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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens
Autoren: Edgar Wallace
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    Ulanen-Harry betrat die Burton-Polizeistation, um seinen Entlassungsschein vorzulegen. Er war an diesem Montagmorgen aus Dartmoor entlassen worden, nachdem er dort sieben Jahre weniger 21 Tage verbüßt hatte.
    Einen finsteren Ausdruck auf dem gelben, narbigen Gesicht, schlenderte er herein und hielt dem Oberwachtmeister seinen Schein hin.
    »Henry Beneford, entlassener Strafgefangener. Soll mich hier melden... «
    In diesem Augenblick bemerkte er Inspektor Long - oder den ›Wetter‹, wie man ihn nannte -, und seine Augen begannen zu funkeln. Es war ein Zufall, in mancher Hinsicht ein äußerst unglücklicher Zufall für Ulanen-Harry, daß er den Wetter hier antraf. Der Inspektor war nur eben schnell vorbeigekommen, um die Personalien eines gesuchten Ladendiebes festzustellen.
    »Morgen, Inspektor! Immer noch am Leben?«
    »Und ob!« Inspektor Arnold Long lachte ungezwungen.
    Ulanen-Harrys häßliche Lippe zuckte, und in seinen Augen glomm es drohend auf.
    »Es wundert mich, daß Ihr Gewissen Sie noch schlafen läßt -sieben Jahre haben Sie mir durch niederträchtige Hinterlist verschafft!«
    »Und hoffentlich verschaffe ich Ihnen noch weitere sieben Jahre!« gab der Wetter erheitert zurück.
    Die lange Oberlippe Harrys zuckte krampfhaft. Früher hatten Leute, die ihn gut kannten, bei diesem gefährlichen Warnzeichen Deckung gesucht; doch obgleich Arnold Long ihn recht gut kannte, schien es ihn nicht sonderlich zu beunruhigen.
    Ulanen-Harry hatte tatsächlich anderthalb Jahre als Ulan in seiner Majestät Armee gedient und dann drei Jahre gefaßt, weil er einen Unteroffizier bis zur Bewußtlosigkeit mit den Füßen getreten hatte. Er war ein Rohling, ein Dieb - ein gefährlicher Kerl. Aber auch der Wetter wurde gefürchtet, war als rücksichtslos verschrien.
    »Hören Sie mal - drohen liegt mir ja nicht, aber Sie werden keine Gelegenheit haben, mich nochmals dorthin zu schicken, und soviel möchte ich Ihnen jedenfalls sagen: Passen Sie auf!« Der Wetter grinste freundlich.
    »Sie reden zuviel, Ulan! Eines Tages werden Sie noch im Parlament Reden halten wollen.«
    Harrys Oberlippe zuckte von neuem gefährlich. Er kehrte sich dem Tisch des Oberwachtmeisters zu und legte mit zitternder Hand seine Papiere hin.
    »Oh, Sie sind schlau - ihr alle seid schlau! Leute wie mich zu fangen, ist nicht allzu schwer, aber warum habt ihr Shelton noch nie erwischt, he? Alle verfluchten Spürhunde Englands können ihn nicht zur Strecke bringen.«
    Long erwiderte nichts. Clay Shelton interessierte ihn wenig, und der Vorwurf berührte ihn überhaupt nicht. Er war ein tüchtiger Beamter, was Ulanen-Harry nur zu gut wußte. Als der Wetter jedoch nach Scotland Yard zurückkehrte, mußte er erfahren, daß Mr. Shelton noch eine sehr wesentliche Rolle in seinem Leben spielen sollte.
    Tatsächlich gab es keinen Kriminellen in der ganzen Welt, der Clay Shelton gleichkam. Schon seit fünfzehn Jahren beschäftigte er sich damit, Kreditbriefe, Wechsel und andere Handelspapiere zu fälschen und in Umlauf zu bringen. Fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit. Clay Shelton - das war der Name, den ein hagerer, kurzsichtiger • Mann am 3. September 1918 ins Fremdenbuch des White Hart Hotels in Dorking eintrug. Auf diesen Namen, mit dem er in die Kriminalakten einging und fortan auf den Karteikarten des Polizeipräsidiums geführt wurde, hob er durch den einfachsten Kniff der Welt und eine ganz gewöhnliche Fälschung bei der Sussex Bank 7200 Pfund ab.
    Oberstleutnant Hillerby vom Zahlmeisteramt, der mittels einer gefälschten Vollmacht 25000 Pfund bei der Bank of Africa abhob, war entschieden derselbe Herr, hatte aber einen Schnurrbart und trug ein Monokel. Dem in militärischen Dingen sehr bewanderten Bankdetektiv kam der neue Oberstleutnant verdächtig vor, er verfolgte ihn nach Wynberg und wurde in einem Fichtenwald bei Kenilworth erstochen aufgefunden. Clay verband Scharfsinn mit Gewalttätigkeit.
    Flottenzahlmeister Corban Smith, der einen ähnlich hohen Betrag von der Portsmouth and Southern Bank in Empfang nehmen konnte, hatte keinen Schnurrbart, trug jedoch eine Marineoffiziers-Uniform, auf deren linker Brustseite die bunten Bänder militärischer Auszeichnungen prangten. Der Kassenbote, der bei der Bank von England für die Midland Western Bank 65000 Pfund abhob, hatte einen grauen Schnurrbart und sprach mit schottischem Akzent. Frederic G. Tennycold aus Chicago, der von einer Zweigstelle der Midland Western aufgrund eines Kreditbriefes 6000
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