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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hintergründig lächelnd den Hotelier. Seine schwarze Zigarre wanderte unablässig von einem Mundwinkel zum anderen. Nicht einmal dann, wenn dieser wenig vertrauenswürdig aussehende Bill Skoopay sprach, bequemte dieser sich, den zerkauten Stengel aus dem Munde zu nehmen.
    An Samuel Barrones grimmigem Gesicht sah man, wie sehr er den Tag verdammte, an dem er sich mit diesem schleimigen Geschäftemacher eingelassen hatte. Abweisend, wie seine Haltung diesem Kerl aus dem Londoner Westen gegenüber war, klangen auch seine Worte: „Skoopay! Ihr Vorhaben habe ich schon seit langem erkannt. Dennoch sage ich Ihnen, daß es Ihnen nicht gelingen wird, mich hier aus diesem Hotel zu verdrängen. Ich weiß, daß ich Ihnen zehntausend schulde. Doch bevor Sie mir wegen dieses Betrages die Kehle zudrücken können, werde ich Ihnen das Geld vor die Füße werfen. Ich werde..."
    „Nun, was werden Sie?" spöttelte Bill Skoopay ironisch; und die schwarze Zigarre machte eine erneute Rundfahrt in seinem Munde.
    „Sie reden da dauernd von ,vor die Füße werfen', Mister Barrone! — Tun Sie es doch, dann sind Sie mich los! Nun Barrone? — Wo sind die zehntausend?"
    Knirschend rieben sich die Zähne des Hoteliers gegeneinander. Er wußte, daß er diesen Betrag im Augenblick nicht flüssig Hatte. Wäre es der Fall, so hätte er nichts lieber getan als ausgezahlt. Zwar hatte er die nötigen Schritte unternommen, um durch John Gutwell, einen ihm bekannten Makler aus Whitechapel, die Summe in Form einer Hypothek auf sein Grundstück aufzunehmen — aber noch waren die Verhandlungen nicht abgeschlossen. Erst in den kommenden Tagen sollte ein Vertrag unterzeichnet werden. Er, Barrone, hatte sich bisher etwas Zeit damit gelassen. Er hoffte insgeheim, die Summe bis zum Monatsende aus eigenen Mitteln flüssig machen zu können.  
    Doch Umdispositionen innerhalb seines Betriebes hatten es ihm nicht erlaubt, das Kapital anzusammeln. Teufel, weshalb habe ich nicht sofort diesen Schritt unternommen? Wie wohl wäre mir, wenn ich mit Gutwells Kredit dieses Lästermaul schon heute hätte stopfen können. — Aber noch sind die zehntausend für diesen Erpresser erst in acht Tagen fällig. Ich brauche mir von ihm also heute gar keine Frechheiten gefallen zu lassen. So etwa dachte und empfand Barrone.
    Während Samuel Barrone seine augenblickliche Situation überdachte, quälte erneut Bill Skoopays Stimme:
    „Barrone, wenn es Ihnen bisher noch keiner gesagt haben sollte, dann will ich es Ihnen sagen: Sie sind alles, aber kein cleverer Geschäftsmann! Sie pfeifen, wie man so treffend sagt, trotz Ihres guten Hotels aus dem letzten Loch!"
    „Schweigen Sie!" Der Hotelier verlor langsam die Geduld, sein Gesicht verfärbte sich krebsrot. „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß Sie Ihr Geld pünktlich erhalten werden. Was wollen Sie noch mehr? Noch bin ich hier der Herr im Haus und verbiete mir daher Ihre impertinenten Anzüglichkeiten. Verstehen Sie mich? — Kommen Sie in acht Tagen wieder, dann erhalten Sie den vollen Betrag!"
    „Sie nehmen den Mund ganz schön voll, Mr. Barrone." Nun wurde auch Bill Skoopay lauter. Seine unförmige Gestalt rappelte sich dabei höher im Sessel empor.
    „Wenn Sie annehmen sollten, mich mit diesem billigen Versprechen abspeisen zu können, dann haben Sie sich gewaltig geirrt. Sie haben heute das Geld nicht zur Hand und werden in acht Tagen genauso blank dastehen wie heute."
    „Das ist meine Sache, Mister Skoopay! Darf ich Sie nun bitten, unser Gespräch als beendet anzusehen!"
    Doch so schnell kühlte sich das erhitzte Gemüt des sonderbaren Gastes nicht ab. Schnaufend und mit einem widerlichen Grinsen ließ er seine bis zu diesem Augenblick versteckt gehaltene Katze aus dem Sack:
    „Mister Barrone! Sie werden es kaum glauben wollen, doch bevor ich zu Ihnen kam, hatte ich eine Unterredung mit verschiedenen Herren. Unter ihnen befand sich auch mein alter Freund John Gutwell. Hm, und was soll ich Ihnen sagen? Der gute John erkundigte sich sehr gründlich, natürlich in aller Freundschaft, nach Ihnen. Er verriet mir zwar nicht den Grund dafür, aber nun sehe ich, nach dieser Unterredung mit Ihnen, ganz klar. Sie wollen . . .“
    „Was will ich?" verriet sich der Hotelier entgegen seiner Absicht.
    „Nun ja, da Sie mir gegenüber trotz meiner Ihnen entgegengebrachten Dienste, sehr unhöflich sind, werde ich meinen Kollegen nicht vorenthalten dürfen, mit welchen Methoden Sie zu arbeiten pflegen. Mit anderen Worten, Mister
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