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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag
Autoren: David Ambrose
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gebückt über ihr und blickte nach oben, von wo der Suchscheinwerfer des Hubschraubers über den Boden glitt. Es war unmöglich, zu entscheiden, ob sie rechtzeitig oder zu spät gekommen waren.
    Er trat auf die Bremse, stellte den Motor ab, ließ aber die Scheinwerfer an. Noch mit derselben Bewegung griff er in das walnussholzfurnierte Handschuhfach des Jaguars und holte die langläufige Automatik heraus, die er immer anstelle der offiziellen Dienstwaffe benutzte, wenn die Umstände es erforderten. Heute Nacht hatte er gerade die Erlaubnis erhalten alle nötigen Schritte zu unternehmen. Er wusste zwar immer noch nicht, um was es ging, doch er war froh über diese Entwicklung, denn es hatte ihm nicht behagt, die Frau wie befohlen hier zurückzulassen. Er hatte kein gutes Gefühl dabei gehabt.
    Nicht dass seine Gefühle bei seinem Dienst für die Regierung irgendeine Rolle gespielt hätten. Trotzdem machte es für ihn persönlich einen Unterschied und jetzt fühlte er, dass er das Richtige tat.
    Der Hubschrauber drehte ein paar Kreise und suchte einen Punkt, wo er direkt über dem Mann und der Frau dort unten auf dem Boden schwebte. Der Major rannte von der Stelle, wo er den Wagen verlassen hatte, nach links und erreichte sein Ziel. Es war die Richtung, von wo aus die wenigsten Leute einen Angriff vermutet hätten. Das lernte man schon in der Grundausbildung.
    Der Mann und die Frau befanden sich jetzt im Scheinwerferkegel des Hubschraubers und wirkten wie die Schlussszene eines billigen, modernen Balletts. Der Mann kniete immer noch, doch hatte er die Frau jetzt hochgezogen und hielt ihr das Messer an die Kehle, sodass die Gefahr bestand, er würde ihr mit einem Schnitt den Kopf abtrennen.
    Mehrere Lichtbündel durchstachen die Dunkelheit, als weitere Wagen von verschiedenen Seiten her ankamen. Der Major fluchte, denn nun hatte er kein freies Schussfeld mehr. Wenn er jetzt daneben schießen würde, könnte er leicht einen der dummen Polizisten hundert Meter entfernt töten.
    Der kniende Mann schrie etwas. Seine Stimme war über dem Röhren des Hubschraubermotors und dem Knattern der Rotoren als dünnes Heulen zu vernehmen.
    »In Gottes Namen, bleib genau da«, murmelte der Major vor sich hin und wollte damit den Hubschrauberpiloten beschwören. Denn wenn der Hubschrauber genau dort bliebe, dann hätte der Major eine Chance, nicht mehr, aber zumindest eine Chance.
    Er spreizte die Beine, aber sein rechter Fuß rutschte auf einem Grasballen ab. Er kniete sich hin. Das war besser. Er hielt die Pistole mit ausgestreckten Armen in beiden Händen, kniff ein Auge zu und zielte sorgfältig. Dann zog er den Abzug mit der sehr weichen Bewegung eines perfekt auf den Weg gebrachten Todes durch.
    Etwas pfiff wie ein Tornado mit Lichtgeschwindigkeit an ihrem Ohr vorbei und der Mann, der sie gerade umbringen wollte, war im wahrsten Sinne des Wortes wie weggeblasen.
    Sie saß auf dem Beifahrersitz des Jaguars, die Füße noch außerhalb des Wagens und hielt das Handy in der Hand, das der Major ihr gegeben hatte.
    »Jemand will mit Ihnen sprechen«, hatte er gesagt.
    Sie hatte geglaubt zu wissen, wer es war, war aber überrascht gewesen, Jonathan Symes Stimme zu hören. Er erklärte schnell, dass er nur als Vermittler diente, dann hörte sie die Stimme, die sie erwartet hatte.
    »Bist du in Sicherheit?«, fragte die Stimme.
    »Ja, gerade noch.«
    »Das ist gut. Ich brauche deine Hilfe um zu verstehen, was passiert ist.«
    Der Major, der wusste, dass dieser Anruf aus der oder zumindest über die Downing Street kam, sorgte dafür, dass sie ungestört war. Die Polizei, die Mannschaft des Krankenwagens, der inzwischen eingetroffen war, und alle anderen wurden auf Abstand gehalten.
    Im Unterschied dazu wurde die Unterhaltung von allen im Kabinettszimmer und im privaten Arbeitszimmer des Premierministers mitgehört und auch von einer Hand voll Bediensteten, ungefähr ein Dutzend, in den verschiedenen Bereichen der militärischen und polizeilichen Nachrichtentechnik von Whitehall sowie von einigen Funkamateuren, die gerade zufällig den Äther abhorchten, deren Namen man aber nie erfahren würde.
    »Du weißt nicht, was passiert ist?«, hörten sie alle Tessa fragen.
    »Ich weiß, dass es das war, was du geplant hast«, gab die Stimme zurück. »Ich verstehe, warum und wie es passiert ist.«
    »Was verstehst du also nicht?«
    »Wie meine Gedanken so klar und doch so verwirrt sein können.«
    »Das ist ganz natürlich.«
    »Für dich
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