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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sonst auf Ihre Leute verlassen, kommt mir Ihre Handlungsweise etwas sonderbar vor. — Warum weigern Sie sich so strikt, die Sache selbst an die Staatsanwaltschaft abzugeben? — Haben Sie etwas gegen Robberts Methode einzuwenden, mit der er diesen Fall vorangetrieben hat?“
    „Yes, Sir!"
    .Und was?"
    „Ich kenne den angeblichen Mörder!"
    Sekundenlang blieb es nach diesen Worten des Chefinspektors zwischen den beiden Männern still. Das Gesicht des Sektionspräsidenten war ernst geworden. Bevor er diese Tatsache prüfen konnte, fuhr der Kommissar fort:
    „Daß ich Grangas seit Jahren kenne, besagt nicht, daß ich ihn, sollte er gegen das Gesetz verstoßen haben, zu schützen gedenke. No, Sir! — Hat Grangas die Tat begangen, dann wird er genauso büßen müssen wie jeder andere auch. Nur...“
    „Sie glauben jedenfalls nicht, daß dieser Mann einer solchen Tat fähig ist, Morry? Verrennen Sie sich da nicht?"
    „Das kann ich zur Stunde noch nicht sagen. Erst wenn ich ihn gesprochen habe, werde ich es wissen."
    Noch während Morry sprach, war der Sektionspräsident aufgestanden. Er ging im Raum auf und ab. Plötzlich blieb er vor dem Fenster stehen und begann mit den Fingern nervös gegen die Scheiben zu trommeln.
    „Morry!" begann er dann wie in einem Selbstgespräch. „Es ist schon verdammt lange her, daß ich vor eine derartige Wahl wie diese hier gestellt wurde. — Erstens möchte ich Robberts nicht bloßstellen, und zweitens täte es mir sehr leid für Sie, wenn Sie von dem schmalen Grat, auf den Sie sich anscheinend zu begeben gedenken, abstürzen. — Das wäre ja auch möglich, nicht wahr? Das Eisen ist sowohl für Sie wie auch für Robberts, hm, äußerst heiß. Was ist nun das richtige?"
    „Sir, die Entscheidung liegt allein bei Ihnen. — Sie müßten mich aber so weit kennen, daß ich mich durch nichts von dem von mir als richtig erkannten Weg abbringen lasse."
    Noch einmal schien der Sektionspräsident das Für und Wider im Falle Grangas abzuwägen. — Dann hatte er sich zugunsten des erfahrenen Kommissars Morry entschieden.
    „Sorry, Morry! — Ich weiß nicht, oh es richtig ist, dennoch möchte ich Ihnen die nochmalige Überprüfung des Falles anvertrauen. Entscheiden Sie so, wie Sie es für richtig halten...”
    So kam es, daß zwei Stunden nach dieser Aussprache der Kommissar dem vermeintlichen Mörder Alec Grangas in seinem Zimmer gegenüber saß. Die von Kommissar Robberts angefertigte Akte lag zugeschlagen auf dem Tisch. Morry kannte jeden der in den Akten niedergelegten Sätze.
    „By gosh, Alec! Die Sache sieht nach den hier vorliegenden Ermittlungen verdammt schlecht für dich aus", begann der Kommissar mit ernster Stimme. „Da sind zwei Sachen, die dich unweigerlich hinter Gitter bringen werden, wenn du sie nicht widerlegen kannst. Versuchen wir, sie Punkt für Punkt näher zu beleuchten. — Wie kommt dein Manschettenknopf an den Ort des Geschehens?"
    „Ich weiß es nicht! Tausendmal halbe ich mir schon selbst diese Frage vorgelegt. Aber immer wieder bin ich zu diesem negativen Ergebnis gekommen."
    „Fangen wir es anders an, Alec. — Zu welchem Zeitpunkt bemerktest du den Verlust des Knopfes?"
    Angestrengt überlegte Alec Grangas die Beantwortung dieser so wichtigen Frage. Immer wieder ließ er die Ereignisse der fraglichen Nacht vor seinem geistigen Auge abrollen. Doch es fiel ihm beim besten Willen nicht ein, wo er diesen verflixten Knopf verloren haben konnte. Und so lautete seine Antwort:
    „Eigentlich erst, als ich mich in meiner Wohnung zur Ruhe begeben wollte. Hier bemerkte ich, daß eine Manschette bereits offen war."
    „Ein verdammt dehnbarer Zeitbegriff, Alec! — Kein Mensch wird dir das abnehmen. Schon gar nicht ein Richter", stellte der Kommissar sachlich fest.
    „Auch du nicht?" fuhr Alec Grangas ärgerlich auf. „In einem seid ihr hier doch alle
    gleich. Ihr vertraut einem x-beliebigen Indiz und dem Gefasele einer Frau mehr als dem Wort eines Mannes!“
    „Stop, Alec!" unterbrach Morry den erregt gewordenen Piloten.
    „Soweit sind wir noch nicht! — Aber da du schon einmal davon angefangen hast, bitte! — Was hast du wirklich mit diesem dir zur Last gelegten Verbrechen zu tun?"
    „Nicht das geringste!" kam wie aus der Pistole geschossen die Antwort. Alec Grangas faßte seinen einstigen Kriegskameraden, den jetzigen Kommissar fest ins Auge. Für wenige Augenblicke fand zwischen den beiden Männern sozusagen ein erbittertes Duell mit den Augen statt. —
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