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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel
Autoren: Birgit Fiolka
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flüsterte sie und bückte sich zu ihm hinunter. Er war verwahrlost, aber zahm. Vorsichtig kam er näher und schnupperte an ihrer Hand, bevor er seinen Kopf daran rieb. Der Kater zumindest ließ sich von ihrem neuen Gesicht nicht täuschen. Er wusste, wer sie war.
    „Was machst du denn auf der Straße bei diesem Wetter? Hat sich denn niemand um dich gekümmert?“ Eliana nahm ihn hoch und schob ihn in den Ausschnitt ihrer dicken Daunenjacke.
    Plötzlich öffnete sich die Haustür, und hinaus kam eine junge Frau, die ihren Schal fest um ihren Hals schlang. Als sie den Kater in Elianas Jacke entdeckte, lächelte sie und kam zu ihr. „Hat der Streuner endlich ein neues zu Hause gefunden?“ Sie kraulte Gabriel zwischen den Ohren. „Glück gehabt ...“, sagte sie an ihn gerichtet. „Ein schönes Weihnachtsgeschenk für einen Obdachlosen.“
    „Kennen Sie die Katze? Gehört sie wirklich niemandem?“
    Die junge Frau zuckte mit den Schultern. „Ich bin erst vor etwa neun Monaten hier eingezogen. Ein Nachbar sagt, der Kater hat meiner Vormieterin gehört.“ Sie zog sich die Jacke fester um den Körper, so als friere sie bei dem bloßen Gedanken, weiter zu sprechen. „Eine schlimme Geschichte war das. Hat ihren Freund und eine Mieterin des Hauses bestialisch abgeschlachtet und ist seitdem wie vom Erdboden verschwunden. Ich wollte die Wohnung zuerst nicht, aber die Lage ist so schön, und die Miete ist aufgrund der schrecklichen Geschichte günstig. Die Mörderin wird ja kaum hierher zurückkehren. Immerhin fahndet die Polizei nach ihr.“ Sie wies auf den Kater. „Ich hätte ihn ja genommen, aber ich bin allergisch gegen Katzen. Das heißt, in meiner Wohnung geht es nicht mit ihm, aber ich füttere ihn. Er kann ja nichts dafür ... und niemand wollte ihn haben. War wohl allen zu unheimlich ... die Katze einer Ritualmörderin.“ Die junge Frau lächelte entschuldigend, wünschte ein frohes Weihnachtsfest und verschwand dann im Schneetreiben. Eliana sah ihr nachdenklich hinterher.
    Als sie mit dem Kater unter ihrer Jacke zurück zur Domplatte schlenderte, fühlte sie sich mit jedem Schritt, den sie tat auf wunderbare Weise, als wäre sie nicht mehr ganz so alleine und verloren. Die Schwere und Verzweiflung des letzten Jahres begannen von ihr abzubröckeln wie eine vertrocknete Kruste. Darunter kam eine neue Eliana zum Vorschein, eine, die wusste, dass sie ihr Leben anpacken und in Ordnung bringen würde. Sie flüsterte dem Kater ins Ohr: „Du hast auch ein hartes Jahr hinter dir, oder?“ Er sah sie an, als verstünde er jedes Wort. „Ich bin es so leid, Angst zu haben.“ Vor sich in der Menge sah Eliana einen Mann. Er war groß, und seine Gestalt schien zwischen den Barrieren der Menschen geschmeidig wie Wasser hindurchzugleiten ... als wäre er nicht von dieser Welt. Eliana nahm ihren Mut zusammen und flüsterte seinen Namen: „Danyal!“
    Er wandte sich um und schenkte ihr ein Lächeln, bevor er in einer Traube aus Menschen verschwand. Ein warmes Gefühl durchflutete sie. Er war da, sie hatte es immer geahnt; und er wollte, dass sie es wusste. Sie war nicht allein, und es gab keinen Grund, Angst zu haben, denn sie stand unter dem Schutz Gabriels und Danyals. Eliana raunte in das ausgefranste Ohr des Katers: „Frohe Weihnachten, Gabriel.“

Nachwort
     
    Handlung und Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Einige Orte und Institutionen wurden im Sinne der schriftstellerischen Freiheit und Dramaturgie umbenannt und der Geschichte angepasst.
    Ähnlichkeiten mit real existierenden Organisationen habe ich nur als Rahmen für die Struktur und Organisation meiner im Buch auftretenden Organisationen etc. verwendet, und sie weisen in diesem Sinne nicht auf ein tatsächliches Betätigungsfeld oder Glaubensgrundsätze von real existierenden Institutionen oder kirchlichen Orden hin.
    Historische Ereignisse im Roman sind der Überfall auf das Kölner Judenviertel am 22. August 1349 zu Zeiten der großen Pestepidemie und die 100-tägigen Gladiatorenspiele zur Einweihung des Kolosseums in Rom. Die Mikwe in Köln, im ehemaligen jüdischen Viertel, kann heute noch besucht werden – natürlich ebenso der Dom.
    Real ist auch die Existenz von Engelsschriften und der neunzehn Schlüssel, die angeblich vom Engel Gabriel dem Alchemisten John Dee und seinem Medium Edward Kelly übermittelt worden sein sollen und die Existenz des Geheimbundes des „Golden Dawn“, der ein System entwickelt haben soll, mit den Schlüsseln (die
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