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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal
Autoren: Ephraim Kishon
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Straße von Kimmelquell ereignen sollte.
    Das Glück lächelte dem Dorf zu, und das Gewitter, das der Nordwind hereinblies, fegte die beiden Kampfwagen von der Straße. Die Krieger kehrten in ihre Häuser zurück, von denen aus sie die Schlacht mit stationärem Gedonner weiterführten. Noch nie war soviel Regen auf das Dorf heruntergefallen, aber es kann auch die Stärke des Lärms gewesen sein, die das so erscheinen ließ.
    Der Tnuva-Chauffeur sprang mitten in den Wolkenbrüchen aus dem Lastwagen und eilte in Hassidoffs Haus. Sein schwerer Regenmantel schützte ihn kaum. In solchen Zeiten war der Chauffeur sehr glücklich, daß er die Tnuva verlassen und sich einen eigenen Lastwagen gekauft hatte, da sich der alte von der Tnuva in einem solchen Schlamm nicht von der Stelle gerührt hätte.
    »Kolonne Fünf!« begrüßte der Chauffeur den Barbier, als er ihm das funkelnagelneue Jagdgewehr mit Munition überreichte. Im Tausch gegen die Bewaffnung gab ihm Hassidoff zwei schwarze Anzüge und den Haarschneideapparat. Der Chauffeur eilte sofort hinaus, um das Zeug in die Fahrerkabine zu stopfen, denn er hatte es eilig, zum Schuhflicker hinüberzukommen. Bevor er ging, fügte er jedoch hinzu: »Ich glaube, der Wadi ist voll Wasser. Glauben Sie nicht, daß ihr die Dämme überprüfen solltet?«
    »Natürlich sollten wir das, Genossen! Wir kümmern uns sofort darum!« erwiderte der Barbier brüllend, denn er und seine Frau waren fast taub. Er bat sein Heldenweib, den Kerosin-Motor aufzuwärmen. Nunmehr war Salman Hassidoff einem Galeerensklaven ähnlich geworden, der unter der Peitsche den Erschöpfungszustand erreicht hat und die Ruder nur noch mit einer automatischen Reflexbewegung handhabt. Das ehemals massive Männchen war zu einem Schatten seines früheren Ich geworden, sein Gesicht eingesunken und grünlich infolge seiner häufigen Gallenanfälle. Kam hinzu, daß der Wahltag vor zwei Tagen gekommen und wieder gegangen war, ohne die Spur von einer Wahl.
    Der Barbier nahm das Mikrofon auf und begann mit schwacher Stimme zu senden:
    »Hört! Hört! Hier spricht die Fünf! Der Barbier kümmert sich um die Sicherheit des Dorfes! Der Barbier hütet die Dämme! Stimmt für die Säule! Stimmt für den kahlen Barbier! Hört! Hört! ...«
    Hassidoff hielt inne, um Atem zu holen, wußte jedoch, daß die Antwort bald durch die Luft donnern würde.
    »Märchen für dumme Kinder!« stöhnte der Kasten des Schuhflickers. Dann kam ein erstickender Hustenanfall und: »Was versteht der Barbier von Dämmen: Der einzige Garant der Festigkeit unserer Dämme ist der Brunnenblock! Stimmt für die Dämme! Euer Block ist gegen die Fünf.«
    »So also läuft der Hase!« stöhnte der Barbier. Mit letzter Kraft lud er sein neuerworbenes Gewehr. Dann kroch er vorwärts und zielte auf das Fenster des hinkenden Schuhflickers. »Mir scheint, immer muß ich alles selber machen«, murmelte Hassidoff, als er auf den Hahn drückte.
    Nach dem scharfen Knall der Flinte fiel das Dorf in eine verhältnismäßige Stille, und nur das hartnäckige Rauschen des Regens war zu hören. Aus dem Kuhstall kamen gelegentlich kräftige Fußtritte und wütendes Fäustehämmern gegen die Eisentür.
    »Ruhe, Schmarotzer!« heulte Hassidoff. »Wir sind im Kriegszustand! Wir haben in den letzten Tagen auch nicht gegessen!« Dann drehte er sich um und beklagte sich bei seiner Frau: »Er tut nichts, als sich vollstopfen, wie Shimshon Groidiss! Wozu brauchen wir ihn?«
    Auch die Frau war einem Zusammenbruch nahe, aber sie zwang sich, weiterzuarbeiten, >nur um es diesem hinkenden Gurewitsch zu zeigen<. Sie wies auf die Sandsäcke, die der hinkende Schuhflicker in sein Fenster gelegt hatte, und Hassidoff stöhnte sarkastisch in sein Mikrofon:
    »Großer tapferer Brunnenblock! Verstecke dich nur hinter deinen Sandsäcken! Die Hand der Säule wird dich doch erreichen!«
    Peng! Die Kerosinlampe oben verschied unter tausend Scherben.
    »Huligane!« heulte Hassidoff, als er sich auf den Fußboden warf. »Wir müssen sofort Sandsäcke haben, um die Fenster zu blockieren. Inzwischen antwortest du ihnen, Weib!«
    »Nur der Barbier handelt in Dämmen«, flüsterte das Heldenweib, als es mit fest geschlossenen Augen regungslos auf dem kalten Fußboden lag. »Der Barbier bewacht die Dämme! Damm! Verdammt! Stimmt für Salman! Euer Block -Brunnen .«
    »Der Schuhflicker leitet die Dämme«, hustete Zemach mit ständig schwächer werdender Stimme. »Der hinkende Schuhflicker rettet das Dorf
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