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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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abgerufen. Ein anderer Barmann übernahm seinen Platz. Der Mixer Henry verschwand nach einigen kurzen Entschuldigungsworten in einem der Bar angrenzenden Raum.
    Nachdenklich starrte Alec Grangas auf die hinter dem Mixer zugezogene Tür. Danach richtete er an den ihm bisher unbekannten Mann hinter der Theke eine Frage.
    „Hören Sie, Mixer! — Wo kann ich Ihren Kollegen Leester, Leester Brighward treffen? Er arbeitet doch noch hier, oder nicht?" Der neue Mixer hinter der Bar sah erstaunt auf den Fragenden.
    „No, Sir!" sagte er in einem hochnäsigen Ton. „Es ist zwar sonst nicht meine Art, etwas Nachteiliges über meine Berufskollegen zu sagen, aber in diesem Falle muß ich es wohl tun. — Kollege Brighward sah sich gezwungen, den guten Posten in dieser Bar hier aufzugeben. Mister Barrone, unser Chef, hat ihn leider entlassen müssen!"
    Leester Brighward entlassen? Das ging Alec Grangas zunächst nicht richtig in den Sinn. Wie war das möglich? Warum hatte ihn der Besitzer des Hauses so kurzfristig von seinem Arbeitsplatz entfernt, den er doch Nacht für Nacht innegehabt hatte? Die Gedanken Alec Grangas begannen zu kreisen. Je mehr er sich in der nun folgenden Zeit mit diesem Leester Brighward, einem Manne aus der Londoner Hafengegend, beschäftigte, um so mehr kam er zu der Überzeugung, daß sein Vorhaben auf der ganzen Linie schief zu laufen schien.
    Trotzdem gab er die Verfolgung seines Planes nicht auf. Diesen Leester Brighward auftreiben, das war sein nächstes Ziel! Auch Brighward war in der fraglichen Nacht in der Bar des Belvaria-Hotels gewesen. Er, der trotz seiner Herkunft — oder gerade deswegen — eine gute Beobachtungsgabe hatte, würde ihm gewiß mehr über Philip Dale sagen können, mehr ,als er hier erfahren konnte.
    Kurz entschlossen beglich Crangas seine Zeche und verließ die Bar. Als er ins Freie trat, umfing ihn eine unfreundliche, diesige Nacht. Langsam, aber stetig stieg dichter Nebel auf. Den Mantelkragen seines Ulsters hochgeschlagen, strebte er seinem auf dem Parkplatz des Hotels abgestellten Wagen zu. Kaum aber hatte er den Parkplatz betreten, als er noch einmal einen prüfenden Blick auf die hellerleuchtete Front des Hotels warf. Aber, wo soeben noch grelle Lichter funkelten, isah er jetzt nur noch durch den Nebel verhängte Lichtkreise stehen.
    „Lieber Himmel! Wenn hier schon eine solche Waschküche herrscht, wie wird es dann erst unten am Wasser in der Hafengegend sein? Ich werde kaum mit dem Wagen fahren können."
    Fluchend wandte sich Alec Grangas um; wenig später war er im Dunst untergetaucht.
    So, wie Alec Grangas in dieser Nacht im stillen über den dichten brodelnden Nebel fluchte, saß in der Whitechapel-Road ein Mann ähnlich fluchend hinter dem Steuer seines chromblitzenden Straßenkreuzers. Er bog vorsichtig in die weniger beleuchtete Queens-bridge-Road nach Norden ab.
    Ziel dieses Mannes war das Belvaria-Hotel in Kingsland. Hätte der Mann hinter dem Steuer jedoch geahnt, welche Anstrengung diese Fahrt durch den Nebel von ihm verlangte, dann hätte er sich nicht so schnell entschlossen, das Geschält mit Samuel Barrone abzuschließen. Jedenfalls wäre nicht er es gewesen, der bei diesem Wetter noch durch die Nacht fuhr. Er hätte sich seinen Kunden kommen lassen. Egal, er hatte nun mal zugesagt! Und was der ehrbare John Gutwell einmal versprochen hatte, das pflegte er auch zu halten. Daß er sich jedoch auf der letzten Fahrt seines Lebens befand, daran hätte John Gutwell niemals auch nur im Traum gedacht. Nur noch knapp fünfhundert Yard trennten ihn von der Stelle, an der sich sein Schicksal erfüllen sollte.  
    War es ein Zufall, ein unglückliches Zusammentreffen böser Umstände, oder war es die Absicht eines Unbekannten, daß John Gutwell dieses zustieß? Als er es später erkennen konnte, war es für ihn zu spät.
    Die Ereignisse vom Einbiegen seines Wagens in die Queenbridge-Road bis zum Ort des Geschehens erfolgten zu schnell, als daß er sie hätte abwenden können. Grau und verlassen lag das Band der Road vor ihm. Die Geschwindigkeit seines großen Wagens betrug nicht mehr als knapp fünfzehn Meilen je Stunde. Und dennoch glaubte John Gutwell, als er in diesem Augenblick die Brük- ke über den Regents-Row passiert hatte, mit mehr als hundert Meilen Geschwindigkeit gegen ein Hindernis auf der Straße aufzufahren.
    Einem ohrenbetäubenden Krachen und dem Splittern von Glas folgte eine harte Erschütterung seines Wagens. John Gutwell hatte versucht, das
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