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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg
Autoren: Michael Hochgeschwender
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die Feiern zum 4. Juli wurden von den Parteien gelegentlich separat organisiert. Der große Vorteil dieses zweiten Parteiensystems war freilich sein unionsweiter Charakter. Beide Parteien waren in sämtlichen Regionen, wenn auch mit rivalisierenden Flügeln, vertreten. Die Demokraten, die sich im Laufe der 1830er und 1840er Jahre schrittweise zu einer genuin konservativen Partei entwickelten, vertraten die Interessen südstaatlicher Sklavenhalter, westlicher Freibauern, der katholischen Arbeiterschaft und der unteren Mittelklassen in den Städten des Nordens, die Whigs hingegen standen für die Interessen des neuenglischen Finanzkapitals, der Evangelikalen, des protestantischen Kleingewerbes und jener unionstreuen Sklavenhalter im oberen Süden und Louisiana, insbesondere der Kreolen, die aus ganz verschiedenen Motiven entweder mit den Iren oder mit dem Parteiführer Andrew Jackson nichts anfangen konnten beziehungsweise dessen Reformrhetorik vom
common man
entweder – und völlig zu Recht – für die Grundlage eines parteipolitisch motivierten Klienteldenkens oder für revolutionären Attentismus hielten. In seinen Anfängen war das zweite Parteiensystem stark an Personen ausgerichtet. Man war Demokrat, weil man für den Kriegshelden und Demagogen Andrew Jackson war, man wurde Whig, weil man ihn ablehnte oder haßte. Dies überdeckte die Sklavereiproblematik bis in die 1840er Jahre hinein, als die Demokraten sich zur konservativen Partei des Einzelstaatenpartikularismus und der traditionalen, vorkapitalistischen Wirtschaftsform, die Whigs sich aber zur liberalen, nationalen und kapitalistischen Partei wandelten. Beide bekannten sich indes zur Massendemokratie und zum allgemeinen Wahlrecht und sorgten damit für ein relativ stabiles Fundament der Union. Allerdings verfochten sie widersprüchliche Konzepte nationaler Identität. Während die Demokraten das Amerikanische über dieZugehörigkeit zur weißen Rasse definierten und darum weiße, katholische Migranten sogar aus Irland in ihren Reihen willkommen hießen, neigten die Whigs dazu, weitere Voraussetzungen für die Integration von Zuwanderern, etwa das Bekenntnis zu protestantisch-angelsächsischen Werten wie Freiheit und Republikanismus, zu verlangen, was viele Migranten abstieß und nur die politischen Flüchtlinge aus Europa anzog, die in der nachrevolutionären Phase zwischen 1848 und 1852 in die USA kamen. Aber Ideologie war nur ein Aspekt des Parteiwesens. Vorrangig handelte es sich um Klientelverbände, die durch Ämterpatronage und Korruption für eine gewisse politische und soziale Stabilität sorgten und damit – besonders bei den Demokraten mit ihren urbanen Parteimaschinen – durchaus effiziente Integrationsleistungen vorweisen konnten. Erst als die Sklavenfrage alles andere überwucherte, brach die integratorische Kraft dieses vormodernen Parteiensystems abrupt zusammen.
2. We the People …:
Konflikte um die amerikanische Verfassung
    Bereits die Frage, ob man überhaupt eine stärkere Unionsregierung und damit eine neue Unionsverfassung benötigte, hatte zwischen 1787 und 1791 das amerikanische Volk oder genauer: die Bewohner der amerikanischen Staaten, entzweit und zur Entstehung des ersten Parteiensystems geführt. Entsprechend trug die Verfassung dann auch alle Merkmale eines Kompromisses. Überhaupt hatten die Gründerväter viele Fragen unbeantwortet gelassen: Waren die USA zuvörderst ein Staatenbund oder ein Bundesstaat? Konnte ein Einzelstaat die Union wieder verlassen? Wenn ja, wie und unter welchen Bedingungen? Konstituierten die Staaten oder das Volk die Union? Wie sollte die Verfassung ausgelegt werden, eng, dem Wortlaut entsprechend, oder hatten das Oberste Bundesgericht oder die Bundesregierung die Möglichkeit, einzelne Passagen der Verfassung breiter auszulegen? Die Antwort auf all diese Probleme lieferte erst der Ausgang des Bürgerkrieges. Vor 1865 war keinesfalls klar, welche juristische Meinung galt. Dies hatte zur Konsequenz, daß dieSchwierigkeiten mit der Verfassung recht opportunistisch und instrumentell gehandhabt werden konnten. Personen und Parteien schwankten je nach Umständen in ihrer Interpretation. Hatten 1798 im Konflikt um die verfassungsrechtlich äußerst fragwürdigen
Alien and Sedition Acts
noch die
Democratic Republicans
um Thomas Jefferson und James Madison mit der Nullifizierung von Bundesgesetzen und indirekt mit dem Austritt aus der Union gedroht, so schlugen 1814 auf der
Hartford
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