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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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sagte Colin, »das bin ich nicht.«
    »Korrekt, Fischer. Du bist nichts von alledem. Würdest du mir dann wohl freundlicherweise erklären, warum um alles in der Welt du in meinem Büro stehst und in meinen Sachen herumschnüffelst?« Mr. Turrentine starrte mit in die Hüften gestemmten Händen auf ihn herab. Seltsamerweise sah er dabei aber nicht WÜTEND aus.
    »Ich bin hier, weil ich bei Ihnen den ersten meiner beiden Nachmittage mit Nachsitzen verbringen soll. Den ersten habe ich für Raufen im Unterricht bekommen – da waren Sie dabei –, den zweiten, weil ich bewiesen habe, dass nicht Wayne Connelly, sondern Sandy Ryan die Pistole mit in die Cafeteria gebracht hat. Aber wegen der möglichen juristischen Folgen soll ich über beides nicht sprechen. Sie verstehen, ja?«
    »Das tue ich.«
    »Mr. Turrentine«, sagte Colin, »wo soll ich sitzen?«
    »Wieso sitzen?« Mr. Turrentine machte auf dem Absatz kehrt. Er gab Colin kein Zeichen oder tat sonst etwas anderes, als zu erwarten, dass man ihm folgte, und genau das tat Colin. Sie marschierten in die kleine Sporthalle, wo Colin auf einige andere Schüler traf, die sich in normalen Klamotten bereits in einer Reihe aufgestellt hatten und in Habtachthaltung dastanden. »Ab ins Glied, Fischer«, bellte Mr. Turrentine. Colin gehorchte. Und ihm fiel auf, dass er keinen der anderen in dieser Reihe kannte. Die meisten waren Schüler aus höheren Klassen, und Colin war der kleinste unter ihnen. Der Junge neben ihm roch wie Käsefüße. Colin zog die Nase kraus und versuchte, so dem Gestank zu entgehen. Dann sah er, wie Mr. Turrentine an einen Schrank trat und sich mit einem Eimer voller verschiedenfarbiger Scheuerbürsten wieder zu ihnen umdrehte.
    Turrentine schritt die Reihe ab und übergab jedem eine Bürste und einen Plan vom Schulgelände. Als er bei Colin ankam, war nur noch eine gammelige blaue Bürste übrig. Trotz der ihm verhassten Farbe erwartete man von ihm, dass er sie in Empfang nahm. Wie jeder andere vor ihm auch.
    »Die ist blau«, sagte Colin.
    »Ja, Fischer.« Mr. Turrentine nickte. »Das sehe ich auch.«
    Er drehte sich wieder zu allen Schülern. »Heute«, sagte er, »dienen wir der Gemeinschaft. Wir werden jede Toilette in diesem Gebäude reinigen. Wir scheuern jedes Klo, putzen jedes Waschbecken und wischen jeden Boden, bis wir unseren Wackelpudding am liebsten von den Fliesen lecken würden. Und es wird weder nach Alter, Geschlecht oder gesellschaftlichem Status diskriminiert. Ist das klar?«
    Alle in der Reihe nickten heftig, vor allem der Junge, der nach Käsefüßen roch.
    »Worauf wartet ihr dann noch? Ans Werk, aber rasch.«
    Die Sträflinge setzten sich in Bewegung. Alle außer Colin, der seinen Zettel studiert und festgestellt hatte, dass er das Klo neben der Cafeteria putzen sollte. Zweifellos das schrecklichste in der ganzen Schule. In eine der Toiletten dort war er schon mit dem Kopf eingetaucht. Keine erfreuliche Erinnerung.
    »Probleme, Fischer?«
    »Ja«, sagte Colin. Er hielt die Scheuerbürste hoch. »Ich mag die Farbe Blau nicht.«
    ***
    Der Toilettenraum neben der Cafeteria war sogar noch schmutziger, als Colin das von seinem ersten Schultag in Erinnerung hatte.
    Zumindest bevor Colin mit dem Putzen begann. Er stellte, nachdem er seinen Horror und Widerwillen erst einmal überwunden hatte, fest, dass er ein echtes Talent für das Wegschrubben noch der schwierigsten Flecken besaß. Es half ihm, sich das Ganze als ein Problem vorzustellen, das es zu lösen galt, und nicht an Schmutz, Dreck und unaussprechliche menschliche Ausscheidungen zu denken, die es hier von Hand wegzuscheuern galt.
    Am Abend notierte Colin sich:
     
    Putzmann zu sein ist schwer. Ich frage mich, ob Putzleute selbst putzen oder das wieder anderen Putzleuten überlassen. Werde sie morgen fragen.
     
    Er arbeitete gerade noch an der Toilette in der letzten Kabine, als er hörte, wie hinter ihm die Tür zum Waschraum aufging. Zuerst überlegte Colin, denjenigen auf die gelbe Hinweistafel aufmerksam zu machen, die jeden während des Reinigungsvorgangs vom Betreten der Toilette abhalten sollte. Wer auch immer das sein mochte. Doch dann vernahm er eine vertraute, wenn auch zitternde Stimme und entschied, dass es besser wäre, sich nicht blicken zu lassen. Stattdessen zog er leise die Kabinentür zu, hockte sich auf den frisch geputzten Toilettendeckel und lauschte. Er wünschte, er hätte sein Notizbuch zur Hand.
    »… ich wünschte, das wäre endlich alles
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