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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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ausgestanden«, hörte Colin Eddie sagen. Aber Eddie war nicht allein. Zwei Paar Schritte waren auf dem makellosen Fliesenboden zu hören, während die Tür zufiel und Eddie und seine Begleitung scheinbar unter sich waren. Colin beobachtete sie durch den Türspalt. Eddie stand vor dem Waschbecken. Hinter ihm …
    »Reiß dich zusammen«, sagte Rudy. »Du mochtest das Mädchen doch noch nicht mal.«
    »Das stimmt nicht. Ich liebe sie.«
    »Du liebst sie. Offenbar liebst du sie so sehr, dass du sie hängenlässt, während du total unbehelligt bleibst. Entschuldige, ich muss mir nur kurz eine Träne der Rührung abwischen, weil das alles so überwältigend ist. Nur dass dein Selbstbetrug und deine Heuchelei hier nicht das Thema sind.«
    Rudy beugte sich unangenehm nah zu Eddie. Colin bemerkte, dass seine Toilettenkabine im Spiegel zu sehen war, und hoffte wider besseres Wissen, dass man ihn nicht wahrnehmen würde. Er hatte doch nur die Scheuerbürste, um sich zu verteidigen.
    Eddie ließ Kopf und Schultern hängen und stützte sich auf das weiße Porzellan. »Also kannst du ihr jetzt helfen oder nicht?«
    »Mein Vater ist Partner in der mächtigsten Anwaltskanzlei von Los Angeles. Natürlich kann ich ihr helfen.« Rudys Augen wanderten zum Spiegel, in Richtung Colins Kabine. Es war, als wüsste Rudy, dass Colin sich dort verbarg, obwohl Colin sich ausrechnete, dass man ihn aus diesem Winkel unmöglich sehen konnte.
    Colins Herz hämmerte gegen seine Rippen. In seiner Kehle kitzelte ihn schon ein Schrei und wollte hinaus. Seine Arme und Beine verlangten nach Bewegung, um sich die Ohren zuzuhalten, um davonzulaufen – aber sie konnten nicht. Durch seine Willenskraft blieben sie, wo sie waren. Colin wusste, dass Rudy ihn nicht sehen konnte. Und er wusste auch, dass das wichtiger war als alles andere. Als Kompromiss im Kampf seines Instinkts mit dem Verstand kniff Colin jetzt zumindest die Augen zu.
    Eddie nickte zögerlich. »Dann, danke dafür.«
    Rudy klopfte ihm auf den Rücken, aber daraus sprach kein Trost. Endlich sah es aus, als wolle er gehen, doch dann blieb er noch mal stehen, wie um eine letzte Botschaft loszuwerden. »Eddie? Beim nächsten Mal legst du die Knarre in den richtigen Spind, bevor deine Freundin sie wieder findet und beschließt, dir einen Gefallen zu tun. Deine Nachlässigkeit hat mich dreihundert Dollar gekostet. Die wirst du abarbeiten müssen.«
    »Ja, okay«, sagte Eddie. Das klang irgendwie alt. »Und wie?«
    Colin schlug die Augen auf. Er musste das sehen. Und er wollte die Emotionen in Rudys Gesicht lesen, wenn er darauf antwortete. Einfach um zu erfahren, wie Rudy hinter seiner Fassade war.
    Rudy lächelte, aber nicht mit seinen Augen, sondern wie ein Hai einen verletzten Seehund mustert. Emotionslos. Da gab es für Colin nichts zu entziffern. Denn da war einfach nichts.
    »Oh«, erwiderte Rudy beschwingt, »dazu habe ich unzählige wunderbare Ideen im Kopf.« Und dann war er weg.
    Colin beobachtete Eddie und wartete, dass er Rudy folgen würde, damit er endlich seinem Toilettengefängnis entkam und sich bei Mr. Turrentine zurückmelden konnte. Doch Eddie ging nicht. Stattdessen trat er in die Kabine neben Colins und schlug die Tür hinter sich zu. Dort tat er nichts von den Dingen, die Colin üblicherweise mit einem Toilettengang assoziierte. Er setzte sich einfach nur hin.
    Und dann weinte Eddie.
    Ein paar Augenblicke später stürzte Colin aus dem Waschraum und hielt die Scheuerbürste fest umklammert. Er lief Mr. Turrentine direkt in die Arme, der jedoch nichts sagte. Er schaute Colin nur an und erwartete wohl irgendeine Art Bericht über die Ausführung des Arbeitsauftrags, doch Colin war ratlos. Sie hörten die leisen, gedämpften Schluchzer von Eddie aus dem Waschraum dringen.
    »Fischer. Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest?«
    »Ja«, antwortete Colin. Er warf einen Blick auf den Waschraum und die gelbe Klapptafel, die davor stand. Das war eine warme Farbe, viel besser als die der Scheuerbürste. »Gehen Sie da nicht rein. Eddie braucht ein bisschen Ruhe.«
    Mr. Turrentine nickte und meinte zu verstehen. Vielleicht tat er das sogar.
    »Kann ich gehen?«, fragte Colin.
    »Keine Ahnung, kannst du?«
    Colin brauchte einen Augenblick, um zu bemerken, dass das eine rhetorische Frage gewesen war. Dann kehrte er in die Turnhalle zurück, schnappte sich seinen Rucksack und sein Notizbuch und rannte, so schnell er konnte, nach Hause. Noch im Laufen kritzelte er wütend mit
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