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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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zwang
sie die Tradition, den Ausgang des Kampfes zu akzeptieren, und dann hatten sie natürlich noch andere Sachen zu
tun. Schließlich war es Frühling, und der Orden hatte
Pflichten in ganz Solamnia.«
»Mit anderen Worten«, unterbrach Raistlin trocken, »sie
haben dich vergessen.«
»So meine ich das nicht«, wehrte Sturm den Einwand eilig und etwas zu heftig ab. »Es ist einfach nur so, daß…
daß… der Orden noch anderes zu tun hat.«
Der düstere Zwilling nickte, als sein Blick sinnend zum
Kaminfeuer zurückschweifte.
Otik kam geschäftig aus der Küche gelaufen und brachte
ein Tablett mit dampfenden Tassen. Die letzten anderen
Gäste, ein Kender und ein Zwerg, die Caramon angeblich
kannte, hatten sich eingepackt und stapften langsam durch
die Eingangstür hinaus, so daß die Wirtsstube still und
praktisch leer dalag.
»Als der Frühling allmählich in Frühsommer überging«,
fuhr Sturm fort, während Otik ihm den Tee hinstellte,
»schien es, als hätte auch Bonifaz die Sache vergessen.
Fürst Gunthar sagte, er hätte besser gegessen, länger geschlafen und irgendwann diesen gejagten, besorgten Blick
verloren, der den ganzen letzten Winter über in seinen Augen gelegen hätte. Er machte wieder Späßchen mit den
Knappen, jagte mit Adamant Jeoffrey und gönnte sich sogar eine längere Sommerreise nach Westen zu seinem Land
in Nebelhafen.
Der Zwischenfall war also anscheinend wirklich vorbei.
Selbst als das Julfest nahte, machte sich keiner Gedanken
oder erinnerte sich an die Sorgen der Vergangenheit, denn
alle – von Fürst Alfred bis zum jüngsten Ritter – rechneten
fest damit, daß es diesmal ein schönes, ruhiges Fest werden
würde. Ganz wie damals, vor dem Auftauchen des grünen
Manns.
Auch Bonifaz war richtig fröhlich, als das Bankett kam,
und er strahlte aus allen Knopflöchern, als es losging und
er mit seiner normalen Gefolgschaft Platz nahm, den Kronenhütern und Jeoffreys und diesmal obendrein noch mit
ein paar Jochanans aus dem Hochadel. Der Saal war so hell
wie noch nie, denn überall hingen neue Laternen und an
jeder Ecke Fackeln, als hätten sogar die Fackelburschen die
unbeschwerte Stimmung bemerkt. Die Musik soll laut Fürst
Gunthar besser gewesen sein als letztes Jahr – ein Kendertrio aus dem hintersten Hylo, zwei kleine Flöten und ein
Tamburin, ganz frech und wild und laut wie ein ganzes
Nest Eichhörnchen.«
»Das hätte ich aber gern gehört!« rief Caramon aus.
»Schscht!« fauchte Raistlin, der seinem Bruder einen
Klaps gab, während Sturm lächelnd Tee eingoß.
»Bonifaz muß richtig ausgelassen gewesen sein, denn er
legte sogar seine Beine auf einen großen Eichentisch, als
wäre er auf der Jagd oder im Feld, nicht aber bei einem offiziellen Festmahl. Hielt praktisch hof zwischen all den
jungen Rittern und redete vom Schwertkampf, über Rüstungen und Pferde, brachte einen Toast aus auf die Jagd
und auf die Geburt von irgendeinem Sohn… einem Jochanan, wenn ich mich recht erinnere.«
»Ich bin ganz wild auf die Einzelheiten«, stellte Raistlin
ironisch fest. »Weiter mit der Geschichte, Sturm.«
Sturm probierte den Tee. Er schmeckte nach Apfel mit
einem Hauch Zimt – ein Wintertee, bestimmt der letzte aus
Otiks Vorrat.
»Als der Wein in Strömen floß«, sagte er, »wurde es immer lauter im Saal, bis man das Gepfeife der Kender nicht
mehr hörte und sogar Fürst Gunthar aufmerksam wurde,
und glaubt mir, der ist nicht zu streng, was Manieren und
Protokoll angeht.«
Caramon nickte leicht. Raistlin hob hustend die Tasse.
»Gunthar sagte, die jungen Ritter hätten ihn gar nicht beachtet«, fuhr Sturm fort. »Sie wurden im Verlauf des Banketts bloß immer lauter und wilder. Aus dem Lärm wurde
Geschrei und Rangelei, und Fürst Gunthar meinte, man
hätte sich Bonifaz in diesem ganzen Unfug schwer vorstellen können. Er sagte, es wäre ihm so vorgekommen, als
wenn etwas in Bonifaz sich verändert hätte, so daß selbst
sein Feiern irgendwie… verzweifelt war. Bonifaz drohte bei
der kleinsten Meinungsverschiedenheit mit dem Schwert
und rief jeden zur Ordnung, der das Protokoll verletzte,
indem er Band und Paragraph des Maßstabs zitierte.«
»Also typisch solamnisch«, stellte Raistlin fest, der noch
einen Schluck Tee trank.
Sturm ignorierte seinen Freund. »Es war, als hätte Bonifaz den Eid… so fest umklammert, daß er ihn verloren hatte. Sagte Fürst Gunthar jedenfalls. Ganz plötzlich hörte er
dann in dem Gelächter und Gepiepe eine
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