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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Flöte.«
»Endlich!« atmete Raistlin auf, der seine Tasse abstellte.
»Du brauchst ganz schön lange, bis du zur Sache kommst,
Sturm.«
Sturm achtete nicht auf ihn. »Selbst die hintersten Tische
verstummten, als die Flöte sich in das Gepiepse der Kender
drängte. Der neue Klang entzückte die Musikanten, und sie
improvisierten sofort mit der Melodie, bis die Töne sich so
vermischt hatten, daß man kaum hätte sagen können, wer
was spielte.
Gunthar sah zur Decke, sagte er, wo tausend Rosen von
den Dachsparren fielen. Rosa und weiß, rot und blau bedeckten sie die Ritter und Damen mit hunderttausend Blütenblättern. Die Kender jauchzten vor Begeisterung und
warfen ihre Instrumente in die Luft, doch die Flöte fuhr
allein fort und spielte inmitten dieses Rosenregens ein Solo.«
»Weiter«, drängte Raistlin gebannt.
Sturm lächelte. Das war der Teil der Geschichte, der ihm
am besten gefiel. »Viel mehr kommt kaum noch, mein
Freund. In diesem Moment gingen die Saaltüren auf, und
da stand Fürst Vertumnus an der Spitze einer Armee.
Tauben flogen vor ihm her und Eulen und Lerchen und
Raben, die sich auf die Dachsparren verteilten und dabei
sangen. Eichhörnchen und Hasen folgten ihnen, und dazwischen schlichen Füchse herum, die sich wie aufmerksame Jagdhunde unter den Tischen verteilten.
Tja, die Kender waren inzwischen ganz aus dem Häuschen, tanzten dreist und ausgelassen über die Tische und
das Podest hoch. Gunthar sagte, Adamant Jeoffrey wurde
es zuviel. Er packte zwei von ihnen an ihren Haarknoten
und hielt sie fest.«
»Es gibt da einen, dem ich am liebsten dasselbe antäte«,
murmelte Caramon vielsagend mit einem Blick zur Tür.
»Und ich würde ihn gern am Zopf herumschleudern.«
»Es folgte ein Dutzend Elche«, sagte Sturm, »und dann
zwei Dutzend Hirsche. Die Tiere kamen lautlos herein, und
Derek Kronenhüter muß um zehn Jahre gealtert sein, als
ein riesiger Hirsch mit dunklen Augen, dessen langes, ernstes Gesicht von einem breiten Geweih gekrönt war, sich
von hinten an ihn anschlich und ihn anstupste.«
Sturm lachte bei dieser Vorstellung. Der Gedanke, wie
Derek Kronenhüter rückwärts in diese neue Überraschung
gelaufen war, konnte ihn endlos amüsieren. Zum großen
Entzücken seines jungen Freundes hatte Fürst Gunthar ihm
diese spezielle Szene mehrfach geschildert.
»Dann kam die Kapelle«, sagte Sturm, als er sich wieder
gefangen hatte. »Gleich hinter den Elchen und Hirschen.
Drei Zentauren trabten in den Saal und warfen Tische und
Stühle und Familienbanner um. Jeder von ihnen spielte auf
einer Art Dudelsack und hatte ein weibliches Wesen in
grünen Kleidern auf dem Rücken. Gunthar sagt, es waren
eine Druidin und zwei Dryaden, alle mit Handtrommeln.
Ich nehme an, ihr kennt sie schon aus der Geschichte, die
ich euch erzählt habe.
Zuletzt kam der große Grizzlybär, der furchtlos und frei
mitten in den Saal lief. Und auf dem Bären ritt der Herr der
Wildnis mit erhobener Silberflöte und spielte immer wieder
sein neues Lied…«
Caramon stand auf, denn seine Ungeduld stieg. »Das ist
alles schön und gut, Sturm, wer da alles reinkam und Musik machte. Aber was war mit dem Ritter? Mit dem Schuft
von Bonifaz? Ich hasse es, wenn einer nicht bekommt, was
er verdient.«
»Kommt alles, Caramon«, erwiderte Sturm. »Bonifaz
stand auf und hatte die Hand schon am Schwertknauf.
Gunthar und Alfred kamen vom Podest herunter.
Vertumnus rutschte vom Rücken des Bären und drehte
sich wieder einmal im Kreis, wobei seine Flöte irgendwo in
den Blättern verschwand, die ihn bedeckten. Die Zentauren
legten ihre Dudelsäcke weg, die Druidin und die Dryaden
ihre Handtrommeln, und die Musik trieb aus dem Raum.
›Ich bin Vertumnus‹, sagte er mit seiner sanften, tiefen
Stimme. ›Und wieder möchte ich zum Jahreswechsel etwas
sagen, was mir sehr am Herzen liegt. Und an die Legenden
der Druiden erinnern.‹«
»Ich kenne keine Druidenlegenden«, meinte Caramon.
Sturm zuckte mit den Achseln. »Ich auch nicht. Und
Fürst Gunthar offenbar auch nicht. Er sah sich nach seiner
Gefolgschaft um – nach Alfred und Bonifaz und den ganzen Jeoffreys und Jochanans, und alle Gesichter zeigten
denselben ratlosen Ausdruck.
›Also gut‹, sagte Fürst Gunthar. ›Erinnere an deine Legenden, Vertumnus.‹ Er lachte darüber, als er es mir erzählte. Er sagte, er hätte sich richtig aufgeplustert, als ob er Vertumnus daran hätte hindern können, irgend etwas zu tun
oder zu sagen,
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