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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall
Autoren: Jeanine Krock
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Wahrheit um ihre Brüder, und die Verschwiegenheit war der Preis, den sie für ihre Freiheit zahlen musste.
    Nur weil sie eingewilligt hatte, diese Scharade mitzuspielen, durfte Vivianne ein unabhängiges Leben genießen. Kieran hätte sie ohnehin am liebsten eingesperrt, und Ashers Großmut durfte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch er sie sofort nach Hause geholt hätte, witterte er irgendwo Gefahr. Es war für Vivianne ein großes Glück, dass neuerdings lebhafte Partnerinnen das Leben ihrer Brüder durcheinanderwirbelten und meist deren ganze Aufmerksamkeit forderten. Sie wollte auch nicht undankbar sein. Sie wusste genau, dass beide Dunkelelfen eher im Kampf gestorben wären, als ihre «kleine» Schwester an irgendeinen machtgierigen Vampir zu verlieren. Die jüngste Tochter des Causantín Clans war von bestem Blut und altem Adel, und wer sich mit ihr verband, würde neben einem Platz im Magischen Rat auch ein einzigartiges Juwel gewinnen. Seit Jahrhunderten war keine Vampirin mehr geboren worden, was besonders angesichts der gemeinsamen Geschichte von Feen und Vampiren tragisch war.
    Sie hatten einst zum gleichen Volk gehört, das durch seinen Hochmut bei den Göttern in Ungnade gefallen und zu Licht- und Dunkelelfen gemacht worden war. Weil immer wieder Einzelne die so manifestierte Feindschaft überwanden und es sogar einen Friedenspakt zwischen ihnen gab, hatten die Götter offenbar weitere Strafen ersonnen. Nicht wenige Vampire fanden ihre Seelenpartnerin unter den Lichtelfen oder deren sterblichen Nachkommen. Doch die meisten Feen suchten sich lieber menschliche Väter für ihren Nachwuchs, als eine Ewigkeit auf «den Richtigen» zu warten. Denn das Schicksal ihres Volkes war es, dass Lichtelfen miteinander so gut wie niemals Kinder bekamen, selbst aus der Seelenpartnerschaft mit einem Dunkelelf entstand viel zu selten neues Leben. Geschah dieses Wunder doch einmal, dann waren es seit Jahrhunderten ausschließlich männliche Nachkommen, von denen man hörte. Und kaum einer von diesen Männern erreichte ein höheres Alter als ein normaler Sterblicher. Letzteres lag auch in einer Tradition der Dunkelelfen begründet, die einst dem Schutz der Nachkommen gedient hatte, aber nun zum schleichenden Untergang ihrer Art führte: Es war üblich, dass Eltern ihre Söhne in Pflegefamilien aufwachsen ließen und den Kindern ihre wahre Abstammung verheimlichten. Die Transformation eines geborenen Vampirs begann mit Mitte oder Ende zwanzig und die jungen Männer hatten häufig bereits Familien gegründet. Viele kamen mit ihrer neuen Existenz nicht zurecht oder wurden wegen ihres «dämonischen» Verhaltens von ihren sterblichen Verwandten getötet, bevor sie ihre Kräfte ausreichend entwickeln konnten, um sich zur Wehr zu setzen.
    Einige Dunkelelfen blieben trotz allem der Vergangenheit verhaftet und kämpften gegen die langsame Annäherung der einstigen Blutfeinde. Sie hassten das Feenvolk immer noch so sehr, dass sie den sensiblen Frieden zwischen ihren Völkern ständig in Frage stellten und auch nicht zögern würden, eine geborene Vampirin zu rauben und zu vergewaltigen, um die Auseinandersetzungen mit einer eigenen starken Blutlinie weiterzuführen.
    Es lag daher auf der Hand, dass Viviannes Herkunft um jeden Preis geheim bleiben musste und niemand erfahren durfte, wer ihre vermeintlichen Liebhaber in Wirklichkeit waren. Beide standen im Dienst des Magischen Rats, sie galten als gefährlich und einflussreich. Während der ältere, Asher, inzwischen ein Bibliothekar und angesehener Hüter uralter Geheimnisse war, sorgte Kieran aktiv als Vengador dafür, dass niemand die Regeln ihrer verborgenen Welt verletzte. Wobei er vehement abstritt, dass er dieser Aufgabe deshalb so leidenschaftlich nachging, weil er nur dabei seine ausgeprägte Jagdlust ungestraft ausleben durfte.
    Aus all diesen Gründen tat Vivianne gut daran, weder in der sterblichen noch der unsterblichen Welt Freunde zu haben, die ihr Geheimnis entdecken könnten. Nur von Cyrons Existenz hatten ihre Brüder bisher nicht erfahren, und sie war sich sicher, dass er seinerseits auch nicht ahnte, wer sie wirklich war. Vivianne sah sich suchend nach ihm um, aber er schien anderweitig zu tun zu haben. Dann bis zum nächsten Mal , dachte sie und machte sich auf den Heimweg.
    Kapitel 2
    Bereits mehrere Blocks vor ihrer Wohnung fühlte sie dieses unvergleichliche Kribbeln in der Wirbelsäule, das zuverlässig das Herannahen einer unangenehmen Situation
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