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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch
Autoren: John Burdett
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Spielfilm. Klingt nach viel, aber sonderlich weh dürfte Ihnen das nicht tun, denn Sie wollen sich ja die Hälfte von Tanakans Vermögen unter den Nagel reißen, oder?«
    »Ich möchte die DVD zuerst sehen.«
    »Halten Sie mich für so dumm?«
    »Okay, okay, wenn sie wirklich so gut ist, wie du sagst, schlag ich ein.«
    »Das will ich schriftlich.«
    Stirnrunzelnd zückt er einen Stift, formuliert eine Art Vertrag und reicht ihn mir. Ich hole eine DVD aus meiner Tasche, gehe zu seinem Player und schiebe sie hinein.
     
    Es macht Spaß, Yammys Meisterwerk anzuschauen, zu dem der Colonel mir belustigt vor sich hin glucksend gratuliert. Yammy verlieh, die FBI-Frau mit ihrer neuen Waffe in der Hand neben sich, einer traurigen Geschichte mit zwei Kameras Zauber und brachte Smith und Tanakan dazu, ein umfangreiches Geständnis abzulegen, vor der Hütte, die die Elefanten zerstört hatten. Das Ganze sieht aus, als zitierten sie ein langes Gedicht auf einer kahlen Bühne. In ernstem, gesetztem Tonfall erläutern sie alle Details ihres Vertrags mit Damrong und die morbide Leidenschaft, die sie dazu verleitete, sich darauf einzulassen. Yammy und ich verarbeiteten ihre ausführlichen Notizen zu einer Art Drehbuch.
    Einen kurzen Moment lang habe ich das Gefühl, dass alles wieder seinen normalen Gang geht, aber natürlich stimmt das nicht, denn normal war nie etwas. Die Illusion der Kontinuität ist dahin, meine Konzentration beim Teufel. Gestern erwarb ich geistesabwesend eine Bronzestatue des Elefantengotts Ganesha als Briefbeschwerer für meinen Schreibtisch. Keine Minute verstreicht ohne einen Gedanken an Gamon. Ich finde immer wieder neue Ausreden, um zum Meditieren den wat aufzusuchen. Trotzdem sehe ich ihn überall. Was er mir einmal sagte, will mir nicht aus dem Kopf: Wenn man den letzten Schleier wegreißt, weiß man, dass die Liebe die Basis des menschlichen Bewusstseins ist, dass es im Endeffekt nichts anderes gibt. Und dass wir sie immer wieder verraten, treibt uns in den Wahnsinn. Eine Erkenntnis, nach der man nur schwer leben kann, auch wenn man es immerhin versuchen sollte.
    Da wäre noch etwas anderes: Vor ein paar Nächten suchte mich Damrong heim, und ich besaß nicht die Kraft, ihr zu widerstehen, aber in dem Traum (es tröstet mich, die Erfahrung so zu nennen) hielt eine Gestalt in safranfarbener Robe, ein Maschinengewehr über der Schulter, die Buddhahand des Friedens hoch, und da verschwand sie. Als ich aufwachte und mich mit einem Ruck aufsetzte, lag Chanya friedlich schlafend neben mir.
    Ausgerechnet Vikorn erinnert mich immer wieder daran, dass ich eine mich liebende schwangere Frau zu Hause habe. Wer hätte gedacht, dass er fähig wäre, sich über meine psychische Gesundheit Gedanken zu machen?
    Aber was ist mit der FBI-Frau, deren Leidenschaft für Lek durch die Ereignisse in den Hintergrund gedrängt wurde? Ich lud sie gestern Abend – ganz Gutmensch, der ich bin – ins Don Juan’s ein, wo Lek für das dortige katoy- Kabarett probte. Zusammen mit ihr setzte ich mich in den hinteren Teil der Bar, in der Lek und seine Freunde lachten, kreischten und rüde Witze darüber rissen, dass Pi-Lek sich bald unters Messer begeben würde. Als ich tröstend Kimberleys Hand ergriff, entzog sie sie mir rasch wieder. Ich dachte, sie sei wütend, weil ich ihr zeigte, wie gut Lek in seine katoy- Weltpasste, in die ich genausowenig eindringen konnte wie sie als weibliche farang. Aber ich täuschte mich.
    Hinterher, bei einem Drink in einer Bar in Pat Pong, sagte sie: »Das war wirklich nett von dir, Sonchai, aber du bist nicht auf dem neuesten Stand. In der vergangenen Woche bin ich erwachsen geworden. Unterschiedliche Kulturen bringen unterschiedliche Menschen hervor. Uns Amerikanern fällt es schwer, andere Kulturen neben der unseren zu dulden – doch ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass er mich nicht lieben kann. Mein Gott, vielleicht ist er tatsächlich ein Geist in menschlicher Form. Ich weiß auch, dass ich mich, wenn ich mich der Liebe wieder verschließe, in eine jener Drohnen verwandle, die keinen anderen Sinn im Leben kennen als die Arbeit. In den Staaten passiert das leicht, besonders bei alleinstehenden Frauen über fünfunddreißig. Es mag bizarr sein, und wir mögen überhaupt nicht zueinander passen, aber da muss ich durch. Wir haben einen Deal. Nach seiner Operation wird er nicht mehr Polizist sein können, und den Gedanken, dass er seinen Körper in irgendeiner Bar verkauft, ertrage ich nicht. Ich
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