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Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Titel: Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
Autoren: Christian Stock
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jeder zehnte Bürger an einer Form von Depression erkrankt ist (die sogenannte Prävalenz), wobei leichte und schwere Verlaufsformen unterschieden werden. Man rechnet außerdem mit einer hohen Dunkelziffer, d. h., viele Depressionen werden nicht richtig erkannt. Schauen wir uns dazu das nächste Beispiel an:
    Beispiel 2
    Frau Müller ist schon älter. Sie ist verwitwet und vereinsamt. Sie hat immer wieder diverse körperliche Symptome, mit denen sie sich regelmäßig beim Hausarzt vorstellt, z. B. ein Druck- und Engegefühl in der Brust. Ihr Rücken schmerzt und sie ist häufig verspannt. Hinzu kommen Kopfschmerzen, Schwindel und Atembeschwerden. Manchmal ist ihr übel und sie hat oft keinen Appetit. Ihr Hausarzt kann allerdings keine organische Ursache entdecken. Er deutet die Beschwerden als „alterstypisch“ und führt sie zum Teil auf Nebenwirkungen von Medikamenten zurück, die Frau Müller einnimmt.
    Auch Frau Müller leidet an einer Depression, die sich aber auf der körperlichen Ebene ausdrückt und nicht die klassischen Melancholiesymptome aufweist. Fachleute nennen die körperlichen Symptome einer Depression auch „Somatisierung“ (übersetzt: „Verkörperlichung“). Das liegt daran, dass Körper und Seele zwei Seiten einer Münze sind und sich gegenseitig beeinflussen.
    Fortsetzung Beispiel 2
    Frau Müller ist eine starke Frau, die den Krieg mitgemacht und alle möglichen Entbehrungen kennengelernt hat. Sie hat es gelernt, keine Schwäche zu zeigen und niemanden mit ihrem seelischen Befinden zu belasten. Sie hat ihre Probleme mit sich selbst ausgemacht und in sich hineingefressen. Erst jetzt, im Alter, kommen manchmal belastende Erinnerungen hoch. Frau Müller glaubt aber, dass das zum Leben gehört und man sowieso nichts dagegen tun kann. Sie käme daher auch nicht auf die Idee, z. B. bei einem Psychologen um Rat zu fragen.
    Herr Schmidt und Frau Müller sind zwei typische Beispiele für eine Depression. Im Volksmund kennt man noch eine dritte Form: Man redet von „himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“. Was ist damit gemeint?
    Beispiel 3
    Herr Schulze geht zu seinem Bankberater und bittet um einen ungewöhnlich hohen Kredit. Er habe eine neue Geschäftsidee, die todsicher sei. Herr Schulze ist in dem Gespräch verhaltensauffällig. Der Bankberater merkt, dass er „überdreht“ wirkt. Er sprudelt mit unzähligen Ideen heraus und plant mehrere Projekte gleichzeitig. Seine Risikobereitschaft ist dabei völlig überzeichnet und Herr Schulze überschätzt sich und seine Fähigkeiten um ein Vielfaches. Zum Glück hat der Bankberater von Herrn Schulze auf einer Schulung von solchen Fällen gehört, sodass er nicht darauf eingeht und versucht, Zeit zu gewinnen. Er schlägt einen neuen Termin vor. Tatsächlich ist Herr Schulze beim Folgetermin nicht mehr so euphorisch, sondern wesentlich „gebremster“. Zu den ursprünglichen Ideen besteht nunviel mehr Abstand und er wirkt eher bedrückt und völlig gegenteilig im Vergleich zum letzten Termin. Es stellt sich heraus, dass Herr Schulze inzwischen auf Drängen seiner Familie einen Therapeuten aufgesucht hat.
    Herr Schulze leidet an einer wesentlich selteneren Form der Depression, einer sogenannten „bipolaren Störung“. Das heißt, er schwankt zwischen zwei Polen: auf der einen Seite einer Depression, die wir auch schon in den ersten beiden Beispielen kennengelernt haben, und auf der anderen Seite eine „Manie“ oder manische Phase, gekennzeichnet durch übersteigerten Antrieb, Ideenflut und Selbstüberschätzung mit erhöhter Risikobereitschaft. In der manischen Phase erlebt sich der Betroffene meist nicht als krank, sondern hält sich für besonders kreativ und energiegeladen. Meistens müssen die Familie und der Freundeskreis einschreiten und für eine Behandlung sorgen.
    Beispiel 4
    Blicken wir nun noch auf Frau Meier. Man kennt sie im Kollegium als „missmutig“ und oft schlecht gelaunt. Sie ist in ihrer Grundstimmung eher pessimistisch und dem Leben gegenüber sehr skeptisch. Auch Frau Meier fühlt sich oft niedergeschlagen und „müde“. Manchmal plagen sie auch Ängste und Unsicherheitsgefühle. Insgesamt sind die Symptome aber schwächer als in den anderen Beispielen und Frau Meier hat auch Phasen, in denen sie sich als „glücklich“ erlebt. Sie kann außerdem ihrer Arbeit nachgehen und ihren Alltag bewältigen, sodass auch ihr Umfeld nicht auf die Idee käme, dass Frau Meier an einer leichteren Form der Depression leidet, einer
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