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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel
Autoren: Birgit Fiolka
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stach in ihren Augen – ihre Pupillen reagierten verlangsamt und konnten sich nicht schnell genug verengen; aber sie versuchte trotzdem, sich zu konzentrieren. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war das Gesicht des Nephilim und ein greller Schmerz. Dann hatte Helel sie in den Tiber geworfen ... das Licht, die Stimme ... Gabriel ... Das hier war ein Krankenzimmer ... dann hatte sie also jemand aus dem Tiber gezogen. Eliana fing mit der unverfänglichsten Frage an. „Wer sind Sie und wo bin ich?“ Ihre Stimme klang kratzig, als wäre sie lange nicht benutzt worden.
    Der Priester schien erleichtert, dass sie ihn verstehen konnte. „Dies ist Schwester Fiona, und mein Name ist Monsignore Ferro. Sie sind auf der Tiberinsel im Krankenhaus des Ordens der Barmherzigen Brüder.“
    „Und warum bin ich hier?“ Sie fühlte sich noch immer betäubt.
    Monsignore Ferro tauschte einen besorgten Blick mit Schwester Fiona und sagte etwas auf Italienisch zu ihr, woraufhin sie den Raum verließ. Als sie fort war, nahm sich der Monsignore einen Stuhl und setzte sich an Elianas Bett. Seine Stimme klang ernst. „Sie lagen im Koma. Können Sie mir sagen, wie Sie heißen?“
    Eliana öffnete den Mund und hielt dann inne. Gabriels Stimme hallte leise in ihrem Kopf nach. Manchmal bekommt ihr Menschen eine Gelegenheit neu anzufangen ...
    „Nein ...“, antwortete sie vielleicht ein wenig zu schnell. „Ich kann mich nicht erinnern.“
    Der Blick des Monsignores bohrte sich in ihren. „Können Sie sich an irgendetwas erinnern ... von dem, was geschehen ist?“
    Eliana schüttelte den Kopf.
    „Das macht nichts“, beruhigte Monsignore Ferro sie und tätschelte schließlich ihre Hand. „So etwas passiert. Sie haben ein sehr schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten.“
    „Ich erinnere mich an gar nichts ... ich habe keine Ahnung, wer ich bin.“ Eliana legte tiefe Verzweiflung in ihre Worte. Lag dort eine Spur Enttäuschung in den Blicken von Monsignore Ferro? Eliana sah an sich hinunter ... ein Tropf, aber ansonsten konnte sie nichts erkennen. „Was für einen Unfall hatte ich?“
    Monsignore Ferros Antwort kam zögernd. „Etwas Schweres ist Ihnen ins Gesicht und auf den Kopf gefallen. Ein junger Mann hat sie am Ufer des Tiber unweit der Engelsbrücke gefunden. Sie waren klatschnass und blutüberströmt. Er hat sie hierher ins Krankenhaus gebracht, sonst würden sie nicht mehr leben.“ Der Monsignore hustete, bevor er weitersprach. „Ihr Gesicht war zertrümmert ... die Nase, das Kinn, die Wangenknochen ... eigentlich hatten sie kein Gesicht mehr.“
    Eliana sah erneut das Gesicht des Naphil über sich gebeugt und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Neu anfangen ... Ihre Hände wanderten zu ihrem Gesicht, und sie fühlte Verbände und wattierte Stellen. Sie bekam Panik und fuhr vorsichtig mit den Fingern über ihren Kopf. „Bin ich ... entstellt?“
    Monsignore Ferro schüttelte lächelnd den Kopf, um sie zu beruhigen. „Das war vielleicht das einzig Gute an ihrem Koma. Die Operationen ... von denen haben Sie nichts mitbekommen. Die Verbände wurden zwischenzeitlich gewechselt, und Sie besitzen erstaunlich gutes Heilfleisch. Ihr Körper hat sich schnell erholt. Sie werden wieder ein Gesicht haben ... ob es das gleiche Gesicht ist, das es vorher war, kann ich Ihnen nicht sagen.“
    „Heißt das ... Sie wissen auch nicht, wer ich bin?“
    Er schüttelte den Kopf. „Sie waren entstellt, hatten keinen Ausweis bei sich, nur die nassen Sachen, die Sie am Leib getragen haben ... und der junge Mann war verschwunden, bevor wir ihn befragen konnten. Wir haben Fotos von Ihnen durch die Medien geschickt, das Innenministerium und die Polizei eingeschaltet ... bisher leider erfolglos. Nun ja, auf den Fotos war nicht viel von Ihrem Gesicht zu erkennen. Wir haben auch Ihre Fingerabdrücke genommen und DNA-Abgleiche mit weltweiten Datenbanken betrieben ... nichts.“ Der Monsignore sah sie an, als misstraue er seinen eigenen Worten. „Nirgendwo ein Vermerk – Sie sind wie ein unbeschriebenes Blatt.“
    Eliana bemühte sich, ihre Unruhe zu verbergen. In Deutschland wurde sie noch immer als Mordverdächtige gesucht – die Spurensicherung musste Fingerabdrücke und DNA-Proben aus ihrer Wohnung sichergestellt haben. Wie konnte es also sein, dass man sie über das Bundeskriminalamt nicht hatte identifizieren können? ... wir haben beschlossen, dir dieses Geschenk zu machen ... Gabriel ... sie musste es getan haben ... ihre Genetik verändert
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