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Jerry Cotton - 0532 - Der tote Boss gab die Befehle

Jerry Cotton - 0532 - Der tote Boss gab die Befehle

Titel: Jerry Cotton - 0532 - Der tote Boss gab die Befehle
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Wir saßen im Büro, meckerten über den Papierkram und über die Hitzewelle, die seit einer Woche wie eine Dunstglocke über der City lag.
    »Hitzefrei müßte es geben«, erinnerte sich Phil, »so wie damals, als wir noch in die Schule gingen.«
    Ich winkte müde ab. Mir war jedes Wort zuviel. Die Klimaanlage unseres Büros kam nicht mehr gegen die Außentemperatur an.
    Der Apparat auf meinem Schreibtisch surrte. »Das Telefon hat geklingelt«, sagte Phil völlig überflüssigerweise. Ich hob den Hörer ab und meldete mich.
    Am anderen Ende der Leitung war Lieutenant Harry Easton von der Mordkommission II Manhattan East. »Wie geht’s, Jerry?« fragte er mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.
    »Schwach wie Ron Clark nach einem Meilenlauf.«
    »Sie werden bald munter werden. Tom Wane wurde ermordet.«
    Ich winkte Phil, den zweiten Hörer aufzunehmen. Doch Phil kam nicht so schnell auf die Beine, so daß er die nächsten Sätze nicht mitbekam.
    »Zwei Streifenpolizisten haben ihn in Brooklyn gefunden«, fuhr Easton fort. »Ich dachte, es würde Sie interessieren, und habe deshalb gleich angerufen. Ihr Verein hat doch die Wane-Sache damals bearbeitet.«
    »Stimmt, Lieutenant«, sagte ich ungeduldig. »Aber steht denn einwandfrei fest, daß es wirklich Tom Wane ist? Niemand kennt ihn.«
    »Sie vergessen den Prozeß gegen Mike Hounders. Wane hat damals gegen ihn ausgesagt. Zwei Gerichtsreporter haben Wane einwandfrei identifiziert. Aber es kommt noch dicker. Wissen Sie, wo Wane gefunden wurde?«
    »Die Hitze hat meinen Verstand ausgetrocknet, und mit der Hellseherei komme ich noch nicht zurecht.«
    Harry lachte. »In Mike Hounders’ Bude. Er wurde vor vier Tagen aus dem Zuchthaus entlassen.«
    »Haben Sie ihn?« fragte ich routinemäßig, obwohl ich die Antwort ahnte.
    »Nein, er ist spurlos verschwunden. Mich interessiert das nur am Rande, Jerry. Wir werden nicht viel damit zu tun haben. Jch schätze, daß Sie dafür um so mehr Arbeit bekommen. Alles was mit Wane zusammenhängt, ist ja schon seit Jahren Ihr Job. Viel Vergnügen, Jerry.«
    Noch ehe ich antworten konnte, hatte er eingehängt.
    Ich legte den Hörer auf. Im gleichen Augenblick betrat Helen das Zimmer. »Ich häbe dem Chef gerade einen Eiskaffee gebracht. Ihr sollt mal ’rüberkommen. Vielleicht hat er noch einen Rest übergelassen.« Wir setzten uns in Bewegung.
    Mr. High saß hinter dem Schreibtisch. Sein Gesicht war ernst. Stumm deutete er auf zwei Sessel. Wir nahmen Platz.
    »Ich habe eben einen Anruf von der Mordkommission Brooklyn erhalten. Im Schauhaus liegt ein Mann namens Tom Wane…«
    Mr. High stoppte mitten im Satz. Er hatte von uns wohl irgendeine Reaktion erwartet. Denn immerhin gehörte Wane zu den ganz Großen, mit denen wir uns schon seit langem beschäftigten.
    Phil nickte nur. »Er wurde in der Wohnung von Mike Hounders gefunden und…«
    Der Chef lächelte. »Wer hat euch informiert?«
    »Lieutenant Easton.«
    Mr. High seufzte. »Dann kann ich mir den Rest sparen. Wir müssen uns darum kümmern. Eine reine Routinesache. Und weil es so furchtbar heiß ist, dachte ich, daß ein Schauhaus vielleicht der geeignete Aufenthalt für euch wäre. Ich würde mich freuen, wenn die Wane-Akte endlich abgeschlossen werden könnte. Seht euch mal um.«
    Ich schluckte. Fälle, die so harmlos anfangen, liebe ich nicht. Es wurden meistens die dicksten Sachen daraus. Und dazu noch diese Hitze…
    ***
    Mike Hounders hatte nichts mehr angerührt. Er war einfach davongelaufen. Niemand würde ihm glauben, daß er Tom Wane nicht erschossen hatte. Niemand! Für ihn gab es nur einen Weg: Flucht!
    Hinter dem Haus stand ein alter Ford, den er sich von seinem Entlassungsgeld für 230 Dollar gekauft hatte. Niemand beachtete ihn, als er den Wagen auf die Straße fuhr.
    Er lenkte den Wagen über die Brooklyn-Bridge nach Manhattan. Er wollte nach Westen, wollte so viele Meilen zurücklegen, wie es seine letzten Dollar erlaubten.
    Als er durch den Holland-Tunnel nach New Jersey hinüberfuhr, ohne daß ihn eine Streife aufgehalten hatte, atmete er auf. Zwanzig Minuten später befand er sich auf der Ausfallstraße nach Paterson. »Geschafft«, murmelte er vor sich hin. Er bog an der nächsten Wegegabelung rechts ab und hielt in einem kleinen Waldstück. Mit zitternden Händen kramte er ein zerdrücktes Zigarettenpäckchen hervor, steckte sich eine an und inhalierte in tiefen Zügen.
    Mike Hounders wollte gerade den Motor anlassen, als ein schwarzer Caddy in den Weg
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