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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg
Autoren: Michael Hochgeschwender
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Carolina 1832 den Zoll von 1828 und den Kompromißzoll John Quincy Adams von 1832 tatsächlich nullifizierte. Noch fehlte es an einer klaren Interessenidentität und einem ebenso klaren Feindbild, das den gesamten Süden zusammengeschweißt hätte. Jackson tat darüber hinaus einiges, um etwa Georgia auf seine Seite zu bringen, indem er der Vertreibung der dort ansässigen zivilisierten Indianerstämme der Cherokee, Choctaw, Chicasaw, Creek und Seminolen nach Oklahoma zustimmte. Ab 1831 kam er überdies einigen südstaatlichen Vorbehalten gegenüber dem abstrakten kapitalistischen Markt und einer inflationären Geldpolitik durch seinen Kampf gegen die
Second Bank of the United States
entgegen, die er schließlich zerschlug. Sowohl in der Indianerpolitik als auch im sogenannten
Bank War
positionierte sich Jackson gegen nationalistische Gegner, den obersten Bundesrichter John Marshall und den Bankpräsidenten Nicholas Biddle. Zugleich allerdings verwies er Calhoun und dessen Nullifikationslehre in die Schranken und betonte einen Unionspatriotismus, der Einzelstaatenrechte und eine starke Bundesregierung in ein pragmatisches Gleichgewicht bringen wollte. Dieser Ansatz Jacksons wurde für die folgenden Jahrzehnte zum maßgeblichen Ideal der Demokraten, zumal er die Sklavenfrage ausklammerte. South Carolina blieb isoliert, Calhoun wechselte zeitweilig zu den Whigs, um sich kurz darauf wieder bei den Demokraten einzufinden. Den USA blieb nach 1832 vorerst eine weitere Verfassungskrise erspart. An dem Grundproblem hatte sich gleichwohl nichts geändert. Die Ideen, die 1860 wirksam wurden, waren um 1830 schon vorhanden.
    Parallel zu diesen Konflikten rückte zudem das ungelöste Sklavereiproblem immer mehr in den Mittelpunkt der verfassungsrechtlichen Aufmerksamkeit. Dabei schwieg sich die Verfassung, dem reinen Wortlaut nach, über die
peculiar institution
,die «besondere Institution» des Südens, aus. Das Wort Sklaverei oder Sklave wurde in dem Text von 1787 nicht ein einziges Mal erwähnt. Ein Grund dafür lag in der Überzeugung selbst der meisten sklavenhaltenden Gründerväter der Republik, die Sklaverei sei aus wirtschaftlichen und moralischen Gründen in einer Zeit wachsender Aufklärung gewissermaßen von Natur aus dazu bestimmt zu vergehen. Für den Norden traf dies zu. Schrittweise hatten alle Nordstaaten, beginnend mit New Hampshire, die Sklaverei ab 1778 verboten, darunter auch New York, der Bundesstaat nördlich der Mason-Dixon-Linie, in dem am meisten Sklaven gelebt hatten. Ferner war durch die
Northwest Ordinance
von 1787 die Einführung der Sklaverei in den Territorien des alten Nordwestens untersagt. Deswegen wurde ihrer nur an drei Stellen der Unionsverfassung indirekt gedacht. In Artikel 1, Sektion 9 hieß es etwas umständlich formuliert, «the migration or importation of such persons as any of the states now existing shall think proper to admit, shall not be prohibited by the Congress prior to the year 1809». Damit war nichts anderes gemeint, als daß 1809 die Einfuhr von Sklaven aus Afrika verboten werden würde. Dies war für den Süden gewiß unangenehm, aber keineswegs verheerend, da die USA weltweit das einzige Land waren, in dem sich die Sklavenpopulation durch eigene Reproduktion vermehrte. Überdies war es denkbar, Sklaven aus dem oberen Süden, dessen Plantagenproduktion drastisch zurückging, in den tiefen Süden zu verkaufen und auf diese Weise den dortigen Mangel an Arbeitskräften zu beheben. Interessanterweise hat man in den USA, trotz fortlaufender illegaler, aber höchst profitabler Sklaventransporte aus Afrika, an denen Amerikaner aus beiden Landesteilen ebenso beteiligt waren wie Spanier und Portugiesen, nur vereinzelt daran gedacht, diesen Passus der Verfassung und das anschließende Gesetz von 1808 außer Kraft zu setzen. Sogar die Konföderierten Staaten hielten in ihrer Verfassung von 1861 an dieser Bestimmung fest, obwohl Radikale aus dem tiefen Süden 1858 dagegen opponiert hatten. Mit Humanität hatte dies freilich nichts zu tun, sondern mit der britischen
Royal Navy
. In Großbritannien hatte sich seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts die abolitionistische Bewegungdurchgesetzt. Nicht nur war der Sklavenhandel auf britischen Schiffen 1807 verboten worden, 1834 wurde die Sklaverei im gesamten britischen
Empire
verboten, und die britische Marine machte auf sämtlichen Weltmeeren Jagd auf Sklavenhändler und ihre Schiffe. Und die Briten meinten es ernst. Da es sich niemand in
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