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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel
Autoren: Birgit Fiolka
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auf ... die alte Panik kehrte zurück ... der Naphil!
    Aber es war nicht der Naphil - das, was sie umfing, war hell und pulsierend ... und wunderschön! Ein weiblicher Körper und ein Gesicht in Licht geflutet rauschte um sie herum und hüllte sie ein ... umgeben von sechs flimmernden Flügeln. Schlank und vollkommen nackt war der Körper, lange Haare, die in weichen Strahlenlocken fielen ... das Gesicht dieses Wesens war schön. Schon durchdrang etwas Elianas Gedanken, ein perlendes Lachen. Ich bin Gabriel ...
      Eliana stellte verblüfft fest, dass sie die Stimme Gabriels in ihrem Kopf sprechen hörte.
    Du musst mir zuhören, hauchte die Gestalt. Du musst leben!
    Nein ... ich kann nicht mehr ... lass mich gehen ... Die Lichtgestalt ließ sie nicht frei, wurde fordernder. Wir wollen , dass du lebst ... fürchte Satanael und den Naphil nicht. Ich werde sie wieder hinter den Portalen einsperren und die Tore verschließen.
    Ein winziger Funken Lebenswille glomm in Eliana auf, nicht größer als ein Kienspan oder ein Talglicht. Sie dachte über Gabriels Worte nach. Eigentlich wollte sie lieber forttreiben, aber sie hatte auch viele Fragen. Werde ich Danyal wieder sehen?
    Das Lachen Gabriels klang perlend wie sprudelnde Wasserbläschen in einer Quelle und kitzelte unter Elianas Haut. Noch nicht ... seine Aufgabe ist noch nicht beendet. Gabriel durchflutete sie mit Licht, als wäre sie ein Delfin, und Eliana ein bunter Ball, mit dem sie spielte. Doch ihre spielerische Art strafte Lügen. Auch du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen, Menschenfrau ... dies ist noch nicht das Ende deines Lebens. Wieder zeigte Gabriel ihr strahlendes Lachen. Wir Engel sind eine sterbende Art, unfähig zur Veränderung und fast überflüssig geworden ... aber du, Eliana, du bist die Zukunft ... deshalb musst du leben ...
    Sie war noch immer nicht ganz überzeugt ... sie hatte ihren Teil in dieser Welt sicherlich mehr als erfüllt. Ich will wirklich lieber hier bleiben und schlafen ... ich habe zu viel Schreckliches gesehen für ein Menschenleben!
    Das Licht wurde eindringlicher, gleißender, pulsierender und unangenehm. Nun spielte es nicht mehr mit ihr, durchströmte sie nicht mehr spielerisch, sondern mutierte zu spitzen Nadeln und Pfeilen, die von allen Seiten auf sie einstachen, damit sie endlich aufwachte. Eliana versuchte sie abzuwehren, indem sie sich tief in sich selbst zurückzog, doch es waren so viele, dass es unmöglich war. Grell und schmerzvoll schrillte auf einmal die Stimme Gabriels in ihrem Kopf: Manchmal bekommt ihr Menschen eine Gelegenheit, neu anzufangen ... wir haben beschlossen, dir dieses Geschenk zu machen ... also wach auf, Eliana ... wach auf ... wach auf ... wach auf ...
     
    ... „Monsignore ... sie hat die Augen geöffnet ... Dio Grazie!“
    Die Stimme der Frau drang unangenehm laut und ungedämpft an ihre Ohren – ganz so, als hätte ihr jemand die Ohropax weggenommen. Gerade noch war sie dahingeschwebt und hatte einen schönen Traum gehabt. Da war jemand gewesen, in ihrem Traum – eine Frau aus Licht. Aber es war ganz sicherlich nicht die mit der schrillen Stimme gewesen.
    Als sie blinzelte, erkannte Eliana verschwommen eine weiße Zimmerdecke über sich. Nur sehr langsam gelang es ihr, einen ausgewählten Punk an der Decke zu fixieren. Ihre Augen schienen aus der Übung zu sein. Dann, als sie es endlich schaffte, entdeckte sie eine Nonne in schwarzem Habit und Schleier. Es musste ihre Stimme gewesen sein, die sie aus ihrem Traum gerissen hatte. Neben der Nonne stand ein Priester in Soutane mit purpurner Knopflochleiste und blickte besorgt auf sie hinab. Eliana versuchte sich im Bett aufzusetzen, aber ihre Muskeln besaßen keinerlei Kraft und fühlten sich weich an wie Pudding. Die Nonne kam zu ihr, stellte das Kopfende ihres Bettes hoch und achtete darauf, dass sie sich nicht die Injektionsnadel aus dem Handrücken riss. Eine Nadel in meinem Handrücken? Elianas Blicke folgten der Nadel über den durchsichtigen Schlauch bis hin zum Tropfständer, an dem eine halb leere Flasche mit Flüssigkeit hing. Das konnte nur bedeuten, dass sie in einem Krankenhaus war. Der Mann sagte etwas auf Italienisch zu ihr, was Eliana nicht verstand. Sie antwortete auf Deutsch.Daraufhin versuchte er es in Englisch.
    „Wie fühlen Sie sich?“ Er sprach mit italienischem Akzent.
    Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Eliana bemerkte, dass ihr Kopf schmerzte und pochte, und das Sonnenlicht, das grell in den Raum fiel,
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