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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Messerstiche, von denen jeder einzelne tödlich gewesen war, konnten nicht mehr als Totschlagshandlung gewertet werden.
    Pech war es für den Mörder dagegen gewesen, daß er am Ort seiner Tat etwas verloren hatte. Während des Kampfes mit seinem Opfer mußte ihm ein goldener Manschettenknopf herausgerissen worden sein, dessen Zweitstück man bei der Durchsuchung in Grangas Wohnung fand.
    Der Kreis schien sich für Kommissar Robberts vollends geschlossen zu haben, als Alec Grangas den Besitz der Manschettenknöpfe zugab und bestätigte, am Mordabend diese goldenen Knöpfe getragen zu haben.
    Kommissar Robberts gedachte noch ein weiteres zu tun. Grangas leugnete zwar hartnäckig, aber Robberts glaubte der Staatsanwaltschaft einen weiteren Beweis erbringen zu können. Silvia Chabbot hatte schon bei ihrer ersten Vernehmung angegeben, daß sie in der Mordnacht, als sie den Wagen Philip Dales bestieg, beobachtet hatte, wie ein Mann sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite verdächtig benahm und bei ihrem Erscheinen das Weite suchte. Diesen Mann wollte sie unter den gleichen Lichtverhältnissen wiedererkennen können. Alles war bestimmt für eine Gegenüberstellung vorbereitet. Alec Grangas war aus seiner Haftzelle herausgeholt worden und stand nun in einem abgedunkelten Raum, der den Lichtverhältnissen der Mordnacht entsprach, mit vier anderen Männern, Beamten des Yard, zusammen.
    Sein Gesicht blieb unbeweglich, als er sich der gleichen Prozedur unterzog, die schon die Tecks hinter sich hatten. So standen nun fünf Männer in der gleichen Tracht, einen weiten Umhang über den Schultern und einen dunklen Hut tief in die Stirn gezogen, nebeneinander.
    „Mister Grangas", traf die Stimme eines neben ihm stehenden Mannes sein Ohr. „Ich möchte Sie in Ihrem eigenen Interesse bitten, von nun an keine einzige Silbe mehr zu sprechen. Miß Chabbot kennt ihre Stimme genau. Sie würden sich dadurch nur vorzeitig verraten. — Wir werden ebenfalls schweigen."
    Während Alec Grangas trotz seiner heiklen Lage ein feines Lächeln auf seine Lippen zauberte, begann, wie er es im stillen bezeichnete, das Theater! Schon als Silvia Chabbot an der Seite Kommissar Robberts den Raum betrat, fühlte Alec Grangas einen Lachreiz in sich aufsteigen. Seine tiefschwarz gekleidete ehemalige Mitarbeiterin wirkte auf ihn wie eine groteske Erscheinung.
    Die lebenshungrige Silvia Chabbot trat als tief trauernde Verlobte eines Mannes auf, den sie kaum länger als acht Tage gekannt hatte. Das ging fast über Alec Grangas Horizont. Alec Grangas schluckte jedoch seinen aufsteigenden Groll über dieses Getue in sich hinein und verhielt sich abwartend. Während die berechnende Lady in der Mitte des Raumes stehenblieb, beobachtete Grangas unter seinem tiefgezogenen Hut hervor die Frau.
    Fast eine ganze Minute lang versuchte diese nun, im Halbdunkel die Gesichter der vor ihr stehenden Männer zu erkennen. Alec Grangas war sich bewußt, daß sie nicht nur die Gesichter der Männer studierte, sondern auch nach einer großen Gestalt Ausschau hielt. — Doch das sollte ihr nicht allzu leicht fallen. Schon vor ihrem Eintreten hatte er es so eingerichtet, daß er genauso groß zu sein schien wie die neben ihm aufmarschierten Beamten vom Yard. Er krümmte seinen Rücken zu einer Art Buckel. Dieser blieb unter dem Umhang unsichtbar.
    „Nun, Miß Chabbot! — Haben Sie sich entschieden? Welcher der vor Ihnen stehenden Herren ist der Mann aus der Mordnacht?"
    Die Stimme Kommissar Robberts klang nun leicht gereizt. Vielleicht fühlte er die Unsicherheit der Frau und fürchtete insgeheim, daß ihm seine bisherigen Erfolge in diesem Mordfall unter den Fingern zerrinnen könnten.
    „Verzeihen Sie, Kommissar! Ich glaube, in der fraglichen Mordnacht war es bedeutend heller, als es hier in diesem Raum ist", versuchte Silvia Chabbot einige Sekunden Zeit zu gewinnen, da sie immer noch nicht den von ihr Gesuchten mit Sicherheit hatte ausfindig machen können.
    „Außerdem..."
    „Schön, Miß!" kam der Kommissar der Frau zu Hilfe. „Treten Sie bitte noch zwei Schritte vor. — Dann haben Sie ganz bestimmt die gleichen Lichtbedingungen wie in der Mordnacht."
    Atemlose Stille herrschte in dem Raum, als Silvia Chabbot zwei kleine Schritte vorgetreten war, langsam ihre Hand hob und zu sprechen begann:
    „Sir! — Der dritte Herr von links. Ah, pardon! Der Herr, der dort in der Mitte steht, das ist er..."
    Sofort nach ihren Worten flammte die Deckenbeleuchtung auf und
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