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Der Augenblick der Wahrheit

Titel: Der Augenblick der Wahrheit
Autoren: Leif Davidsen
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Wodka war stark und gut. Ich goß uns beiden noch einen nach.
    »Und frohe Weihnachten«, sagte ich.
    »Möge Ihnen im neuen Jahr das Glück lächeln«, sagte er ernst und förmlich, und darauf stieß ich gern mit ihm an.
     
    Das Frühjahr kam ebenso früh, wie der Winter früh gekommen war. Schon Ende Februar wärmte die Sonne herrlich, und einige von Don Alfonzos überwinterten Blumen zeigten frische Triebe.
    Ich saß im kurzärmligen Hemd im Garten und las die Hemingway-Biographie von Kenneth S. Lynn. Ich hatte sie unter Don Alfonzos Büchern gefunden. Es war früher Nachmittag, als ich das Taxi hörte und Clara mit einem kleinen Koffer in der Hand aussteigen sah. Sie bezahlte den Fahrer und kam mir entgegen. Sie trug eine lange Hose und Hemd und Pullover und hielt sogar einen Mantel überm Arm, als hätte sie den kalten dänischen Winter dabei. Sie lächelte und blieb ein paar Meter vor mir stehen. Ich legte das Buch auf den Tisch, stand auf und trat auf sie zu. Der sanfte Frühlingswind erfaßte ihr Haar.
     
    »Hallo, Peter«, sagte sie.
    »Hallo, Clara. Du siehst phantastisch aus.«
    »Ihr habt vielleicht ein Wetterchen hier. In Kopenhagen hat es geschneit.«
    »Schön, dich zu sehen. Aber du hast lange gebraucht«, sagte ich.
    Sie blickte kurz weg, aber dann sah sie mir wieder in die Augen.
    »Ich hab mich entschlossen, mein Glück zu versuchen. Ich wollte nicht vorher anrufen. Das war mein Einsatz beim Roulette: Bist du zu Hause, ist es Schicksal. Vielleicht der Gewinn. Bist du nicht zu Hause, dann sollte es wohl nicht sein.
    Das ist nicht sehr vernünftig, ich weiß, aber es war so eine Idee.«
    »Das war riskant«, sagte ich. »Aber ich bin ja jetzt normalerweise immer zu Hause.«
    Sie lächelte und trat nah an mich heran, und ich legte die Arme um ihren Rücken und wollte noch einmal betonen, wie hübsch sie aussehe und wie sehr ich mich über ihren Anblick freute.
    »Jetzt sag nichts mehr«, sagte sie. »Spar dir die Worte für später auf. Küß mich lieber!«
    Ich küßte sie, und lange Zeit später, im Bett, sagte ich: »Du hast nicht viel Gepäck dabei. Du denkst vielleicht nicht daran, lange zu bleiben?«
    Sie lag auf meiner Brust und pustete sanft auf meinen Mund.
    »Kommt darauf an, wie lange ich es aushalte, dein Stativ zu tragen. Vorläufig hab ich Urlaub, und meine Wohnung hab ich für den Sommer vermietet. Ich bin ja nicht völlig verrückt. Dann wird man weitersehen …«
    »Das ist doch ein Anfang«, sagte ich.
    »Und viel mehr kann man in unserm Alter wohl nicht verlangen. Ich hab einen Riesenhunger. Könntest du nicht damit anfangen, mir den Kühlschrank zu zeigen?«
     

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Erster Teil Paparazzo
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