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Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Titel: Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
Autoren: Christian Stock
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Behandlung. Nur wenn die Trauerreaktion ungewöhnlich lange anhält, sollte man überprüfen, ob der Trauerprozess irgendwo feststeckt und blockiert ist. Als Daumenregel geht man davon aus, dass eine Trauer ruhig zwei bis drei Monate anhalten kann, bevor man sich Gedanken machen muss, ob es sich um eine komplizierte Trauerreaktion handelt, die evtl. doch eine Behandlung benötigt. Wenn die Trauersymptome ungewöhnlich intensiv sind, sich vielleicht sogar verschlechtern und länger als sechs Monate anhalten, sollte man hellhörig werden. Es kann sich dann um eine verlängerte und krankhafte Trauerreaktion handeln, die doch behandelt werden muss und die sich nicht mehr eindeutig von einer Depression abgrenzen lässt. In einem solchen Fall würde man auch von außen bemerken, dass z. B. die oben beschriebenen Phasen nicht durchlaufen werden.
    Im Volksmund wird noch oft noch von einem Trauerjahr gesprochen. Tatsächlich kann eine Trauerreaktion auch länger dauern; die Zeitdauer ist individuell verschieden. Das Trauerjahr ist nicht wörtlich zu nehmen und war historisch gesehen der Zeitraum, den man warten musste, bevor man wieder neu heiratete. Das hatte zum Teil auch juristische Gründe wie z. B. die Auszahlung von Hinterbliebenenrenten in früheren Zeiten. Im Volkswissen stand auch die Vorstellung dahinter, dass man einmal durch den Wechsel der Jahreszeiten hindurchgehen sollte, um sozusagen einen alten Zyklus abzuschließen, bevor man wieder mit etwas Neuem beginnt. Es gibt aber keine Regel und keine Verpflichtung dazu, dass man mindestens ein Jahr trauern müsste.
    Wichtig ist bei längeren Prozessen, die über mehrere Monate andauern, dass der Betroffene nicht unnötig leidet und tatsächlich Fortschritte in der Trauerbewältigung macht. Nur bei einer Stagnation oder Übertreibung der Trauer sollte man eine Behandlung erwägen. Wann eine Trauer angemessen ist und wann übertrieben, kann einem meistens der gesunde Menschenverstand sagen und das Umfeld, also die Familie und der Freundeskreis. Man sollte aber auch einen Trauenden nicht drängeln, um die Trauerarbeit zu beschleunigen. Es braucht die Zeit, die es braucht.
    Auf den Punkt gebracht
    Trauer ist eine besondere Form der Depression. Manche Fachleute bewerten eine angemessene Trauerreaktion als normale menschliche Reaktion ohne Krankheitswert. Erst wenn eine Trauerreaktion unangemessen intensiv und lange dauert, muss geprüft werden, ob sie in eine De-pression übergegangen ist. Hilfreich ist die Beobachtung der einzelnen Trauerphasen, die man idealerweise durchläuft. Es gibt keine Regel, wie lange Trauer dauern sollte, um abgeschlossen zu sein. Ungewöhnlich kurze und ungewöhnlich lange Trauer gilt es vorsichtig und verständnisvoll zu hinterfragen. Nicht nur Personen können betrauert werden, sondern jegliche Art von Verlust.
Die Rückfallprophylaxe
    Obwohl Depressionen relativ gut behandelbar sind, besteht bei schweren depressiven Episoden leider auch ein erhöhtes Rückfallrisiko. Jede erneute depressive Episode erhöht z. B. die Wahrscheinlichkeit dieses Risikos um ca.15 Prozent. Umgekehrt kann das Rückfallrisiko durch medikamentöse Behandlung und Psychotherapie um 50 Prozent gesenkt werden.
    Letztendlich ist aber immer ein wichtiges Therapieziel, einen Rückfall nach Möglichkeit zu vermeiden. Erwähnt wurde schon die „Krisenkarte“ im Abschnitt über Suizidalität. Darin sind für Extremsituationen alle Adressen von Personen gesammelt, die man im Notfall einschalten könnte. Es muss aber nicht immer so extrem sein. Auch die medikamentöse Erhaltungstherapie wurde bereits erwähnt. Im Folgenden will ich Ihnen noch einmal vorstellen, was der Betroffene selbst aktiv tun kann, um sich zu schützen.
    Es gibt natürlich so etwas wie „Trigger“, die die Anfälligkeit für eine erneute Depression erhöhen, z. B. Überarbeitung und zu viel Stress, zwischenmenschliche Konflikte (Streit), unangemessene Kritik oder Angriffe wie z. B. Mobbing, das Ende einer längeren Beziehung oder schwere körperliche Erkrankungen. Das sind aber nur Beispiele; jeder Mensch ist anders und jeder hat andere „Schwachstellen“. Jeder befindet sich in einer anderen Lebenssituation mit anderen möglichen „Triggern“. Jeder hat auch andere bevorzugte Bewältigungsstrategien. Der eine treibt lieber Sport, der andere bevorzugt ein Entspannungsverfahren. Jeder Mensch reagiert anders. Jeder Betroffene spürt auch andere „Frühwarnsymptome“. In einem Rückfallverhütungsplan
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