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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt
Autoren: Amy Waldman
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Nationalität amerikanisch.«
    »Das macht es noch schwerer.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wie konnte das bloß passieren?«
    »Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passieren würde?«
    »Ich kann es einfach nicht fassen.«
    »Es ist wie bei Maya Lin und ihrem Vietnam Veterans Memorial, wo sich manche über ihre asiatische Abstammung aufgeregt haben. Nur schlimmer.«
    »Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passieren würde?«, wiederholte die Assistentin des Bürgermeisters. »Wie groß war die Wahrscheinlichkeit?«
    »Eins zu fünftausend!«, blaffte Wilner sie an. »Allenfalls!«
    »Sie könnte auch größer gewesen sein«, korrigierte der Historiker. »Falls mehr Muslime teilgenommen haben.«
    »Wir wissen doch gar nicht, ob er einer ist. Vielleicht klingt er nur so«, sagte Maria. »Nach allem, was wir wissen, könnte er genauso gut Jude sein.«
    »Reden Sie doch keinen Schwachsinn!«, kam es von Wilner. »Wie viele Juden namens Mohammad kennen Sie denn?«
    »Es könnte trotzdem sein«, sagte der Kunstkritiker. »Er könnte konvertiert sein. Ich selbst bin vor drei Jahren Buddhist geworden. Ein jüdischer Buddhist sozusagen.«
    »Vielleicht ist er ja auch eine Frau«, warf Wilner sarkastisch ein. »Vielleicht hat er eine Geschlechtsumwandlung vornehmen lassen! Hört auf, euch was vorzumachen. Es steht hier doch schwarz auf weiß!«
    »Ich glaube, wir müssen wirklich vom Schlimmsten ausgehen – ich meine, dass er tatsächlich ein Muslim ist«, sagte die Assistentin des Bürgermeisters. »Nicht etwa, dass es das Schlimmste wäre, Muslim zu sein« – sie wand sich vor Verlegenheit –, »das wollte ich damit auf gar keinen Fall sagen. Ich wollte nur sagen, dass es in diesem speziellen Fall das Schlimmste ist.« Sie hieß Violet und war zwanghaft pessimistisch, eine Person, die jedes Stück Obst auf winzigste faule Stellen untersuchte und dabei so lange darauf herumdrückte, bis sie die Druckstelle selbst hervorgerufen hatte. Aber nicht einmal sie hatte mit dieser Möglichkeit gerechnet.
    »Man könnte es auch als versöhnliche Geste sehen«, kam es von Leo, einem ehemaligen Universitätspräsidenten mit sonorer Stimme und pavarottischem Leibesumfang.
    »Das ist aber nicht das Erste, was einem in den Sinn kommt«, wandte Wilner ein. »Die Angehörigen werden außer sich sein. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für multikulturalistische Anbiederung.«
    »Bitte vergessen Sie nicht, dass eine der Angehörigen anwesend ist«, sagte Claire.
    »Ist ja gut, Claire, tut mir leid. Aber viele der Angehörigen werden außer sich sein.«
    »Ich habe drei Universitäten geleitet, und an keiner hat man mir multikulturalistische Anbiederung unterstellt«, verwahrte sich Leo.
    »Es ist alles so verwirrend«, jammerte Maria. »Wir wissen immer noch nicht, was die meisten Muslime denken –«
    »Worüber?«
    »Ich weiß nicht – über uns, oder den heiligen Krieg, oder –«
    »Wir wissen nicht einmal, ob er überhaupt praktizierender Muslim ist –«
    »Das spielt keine Rolle«, kam es von Wilner. »Man kann aus dieser Religion nicht austreten. Sie lassen einen nicht.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie studierter Theologe sind«, sagte Leo. »Jedenfalls hatte er, egal was er ist, jedes Recht, an der Ausschreibung teilzunehmen.«
    »Aber wir sind nicht verpflichtet, ihn auszuwählen!«, rief Wilner. »Sicher, es ist nicht sein Fehler, wer immer er auch sein mag, aber wir müssen berücksichtigen, welche Vorstellungen die Leute mit ihm verbinden werden. Und was, wenn er doch einer von den problematischen Muslimen ist? Würdet ihr dann immer noch sagen, dass er jedes Recht hat, die Gedenkstätte zu bauen?«
    Violet seufzte. »Ich – ich muss mit dem Bürgermeister sprechen.«
    »Es gibt nichts zu besprechen«, sagte Claire. Ihre Worte waren schroffer als ihre Stimme, die zitterte. »Die Abstimmung ist gelaufen. Es ist vorbei.«
    »Nichts ist vorbei, solange wir es nicht sagen, Claire.«
    »Bob, Sie sind der Anwalt hier. Ihre Aufgabe ist es, genau so etwas zu verhindern, statt es auch noch zu fördern. Außerdem steht im Protokoll, wie wir abgestimmt haben.«
    »Protokolle sind eine dehnbare Angelegenheit, wie Sie genau wissen, Claire. Paul hat die Dame – wie heißt sie noch mal? Costello? – nur dann mitschreiben lassen, wenn es nichts Heikles mitzuschreiben gab.«
    »Bob, Sie haben doch für den Garten gestimmt. Sie haben den Garten doch gewollt!«
    »Ich will mal ganz ehrlich
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