Schwert seinen eigenen Weg ging, dem Angriff folgte. Etwas Freies, Waghalsiges war in seine Art zu kämpfen eingegangen, und keine
von Bonifaz’ altehrwürdigen Regeln und klassischen Bewegungen konnte dem standhalten.
Bonifaz sah neiderfüllt zu und wartete auf eine Zeit und
einen Ort, wo er seine Kunst mit der seines Freundes messen konnte.
Seine Chance kam beim Mittsommerturnier im Jahre 323
nach der Umwälzung. Zweihundert Ritter hatten sich in
Burg Thelgaard versammelt, und zum ersten Mal standen
sich Angriff und Bonifaz beim Wettkampf der Schwertkunst, der stets am zweiten Turniertag stattfand, im Ring
gegenüber.
Bisher war es Brauch gewesen, daß immer nur einer der
drei großen solamnischen Schwertmeister zu diesem Turnier antrat – ein Jahr Angriff, das nächste Jahr Bonifaz, im
dritten Jahr Gunthar Uth Wistan. Das war eine stillschweigende Übereinkunft, um auch den anderen Ritter eine faire
Chance zu geben und die zerstörerische Rivalität zu vermeiden, die bei vielen Künsten in den obersten Rängen
aufkommt.
Dreidreiundzwanzig war Angriffs Jahr. Auch wenn es so
manchen Ritter überraschte oder gar verärgerte, daß Bonifaz sich für das Turnier aufstellen ließ, war er vom Maßstab
her dazu ebenso berechtigt wie jeder andere. Deshalb blieb
das Murren leise, und obwohl Gunthar Uth Wistan sich
beim Festmahl am Vorabend weigerte, mit Bonifaz zu sprechen, war Angriff freundlich und großzügig und scherzte
über die Möglichkeit, daß
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