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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund
Autoren: David Baldacci
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war Web wieder allein.
    Draußen im Korridor beriet sich Bates mit mehreren Männern, die genauso wie er gekleidet waren: unauffälliger blauer Anzug, weißes Oberhemd mit geknöpftem Kragen, dezente Krawatte, schwarze Schuhe mit Gummisohlen und eine große Pistole in kleinem Halfter.
    »Sie wissen, dass diese Sache eine Schlammschlacht in den  Medien auslösen wird«, sagte einer von ihnen. »Sie hat sogar schon angefangen.«
    Bates schob sich einen Streifen Kaugummi in den Mund. Es war der Ersatz für die Winston-Zigaretten, mit denen er jetzt zum fünften Mal aufgehört hatte.
    »Die Bedürfnisse von irgendwelchen Pressefritzen stehen nicht sehr weit oben auf meiner Prioritätenliste«, sagte er.
    »Sie müssen die Journalisten auf dem Laufenden halten, Perce. Wenn Sie's nicht tun, werden sie sich alles Weitere aus den Fingern saugen. Sie glauben nicht, was darüber bereits im Internet steht! Angeblich hängt dieses Massaker entweder mit der apokalyptischen Rückkehr von Jesus zusammen, oder es hat etwas mit einer chinesischen Wirtschaftverschwörung zu tun. Wie kommen diese Leute auf so einen Blödsinn? Damit treiben sie unsere PR-Leute in den Wahnsinn!«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendwer den Mumm aufbringt, uns so etwas anzutun«, sagte ein anderer Mann, der im Staatsdienst grau und fett geworden war. Bates wusste, dass gerade dieser Agent seit mindestens zehn Jahren nicht mehr als den Papierkrieg auf dem Schreibtisch in seinem Büro erlebt hatte, obwohl er gern so tat, als wäre das Gegenteil der Fall. »Weder die Kolumbianer noch die Chinesen, nicht einmal die Russen würden es wagen, sich uns auf diese Weise entgegenzustellen.«
    Bates warf dem Mann einen verächtlichen Blick zu. »Es geht immer um uns gegen sie. Wir versuchen immer wieder, die da draußen fertig zu machen. Glauben Sie wirklich, sie würden niemals auf die Idee kommen, es uns eines Tages heimzuzahlen?«
    »Mein Gott, Perce, denken Sie doch mal darüber nach! Man hat soeben einen kompletten Trupp unserer Leute abgeschlachtet! Auf unserem eigenen Grund und Boden!«, tobte der Alte entrüstet.
    Perce musterte ihn und sah einen Elefanten ohne Stoßzähne, der kurz davor stand, zu sterben und zum Festmahl für die Aasfresser des Dschungels zu werden. »Ich wusste gar nicht, dass wir Besitzansprüche auf diesen Teil von D.C. erhoben haben«, sagte Bates. Er hatte seit vorgestern nicht mehr geschlafen, was sich nun allmählich bemerkbar machte. »Ich hatte eher den Eindruck, es sei ihr Grund und Boden, den wir lediglich als Besucher betreten haben.«
    »Sie wissen genau, was ich meine. Was könnte sie zu einem derartigen Frontalangriff bewogen haben?«
    »Na, warum mögen sie uns wohl nicht, was meinen Sie? Vielleicht weil wir uns so hartnäckig darum bemühen, die Drogenpipeline zu verstopfen, die ihnen eine Milliarde Dollar pro Tag einbringt? Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn sie deswegen ziemlich verärgert sind, Sie Idiot!« Mit diesen Worten trieb Bates den Mann in eine Ecke, doch dann sah er ein, dass der Kerl viel zu harmlos war, um eine Dienstaufsichtsbeschwerde zu riskieren.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ein anderer Mann. Er hatte blondes Haar und eine rote Nase von einer Grippe.
    Bates lehnte sich gegen die Wand, kaute auf dem Kaugummi und zuckte dann mit den Achseln. »Ich glaube, sein Kopf hat mehr darunter gelitten als alles andere. Aber das war zu erwarten.«
    »Er hat ziemliches Glück gehabt, wie es scheint«, bemerkte der Mann mit der roten Nase. »Wir können nur mutmaßen, wieso er überlebt hat.«
    Es dauerte weniger als eine Sekunde, bis Bates direkt vor ihm stand. Offenbar war er heute nicht der Stimmung, Gefangene zu machen. »Sie bezeichnen es als Glück, wenn Sie zusehen dürfen, wie sechs Leute Ihres Teams vor Ihren Augen in Stücke zerrissen werden? Ist es das, was Sie sagen wollen, Sie verdammtes Arschloch?«
    »Um Himmels willen, Perce! So habe ich das nicht gemeint. Das wissen Sie doch ganz genau.« Rotnase bekam einen heftigen Hustenanfall, als wollte er Bates demonstrieren, dass er krank und nicht kampftauglich war.
    Bates entfernte sich von ihm. Alle widerten ihn an. »Im Augenblick weiß ich gar nichts. Nein, das nehme ich zurück. Ich weiß, dass Web im Alleingang acht MG-Stellungen ausgeschaltet hat. Und dass er einem weiteren Trupp und einem Straßenkind das Leben gerettet hat. Das weiß ich mit Bestimmtheit.«
    »Im vorläufigen Bericht heißt es, dass Web zu keiner Bewegung
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