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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag
Autoren: David Ambrose
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Weg abgebogen und jetzt holperten sie über einen ungepflasterten Feldweg, der, soweit sie erkennen konnte, mitten zwischen Feldern, wo meilenweit nichts zu sehen war, endete. Dort hielten sie an. Der Major stellte wieder sein Handy an. »Wir sind am angegebenen Ort«, gab er durch.
    Sie schaute ihn an. »Und was nun?«
    »Jetzt müssen wir warten.«
    »Auf was?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.« Er schaute sie kurz an und wandte sich dann wieder ab.
    »Heißt das, Sie wissen es nicht?«
    »Was hier auch passiert, Dr. Lambert, passiert auf allerhöchsten Befehl. Ich bin mit den Umständen, die zu diesen Befehlen geführt haben, nicht vertraut.«
    »Ich nehme an«, erklärte sie und schaute in die kohlrabenschwarze, sternlose Nacht hinaus, »wir sind hier um jemanden zu treffen.«
    »So sieht es aus.«
    »Wissen Sie denn noch nicht einmal das?«
    »Mir wurde nur befohlen Sie hierher zu bringen.«
    Er öffnete die Fahrertür und stieg aus. Sie folgte ihm. Beide schauten sich nochmals um und lauschten in die Nacht. Es herrschte Stille.
    Sie drehte sich um und schaute ihn über das Autodach hinweg an. »Kommt Ihnen das nicht etwas merkwürdig vor?«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, Dr. Lambert, ich befolge nur Befehle.«
    Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, hatte aber das Gefühl, dass etwas von der Autorität, die er vormals gezeigt hatte, verloren gegangen war. Etwas bereitete ihm Sorgen, etwas, worüber er nicht sprechen konnte und was sie trotzdem wahrnahm.
    Sie schaute in den Nachthimmel. Nach was? Einem Hubschrauber? Einer fliegenden Untertasse?
    »Man hat mich angewiesen«, erklärte er, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, »auf einen Wagen zu warten.« Er schaute auf seine Uhr mit dem beleuchteten Zifferblatt. »Er müsste jetzt kommen.«
    Während er noch sprach, hörten beide den Wagen von der gegenüberliegenden Seite des Feldes herankommen. Einen Augenblick später sahen sie die Scheinwerferbündel über einer Hecke in den Himmel greifen, als der Wagen einen Hügel hinauffuhr und dann wieder in einer Senke verschwand.
    Sie hörten, wie das Fahrzeug anhielt, der Motor abgestellt und die Scheinwerfer ausgemacht wurden.
    Das Telefon des Majors klingelte. Er meldete sich, hörte zu und murmelte dann eine Zustimmung.
    »Ich lasse Sie jetzt hier, Dr. Lambert«, teilte er ihr mit.
    »Moment mal, ich weiß ja noch nicht… «
    Er war schon hinter dem Steuerrad des Wagens. Sie beugte sich vor um die Beifahrertür zu öffnen und wieder einzusteigen, doch als sie den Türgriff berührte, hörte sie das Klicken der Zentralverrieglung.
    Sie konnte es nicht glauben. Er hatte gewartet, bis sie ausgestiegen war, und war dann zurück in den Wagen gesprungen, hatte die Tür zugeworfen und sie wie ein Haustier, das man loswerden wollte, zurückgelassen.
    In der Wildnis ausgesetzt, wo es auf sich selbst gestellt war.
    »Halt, machen Sie die Tür auf… machen Sie auf!«
    Sie zog an dem Griff und schlug gegen das Fenster. Er ließ einfach den Motor an und legte einen Gang ein. Im Licht der Armaturenbrettbeleuchtung konnte sie sein Gesicht sehen. Er starrte geradeaus, bemüht sie nicht anzusehen.
    Ein paar Meter lief sie noch, sich am Türgriff festhaltend, neben dem Wagen her, als dieser holpernd auf dem Feld wendete. Doch als er den Weg erreichte, auf dem sie gekommen waren, wurde er zu schnell und sie musste loslassen. Er schaltete die Scheinwerfer erst ein, als er sie ein gutes Stück hinter sich gelassen hatte und an Geschwindigkeit gewann. Sie schaute hinter den roten Rücklichtern her, bis diese von den herabhängenden Zweigen einer Weide verdeckt wurden, die auf der Hinfahrt an ihrem Fenster vorbeigestrichen waren.
    Die Dunkelheit und Stille brach auf einmal mit Macht über sie herein. Dann wurde sie von dem entfernten Geräusch einer ins Schloss fallenden Autotür zerrissen.
    Einen Moment später näherte sich ihr ein kleiner Lichtpunkt. Jemand mit einer kleinen Taschenlampe kam ohne Hast gemütlich über das Feld auf sie zu, wobei der kleine, runde Lichtfleck etwa einen Meter vor ihm auf dem Boden tanzte.
    Tessa stand wie angewurzelt da und wartete ab. Eine Hälfte von ihr wollte weglaufen, die andere wollte bleiben und die dritte, nun, es gab keine drei Hälften, also verwarf sie den Gedanken, der darin bestand, dass sie schon wusste, wer da auf sie zukam.
    Inzwischen war es schon zu spät um irgendetwas zu unternehmen. Er hatte sie schon fast erreicht. Er war nur noch ein paar Schritte entfernt und richtete
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