Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Abgrund

Titel: Der Abgrund
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
mehr fähig war.« Dieser Einwurf kam von einem anderen Mann, der sich zu ihnen gesellt hatte, obwohl er rangmäßig weit über allen anderen stand. Zwei Kerle mit steinernen Mienen bildeten das Gefolge des Eindringlings. »Und wir wissen nur das, was Web uns erzählt hat, Perce«, fuhr der Mann fort. Obwohl Percy Bates offensichtlich im Dienstrang unter ihm stand, war es genauso offensichtlich, dass Bates ihm am liebsten den Kopf abgerissen hätte.
    »London wird uns noch einiges erklären müssen«, fuhr der Mann fort. »Und wir werden diesen Fall mit größter Aufmerksamkeit untersuchen. Wir werden unsere Augen viel weiter aufhalten als gestern. Die vergangene Nacht war eine Demütigung. So etwas wird nie wieder geschehen. Nicht, solange ich die Verantwortung trage.« Er starrte Bates an, dann fügte er mit der sarkastischen Wucht eines Vorschlaghammers hinzu: »Grüßen Sie London von mir.« Damit stapfte Buck Winters, der Leiter des Washington Field Office, davon, gefolgt von seinen zwei Robotern.
    Bates blickte ihm voller Verachtung nach. Winters war einer der Hauptverantwortlichen in Waco gewesen und hatte nach Bates' Meinung durch seine Unfähigkeit entscheidend dazu beigetragen, dass der Einsatz zu einem Debakel geworden war. Aber wie es in großen Organisationen nun einmal zuging, war  Winters gerade aufgrund seiner Inkompetenz immer weiter befördert worden, bis er die Spitze des WFO erreicht hatte. Vielleicht wollte die Behörde nur nicht zugeben, dass sie Mist gebaut hatte, und glaubte, der Welt ihre Unschuld demonstrieren zu können, indem sie jemanden beförderte, der am Waco-Fiasko beteiligt gewesen war. Irgendwann waren wegen der katastrophalen Panne mit David Koresh in Texas viele Köpfe gerollt, aber Buck Winters' Kopf saß immer noch fest auf seinen Schultern. Für Percy Bates war Winters ein Symbol all dessen, was mit dem FBI nicht in Ordnung war.
    Bates lehnte sich wieder gegen die Wand, verschränkte die Arme und kaute so heftig auf seinem Wrigley's herum, dass ihm die Zähne wehtaten. Er war überzeugt, dass der alte Buck direkt zum FBI-Chef, zum Generalstaatsanwalt oder vielleicht sogar zum Präsidenten lief. Bates konnte es egal sein, solange all diese Leute ihn in Ruhe ließen.
    Die Gruppe löste sich auf, als sich die Männer allein oder zu zweit davonschlichen, bis nur noch Bates und der uniformierte Wachmann übrig waren. Schließlich entfernte sich auch Bates. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und den Blick ins Leere gerichtet. Auf dem Weg nach draußen spuckte er seinen Kaugummi in einen Papierkorb. »Arschlöcher und Idioten«, sagte er. »Alle zusammen.«

KAPITEL 4

    Web trug einen blauen Krankenhauskittel und hielt eine Tasche mit seinen persönlichen Sachen in der Hand, als er auf den sonnigen Himmel starrte, der das Fenster seines Krankenzimmers ausfüllte. Der Verband um seinen verletzten Kopf störte ihn; er kam sich vor, als würde er einen Boxhandschuh tragen.
    Er wollte gerade die Tür öffnen, um zu gehen, als sie von selbst aufging. Zumindest erschien es Web so, bis er den Mann sah, der sie geöffnet hatte.
    »Was machst du denn hier, Romano?«, sagte Web überrascht.
    Der Mann nahm Web zunächst gar nicht zur Kenntnis. Er war gut eins achtzig groß und wirkte trotz seiner sehnigen Konstitution sehr kräftig. Er hatte dunkles, gewelltes Haar und trug Jeans, eine alte Lederjacke und eine Baseballkappe der Yankees. Sein FBI-Abzeichen war am Gürtel befestigt, aus dem verschließbaren Halfter ragte der Griff einer Pistole hervor.
    Romano musterte Web von oben bis unten. Dann konzentrierte sich sein Blick auf Webs bandagierte Hand, und er zeigte mit dem Finger darauf. »Das ist alles? Das ist deine verdammte Verletzung?«
    Web betrachtete seine Hand. »Wärst du glücklicher, wenn ich eine Kugel durch den Kopf bekommen hätte?«
    Paul Romano war ein Mitglied des Hotel-Teams und ein Mann, der einem instinktiv Angst einjagte - was einiges über ihn aussagte, da seine Kollegen auch nicht gerade harmlos wirkten. Bei ihm wusste man sofort, woran man war, aber es war kein gutes Gefühl, das er einem vermittelte. Web und er hatten sich nie besonders nahe gestanden - Web vermutete, weil er mehr Leute erschossen hatte als Romano und der sich einfach nicht damit abfinden konnte, dass jemand zäher oder heldenhafter war als er selbst.
    »Ich frag dich nur einmal, Web, und ich will eine klare Antwort. Wenn du mich verarschen willst, mache ich dich fix und fertig.«
    Web
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher