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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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willst‹, antwortete Vertumnus. ›Also Turnierwaffen, und möge der Schwertarm des Siegers die Wahrheit ans Licht bringen.‹«Caramon beugte sich vor. Jetzt
kam der Teil der Geschichte, auf den er gewartet hatte.
Otik hustete ungeduldig hinter der Theke. Er wollte
schließen, doch die drei jungen Männer machten weder
Anstalten, ihre Mäntel und Sachen zu holen, noch zur Tür
zu gehen. Laut pfeifend, wischte der Wirt die leeren Tische
ab, doch auf seinem Weg durch den Raum erhaschte er ein
paar Sätze und blieb stehen, weil er wie die Zwillinge von
Sturms Erzählung gebannt war.
Sturm schloß die Augen. »Dreihundert Menschen sahen
erwartungsvoll zu, wie die beiden Männer einander umkreisten und die Weidenschwerter durch die rauchige Luft
pfiffen. Ich weiß, wie sich das anhört. Vor gut einem Jahr
habe ich es selbst gehört.
Und da ich beiden im Kampf gegenübergestanden habe,
kann ich euch sagen, wie es wohl losging. Vertumnus führte seine Waffe kräftig und unbeschwert wie ein Gaukler,
während Bonifaz ihn mit stärkeren, ausgefeilteren Bewegungen bedrängte. Ich hätte wetten können, daß es ein
Kampf zwischen Gleichen war, auch wenn sie noch so gegensätzlich schienen.
Aber Gunthar erzählte mir etwas anderes. Er sagte, der
Herr der Wildnis hätte den Kampf von Anfang an unter
Kontrolle gehabt. Einmal, zweimal und ein drittes Mal parierte er Fürst Bonifaz’ Vorstöße, bis er beim dritten Mal
hoch in die Luft sprang und einfach hinter seinem Gegner
landete, dem er mit der flachen Klinge des Weidenschwerts
einen Schlag auf den Hintern versetzte.
›Gleiches Recht für alle!‹ rief Vertumnus mit kreischendem Spott, so daß Bonifaz rot anlief und sich auf ihn stürzte. Diesmal traf Vertumnus’ Schwert den Ritter ins Gesicht
und verpaßte ihm auf jeder Seite eine Ohrfeige, bevor Bonifaz dazu kam, die Hiebe zu parieren.«
»So eine… so eine Frechheit !« rief Caramon entzückt aus,
und Sturm nickte, während er schuldbewußt mit seinem
eigenen rachsüchtigen Entzücken kämpfte.
»Gunthar sagte, es war einfach unwürdig und daß er sich
am liebsten abgewendet hätte, aber daß er das zum Glück
nicht gemacht hat. Er sagte, daß er neugierig aus den Augenwinkeln zum Hofrichter geschielt hätte, dessen Schultern vor Lachen bebten.
Spielerisch trieb Vertumnus seinen Gegner rückwärts
durch den Raum, ließ seine Klinge sausen und pfeifen. Er
berührte die Spange an Bonifaz’ Hals mit seiner Schwertspitze, zuckte einmal mit dem Handgelenk und ließ das
Ding und seinen Umhang auf den Boden fliegen. Dann
nahm der grüne Mann sein Schwert in die linke Hand, hielt
sich mit der rechten Hand die Augen zu und brachte Solamnias besten Schwertritter zum Stillstand. Selbst blind
machte er die richtigen Paraden und übertraf Fürst Bonifaz
an Geschicklichkeit und Schnelligkeit.«
Caramon pfiff leise und anerkennend. Otik hustete wieder. Mit dem nassen Lumpen in der Hand beugte er sich
neben den dreien über den Tisch.
Sturm war so von seiner eigenen Geschichte gefesselt,
daß alle Aufmerksamkeit und Höflichkeit dahin waren.
Seufzend setzte sich Otik hinter Caramon und hörte zu, wie
das Duell weitergegangen war.
»In den hinteren Ecken des Ratssaals waren ein paar von
den jüngeren Rittern so hingerissen von der Tapferkeit und
Kampfkunst des Herrn der Wildnis, daß sie zu applaudieren begannen. Der Herr der Wildnis bewegte sich mit den
raubtierhaften Schritten eines jungen Mannes, und seine
Schwerthand, die mit genialer Tollkühnheit zuschlug, verschwand im Fackellicht immer wieder, als das Schwert
blitzschnell herumsauste und wie eine Flöte sang.
Und was jetzt kommt, hat Fürst Gunthar mir erzählt, und
alle anderen Ritter sahen es genauso: Plötzlich krachten
und bröselten die alten Steinwände des Ratssaals und trieben Äste aus. Aus den uralten Bodenfliesen sprossen Bäume, aus den Mauern drangen Ahorn, Eiche und Schwarzdorn. Vertumnus kam auf Bonifaz zu und schwenkte sein
Weidenschwert.
Da wollte Bonifaz auf die nächste Tür zustürmen, wo
ihm jedoch ein sehr alter Mann mit weißem Bart und grünen Girlanden überall den Weg versperrte. Das Fackellicht
wurde gedämpft von seiner Rüstung und seinem Prunkschild zurückgeworfen, als der alte Mann eine Art Trompete hervorzog und einen Jagdruf blies.«
»Stephan?« fragte Raistlin mit ironischem Lächeln.
Sturm nickte. »Gunthar erkannte ihn sofort. Bonifaz wohl
auch, denn er hielt sich an einem Stuhl fest, um nicht zu
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