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Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Titel: Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
Autoren: Christian Stock
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Schwangerschaft
40
Wechsel des Wohnortes
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Veränderung der Essgewohnheiten
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Urlaub
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Geringfügige Gesetzesübertretungen
11
    Die beiden Forscher konnten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass jemand, der in den letzten zwölf Monaten mehr als 300 Punkte in der Skala erreichte, erkranken würde. Wer weniger als 200 Punkte erreichte, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht krank. Stress gehört zum Leben dazu. Eine gewisse „Grundbelastung“ kann also jeder aushalten. Die Schwelle scheint bei 200 Punkten zu liegen.
Körperliche Erkrankungen
    Chronische Erkrankungen treten ebenfalls gehäuft zusammen mit depressiven Verstimmungen auf. Hier die häufigsten in zufälliger Reihenfolge:
chronische Schmerzen
Kopfschmerzen/Migräne
Demenz
multiple Sklerose
Morbus Parkinson
Rheuma
Krebs
Schilddrüsenerkrankungen
Diabetes („Zuckerkrankheit“)
Schlaganfall
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit
    Während bei Schilddrüsenerkrankungen, z. B. einer Unterfunktion, typische depressive Symptome auftreten können (und somit eine messbare hormonelle Veränderung besteht), vermutet man bei den anderen chronischen Erkrankungen, dass die anhaltende emotionale Belastung durch die Erkrankung die depressive Verstimmung auslöst. Es ist nachvollziehbar, dass die Diagnose einer chronischen Erkrankung die Betroffenen angesichts der Einschränkungen und Belastungen, die auf sie zukommen werden, belastet.
    Auch manche Medikamente wie Betablocker, Kortison oder Interferon, die in der Behandlung einiger dieser Erkrankungen eingesetzt werden, können depressive Symptome verursachen.
Veränderungen der Botenstoffe im Nervensystem
    Im Nervensystem sorgen sogenannte Neurotransmitter (manchmal auch Botenstoffe genannt) für die Übermittlung von Informationen. Mithilfe dieser chemischen Substanzen können Nervenzellen miteinander kommunizieren. Neurotransmitter können aktiviert oder vorübergehend blockiert werden.
    Dieses System ist unerhört komplex und differenziert. Aus der Forschung weiß man heute, dass insbesondere zwei dieser Botenstoffe etwas mit der Entstehung von Depressionen zu tun haben: Serotonin und Noradrenalin. In Hirnregionen, die für Gefühle, Konzentration, Antrieb und den Schlaf-Wach-Rhythmus zuständig sind, sind diese Botenstoffe bei depressiven Patienten weniger aktiv als bei Gesunden. Genau darauf basiert auch die Therapie mit entsprechenden Medikamenten, die dafür sorgen, dass genau diese Botenstoffe wieder vermehrt ausgeschüttet werden.
    In der manischen Phase der bipolaren Störung aus Beispiel 3 vermutet man übrigens das Gegenteil: eine Erhöhung des Noradrenalinspiegels.
    Ob Menschen depressiv werden, weil die Botenstoffe vermindert aktiv sind, oder ob dies eine Folge der Depression ist, gilt es noch zu klären. Das Gehirn verändert sich nämlich im Laufe des Lebens und passt sich an verschiedene Herausforderungen unterschiedlich an. Fachleute nennen das „Neuroplastizität“.
Erlerntes Verhalten
    Es gibt auch psychologische Theorien, die die Entstehung einer Depression zu erklären versuchen.
Erlernte Hilflosigkeit
    In der Theorie der erlernten Hilflosigkeit geht man davon aus, dass Menschen irgendwann im Laufe ihres Lebens (mehr oder weniger bewusst) beschließen, dass sie dem Leben und negativen Ereignissen hilflos ausgeliefert sind und nichts dagegen tun können. Diese Grundhaltung wurde evtl. auch schon von anderen Familienmitgliedern so vermittelt oder der Betroffene kommt aufgrund seiner Lebenserfahrung irgendwann einmal selbst zu dieser Bewertung der Wirklichkeit. Verlusterfahrungen oder z. B. eine Vernachlässigung in der Kindheit (mangelnde positive oder unsichere Bindungserfahrungen) können den Eindruck entstehen lassen, dass die jeweilige Person nicht besonders liebenswert ist, und ein negatives Selbstbild von sich entstehen lassen.
    Wenn im Leben eines Menschen dann noch öfter etwas „schiefgeht“ und er diese Erfahrung zeitlich verallgemeinert („Immer passiert mir so etwas!“), kann sich schnell eine entsprechend pessimistische Grundhaltung einschleichen. Wird dann noch vermutet, dass es ein dauerhaftes Problem ist, verstärkt sich die negative Grundhaltung. Glaubt der Betroffene zu guter Letzt, dass es immer seine eigene Schuld sei und nicht an der Außenwelt liege, kann sich ein mangelndes Selbstwertgefühl entwickeln und etwas einstellen, was Forscher „Gefühl der Hoffnungslosigkeit“ nennen. Jede
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