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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Außerdem würde die Zukunft beweisen, wie und wer er in Wirklichkeit war...
    Als der Mixer ihm das Glas zuschob und er sich wieder zum anderen Ende der Bar begeben wollte, hielt Alec Grangas ihn zurück.
    „Henry — auf ein Wort!" begann er ein Gespräch mit dem Mann hinter der Bar.
    „Du warst, wenn ich mich recht erinnere, in jener Mordnacht doch ebenfalls hier in der Bar?"
    Stumm nickte der Gefragte, dann aber erwiderte er spitz:
    „Und?“
    „Ach, nur so!" Alec Grangas wischte lässig mit der Hand durch die Luft, während er mit der anderen sein Glas zum Munde führte.
    Während er den Whisky durch seine Kehle rinnen ließ, überlegte er schnell, daß er in Anbetracht der offenen Feindseligkeit des Mixers nicht das erfahren werde, was er eigentlich von ihm wissen wollte. Er mußte seine Taktik ändern, wollte er den Mann hinter der Bar bei guter Laune halten. So ging er nicht direkt auf sein Ziel los, nämlich festzustellen, welche Art Mensch der Tote gewesen war.
    Ein erfahrener Barmann, so sagte sich Alec Grangas, ist fast immer ein guter Psychologe. Vor solch einem Mann geben sich die Bargäste im Laufe der Zeit wahrscheinlich unter dem Alkoholeinfluß so, wie sie wirklich sind, nicht wie sie scheinen. Früher oder auch später lassen fast alle Stammkunden die Leute hinter der Bar einen kleinen Blick in ihre Seele tun. Da Philip Dale ein guter Kunde der Bar gewesen war, konnte ihm kein Mensch besser Auskunft über ihn geben, als eben dieser Mann hier. Doch zu seiner Enttäuschung schien der Mixer wenig Lust zu verspüren, sich mit ihm. über den ermordeten Mister Dale zu unterhalten. Jedenfalls waren seine ersten Worte in dieser Beziehung nicht gerade ermutigend. Dennoch ließ Alec Grangas sich nicht davon abbringen, jedoch noch behutsamer als bisher, seinen Plan zu verfolgen.
    „Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich annehme, ein alter Gast bei dir zu sein", fuhr er, nachdem er sein Glas wieder auf die Theke zurückgestellt hatte, in der gleichen lässigen Art wie zuvor fort. Seine Augen blickten dabei ruhig den Mixer an. Nicht lange hielt der Mann hinter der Bar Alec Grangas Blick stand. Nervös wanderten seine Blicke über die vereinzelt tanzenden Paare dahin und sahen dann auf die inzwischen menschenleer gewordene Theke.
    Alec Grangas begrüßte im stillen lächelnd den Umstand, daß der Mixer keine Ausweichmöglichkeit fand und ihm notgedrungen Rede und Antwort stehen mußte.
    „Sie sind uns immer ein angenehmer Gast gewesen, Mister Grangas", kam es mit rauer Stimme über die Lippen des Mannes. „Und mir persönlich ist es gleich, was Sie getan... Ich wollte sagen — was man über Sie geschrieben hat."
    „Das freut mich au hören, Henry", gab Alec Grangas zurück, obwohl er nur zu deutlich spürte, was der Mann in Wirklichkeit über ihn dachte.
    Sogleich hakte er ein: „Anscheinend denken einige Herrschaften hier anders? Schauen Sie sich mal um, wieviel gute Bekannte noch den Mut aufbringen und mich, wie es sich wohl gehören sollte, zu begrüßen! Keiner, Henry!"
    In der nach diesen Worten Alec Grangas eintretenden Pause füllte der Mixer unaufgefordert Grangas leeres Glas. Dann meinte er, gesprächig werdend: „Sie dürfen es nicht allzu tragisch nehmen, Mister Grangas! Philip Dale war genau wie Sie ein guter Gast. Hm, und wenn Sie bedenken, wo man Sie zu dieser Stunde noch vermutet hatte, dazu diese Artikel über Sie in der Presse... Ich weiß nicht, auch ich war überrascht, als ich Sie so unerwartet hier hereinkommen sah!"
    „Und nun?" fragte Alec Grangas den Mixer. „Nun sagt mir mein Verstand, daß es wohl nicht so gewesen ist, wie es bisher geheißen hat. Da Sie wieder frei sind, können Sie meiner Meinung nach auch nicht die Tat ausgeführt haben."
    „Wer könnte denn nach deiner Meinung dieses Verbrechen begangen haben?" fragte Alec Grangas, nachdenklich tuend.
    Sofort horchte der Mixer auf. — Sein Gesicht wurde wieder eisig. Und mit den Schultern zuckend, brachte er leise hervor:
    „Teufel! Ich bin nicht vom Yard! — Warum soll ich mir da Gedanken machen, wer der Mörder Mister Dales ist? Sollen die Burschen doch sehen, daß sie den richtigen erwischen!"
    Immer, wenn man das Thema vom Mord an Philip Dale anschneidet, wird der Mann giftig und ausfallend, dachte Grangas. Was hatte das zu bedeuten?
    Bevor aber Alec Grangas einen plötzlichen Gedanken, der ihm durch das sonderbare Benehmen des Mixers gekommen war, weiter durchdenken konnte, wurde der Mixer von seinem Posten
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