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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg
Autoren: Michael Hochgeschwender
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Convention
ausgerechnet die nationalistischen
High Federalists
in diese Kerbe, weil sie den Krieg gegen Großbritannien des nunmehr zum Präsidenten avancierten Madison nicht mehr mittragen wollten. Vor diesem Hintergrund traten die Angehörigen der Kongreßgeneration von 1810, allen voran John C. Calhoun und Henry Clay, als leidenschaftliche Verfechter der Union auf, während Daniel Webster sich als
nullifier
präsentierte. In den 1820er Jahren änderten sich die Fronten wieder. Mit dem globalen Baumwollboom war die Produktion von Baumwolle zu einem einträglichen Geschäft geworden, von dem der untere Süden, besonders aber South Carolina profitierte. Dies führte bei dem Vertreter South Carolinas im Senat zu einem extremen Meinungswechsel. Ab 1828 bekannte sich John C. Calhoun zum Primat der Einzelstaatenrechte, während Daniel Webster sich wiederum zum Unionsnationalisten entwickelte. Theoretisch begründete Calhoun seine Position mit zwei Argumenten: Zum einen berief er sich in hegelianischer Manier auf die unteilbare Einheit der staatlichen Souveränität, um dann, zum anderen, zu erklären, daß die Souveränität bei den Einzelstaaten und nicht bei der Union liege, da die Union von den schon existierenden Staaten freiwillig gegründet und entsprechend nur eine abgeleitete Größe sei. Folgerichtig könnten die Staaten mit qualifizierter Mehrheit Gesetze der Union ablehnen und im Extremfall sogar austreten. Die Gegner, besonders Webster, beriefen sich demgegenüber auf die Präambel der Verfassung, wonach das amerikanische Volk in seiner Ganzheit die Union gegründet hatte, nicht aber die Einzelstaaten. Demnach hatten die Staaten kein Recht, Bundesgesetze zu nullifizieren, und ein Austritt kam nur in Frage, wenn das gesamte Volk das Anliegen billigte. Diesstimmte mit dem Wortlaut der Verfassung überein, ließ aber gänzlich außer Acht, daß die Formulierung der Präambel nicht dogmatisch, sondern vollkommen kontingent war. Da bei Unterzeichnung der Verfassung nicht klar war, welche Staaten der Union beitreten würden, hatte man den ursprünglichen Text, der von den Staaten und nicht vom Volk sprach, einfach abgeändert.
    In der Praxis hatte Calhouns Theorie einen deutlich pragmatischeren Hintergrund. Infolge der wirtschaftlichen Divergenzen zwischen Nord und Süd hatte der Norden ein intensives Interesse an Schutzzöllen, welche seine industrielle Produktion vor der Einfuhr billiger britischer Exporte sichern sollten. Hinzu trat, daß sich der amerikanische Bundesstaat nahezu ausschließlich über Zolleinnahmen finanzierte, da Steuern nur auf Land besitz erhoben wurden. Wer eine starke Union mit aktiven Eingriffen in Wirtschaft und Infrastruktur haben wollte, mußte demnach für gesteigerte Zolleinnahmen sorgen. Genau dies aber widersprach fundamentalen Interessen des Südens. Dessen Großgrundbesitzer zumindest wollten ihre Baumwolle auf dem Weltmarkt verkaufen und dafür britische und französische Luxusgüter einkaufen, wodurch sie maßgeblich zum permanenten Leistungsbilanzdefizit der USA beitrugen. Dies aber bedeutete nichts anderes, als jede Zollerhöhung notwendig ablehnen zu müssen. 1828 hatte nun Martin van Buren, ein Gefolgsmann Jacksons aus dem Staate New York und organisatorischer
mastermind
der Demokraten, eine solche Zollerhöhung aus wahltaktischen Gründen durchgesetzt. Die
tariffs of abomination
, wie sie, nicht ohne Grund, im Süden genannt wurden, sollten den Süden lediglich gegen die
National Republicans
und ihr etatistisches Wirtschaftsprogramm im Stile von Henry Clays
American System
aufbringen, um die Chancen Andrew Jacksons bei den anstehenden Wahlen zu erhöhen. Aber van Burens Schachzug geriet außer Kontrolle. In South Carolina setzte sich Calhoun, wie van Buren am persönlichen Aufstieg in der zukünftigen demokratischen Administration interessiert, an die Spitze einer Protestbewegung. South Carolina erklärte, jeder Staat habe das Recht, Unionsgesetze für nichtig zu erklären. Damit war noch kein Sezessionismus verbunden, da Calhoun, auf den die Nullifikationslehrezurückging, nur daran dachte, solche Gesetze zu annullieren, die von zwei Dritteln aller Bundesstaaten abgelehnt wurden. Die neuere Forschung geht sogar davon aus, daß er mit seinem Vorstoß radikaleren Kräften um Thomas Cooper, der ebenfalls aus South Carolina stammte, im Interesse einer partikularistisch verfaßten Union das Wasser abgraben wollte. Diesmal zog die Mehrheit des Südens nicht mit, obwohl South
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